Der Stichwortgeber des Mauerfalls
Herr Ehrman, welche Antwort auf ihre Frage nach dem Reisegesetz haben Sie sich eigentlich von Günter Schabowski erhofft? Sicherlich nicht das Ende der Mauer, oder?
Ich hatte nicht die geringste Ahnung, was da kommt, diese Antwort war für mich unvorstellbar.
War Ihnen in dem Moment bewusst, dass Sie Teil eines historischen Moments geworden sind?
Nein, ich habe keineswegs an Weltgeschichte gedacht oder daran, ein Teil von ihr zu werden. Letzten Endes war ich ziemlich müde nach meinen nicht enden wollenden Berichten an die italienische Nachrichtenagentur ANSA in Rom. Ich habe mich einfach darauf konzentriert, meinen Job als Korrespondent gut zu machen, und offensichtlich ist mir das gelungen.
Eindeutig. Dafür wurden Sie oft geehrt und haben im Oktober 2008 das Bundesverdienstkreuz von Horst Köhler verliehen bekommen. Was ist Ihnen in Erinnerung geblieben?
Abgesehen vom Bundesverdientskreuz habe ich von Helmut Kohl und vielen anderen Glückwünsche bekommen, aber die denkwürdigste Anerkennung kam von Willy Brandt. Ich habe Willy Brand kurz nach dem Mauerfall auf einer SPD-Konferenz in Westberlin getroffen, Er hat mich sichtlich gerührt umarmt und gesagt: „Kurze Frage, enorme Wirkung.“
Wie sind Ihre heutigen Verbindungen zu Deutschland?
Ich liebe Deutschland so sehr, dass ich wirklich gerne dort geblieben wäre. Aber 1991 wurde ich von ANSA als Korrespondent für Spanien und Portugal nach Madrid beordert. Und obwohl ich im Ruhestand bin, lebe ich immer noch hier. Dabei fällt mir ein, dass ich vor ein paar Jahren Walter Momper in Spanien getroffen habe, als er hier einen Preis entgegen nahm. Ich sagte ihm, dass ich mein Herz in Berlin gelassen habe. Das stimmt bis heute.
studiert Politologie sowie Soziologie an der Universität Potsdam und ist von Oktober bis Dezember 2014 Praktikant beim vorwärts.