Heute gedenkt Deutschland des historischen Besuchs von Willy Brandt in Warschau vor 35 Jahren. Am 7. Dezember 1970 kniete Bundeskanzler Willy Brandt in Warschau vor dem Denkmal für die Opfer
des Warschauer Ghettos nieder. Am selben Tag unterzeichnete er den Warschauer Vertrag, der ein entscheidendes Zeichen für Entspannung und Aussöhnung im deutsch-polnischen Verhältnis setzte.
Mit seinem spontanen Kniefall vor dem Ehrendenkmal hat Willy Brandt stellvertretend Verantwortung übernommen für die von Deutschen begangenen Greueltaten. Mit dieser Geste der Demut hat der
standfeste Demokrat und visionäre Politiker Willy Brandt zum Ausdruck gebracht, dass für Deutschland aus seiner Vergangenheit die Verpflichtung zur Aussöhnung und zu einer friedlichen
Nachbarschaft erwachsen ist. Die Erinnerung daran ist für uns zugleich Mahnung und politischer Auftrag.
Willy Brandts Besuch in Warschau hat nicht nur einen grundlegenden Neubeginn in den deutsch-polnischen Beziehungen eingeleitet. Er hat auch vielen Menschen - vor allem in der damaligen DDR
- Mut und die Hoffnung darauf gegeben, dass sich durch die Politik der Entspannung auch ihr eigener Alltag Schritt für Schritt erleichtern könnte.
Die Unterzeichnung des Warschauer Vertrages hat - wie Willy Brandt selbst es ausdrückte - eine Brücke geschlagen. Ein erster grundlegender Schritt war getan auf dem langen Weg zu einem
neuen gemeinsamen Europa. Heute ist Willy Brandts Vision eines freiheitlichen und friedlichen Europas Realität geworden: Gemeinsam mit 23 anderen demokratischen Mitgliedstaaten bilden Polen und
Deutschland die Europäische Union, die sich der Wahrung des Friedens und dem Streben nach Wohlstand verschrieben hat.
Wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten erinnern uns am 35. Jahrestag seines Besuchs in Warschau an seine großen Verdienste um den Frieden in Europa, um Deutschland und um die deutsche
Sozialdemokratie. Wir sind Willy Brandt zu tiefem Dank verpflichtet.
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Erhard Eppler:
Vor wem kniete Willy Brandt?
dradio.de:
Der Kniefall von Warschau
hat Politikwissenschaft und Philosophie in Berlin studiert und ist Redakteurin beim vorwärts.