Die Älteren, die dabei waren, erinnern sich an die Erschütterung, als Dröscher auf dem Bundesparteitag im Oktober 1977 in Hamburg plötzlich, kurz vor seinem Bericht als Schatzmeister im Plenum, im Alter von nur 57 Jahren verstarb. "Mitten in seiner Pflicht, mitten unter uns", wie Willy Brandt in einer ersten Würdigung sagte. Nach ihm, der mit großem Engagement für die sozialdemokratische Sache eintrat, ist der Wilhelm-Dröscher-Preis benannt, mit dem besondere Leistungen der Ortsvereine und anderer Gliederungen der Partei seit 1987 ausgezeichnet werden.
Der 1920 in Kirn an der Nahe geborene Dröscher hatte als Soldat den Krieg erlebt und erlitten. Der Wille zu einem entschiedenen Neubeginn führte ihn kurzzeitig zur KPD. 1949 wurde er Sozialdemokrat, für den die Partei rasch Heimat wurde.
Dröscher begann politisch in der Kommunalpolitik seiner Heimatstadt und wurde 1955 Mitglied des Landtages in Rheinland-Pfalz. Von 1957-71 war Dröscher, der sich den Ruf des "guten Menschen von Kirn" erwarb, Bundestagsabgeordneter, der sich um Landwirtschafts- und Kommunalpolitik ebenso kümmerte wie um Verteidigungs- und Außenpolitik. 1970 wurde er zum SPD-Landesvorsitzenden gewählt und war 1971 und 1975 Spitzenkandidat bei den Landtagswahlen, in denen er Helmut Kohl unterlag.
Seit 1973 Mitglied des Bundesvorstandes und des Präsidiums wurde Dröscher 1975 zum Schatzmeister gewählt. Außer der Bundespolitik war ihm auch die Europapolitik wichtig: Von 1974 bis zu seinem frühen Tod hatte er die Funktion des Präsidenten des Bundes Sozialdemokratischer Parteien der Europäischen Gemeinschaft inne.
lehrt als Professor für Zeitgeschichte an der Ruhr-Universität Bochum. Er war Vorsitzender der Historischen Kommission beim SPD-Parteivorstand.