Der Titel sagt eigentlich schon alles: Es war tatsächlich nicht alles schlecht. Lieder wie "Millionär", "Alles nur geklaut" und "Du musst ein Schwein sein" prägten das Lebensgefühl der frisch wiedervereinten Nation - zumindest im Osten. Die fünf Sänger um Tobias Künzel und Sebastian Krumbiegel spiegelten mit ihren leichten, manchmal frechen Texten die Aufbruchsstimmung der Neunziger wider. Alles war möglich, alles erlaubt …
Die Prinzen gaben sich dabei wortgewandt und zugleich einer gewissen musikalischen Klasse verpflichtet. Nicht zuletzt entstammen die Jungs der gestrengen Schulen des Dresdner Kreuzchors und des Leipziger Thomanerchors.
DIE Ostgruppe
Ihre Karriere verlief denn auch kometenartig. Unter den Fittichen von Produzentin Annette Humpe ("Ich + Ich") und Udo Lindenberg, der die Prinzen als Vorband förderte, landeten die ersten
vier Prinzenalben in den Top Ten der deutschen Hitparade. Dann aber zog es Blasen. Stefan Raab protegierte inzwischen die Gruppe, deren Texte teils vulgärer, teils kitschiger wurden. Die
Leichtigkeit war verschwunden, ebenso wie in der milleniumsmüden deutschen Gesellschaft. Unsicherheit, Krisenbewusstsein, Trägheit machten sich breit.
Die Prinzen legten zwar nach den ersten vier Erfolgsalben noch sieben weitere nach, doch irgendwie wollte keins von diesen den Nerv der Zeit so richtig treffen. Die 1995 gegründete Kölner Band "Wise Guys" ist im neuen Jahrtausend erfolgreicher als die A-Kapella-Kollegen aus Leipzig. Und seit Kai Niemanns Hit "Im Osten" (2001) gelten die Prinzen auch nicht mehr als DIE Ostgruppe.
Und nun? Sind die Prinzen eine Gruppe, deren Zeit langsam ausklingt? Sinkt der Stern? Oder ist ihnen der Schritt zur bundesweiten Popularität gelungen? Stimmt man auch in Saarbrücken oder Düsseldorf in "Gabi und Klaus" oder "Mann im Mond" mit ein?
"20 Jahre Die Prinzen - Jahr"
Die Prinzen antworten auf diese drängenden Fragen mit einem Best of-Album, dem zweiten nach "Ganz oben" aus dem Jahr 1997. Der Titel - "Es war nicht alles schlecht" - klingt wie eine
Rechtfertigung für jüngste Misserfolge. Dementsprechend finden sich unter den 22 Liedern der Platte 13 ältere, teils in neuer Version, doch eigentlich trotzdem alt geblieben. Was durchaus positiv
ist. Aber eben von "Ganz oben" her schon bekannt ist.
Der Rest sind mehr oder weniger gute Lieder aus den jüngeren Zeiten, etwa der provokante Song "Das alles ist Deutschland" oder die eher schnulzigen Hymnen "Ich schenk dir die Welt" und "Nie wieder Liebeslieder". Und etwas Neues: Drei Lieder, die im Grunde genommen schon vom Titel her ankündigen, wo sich die Prinzen derzeit befinden. "Es war nicht alles schlecht" - die etwas entschuldigende Beleuchtung der Vergangenheit. Und "Wir halten durch" - ein klares Bekenntnis zu einer eher unspektakulären Gegenwart und dem Weitermachen, trotzdem.
"Es war nicht alles schlecht" ist somit ein gutes Sammelalbum für alle die, die sich mit den Prinzen grundsätzlich vertraut machen wollen oder solche, die hören wollen, wohin sich die Gruppe
entwickelt hat. Für Liebhaber der Band aber ist es nichts. Hier bliebt nichts weiter übrig, als die ersten vier Platten zu horten und auf bessere Zeiten zu hoffen.
erhielt 2008 den Literaturpreis des Landes Sachsen-Anhalt, 2011 erschien sein erster Roman, „Folgen einer Landpartie“.