Geschichte

Das Echo der Mauer

von Die Redaktion · 5. Februar 2009
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"In einer einzigen Nacht fiel die Berliner Mauer - so wie sie in einer einzigen Nacht errichtet worden war", schreibt Taylor im Nachwort seines Buches. Der Historiker untersucht die lange Entwicklung bis zu jenen folgenschweren Nächten. Und weil solche Umwälzungen nicht im luftleeren Raum geschehen, entwirft er in seiner Arbeit ein Panorama Deutschlands in der Zeit des Kalten Krieges. Und Taylor untersucht das Echo, das die Mauer beim Rest der Welt hervorrief. Gerade diese Kontextualisierung gefällt Thomas Krüger, dem Präsidenten der Bundeszentrale für politische Bildung.

"Grausam aber solide"
"Die Mauer war grausam, aber solide", so Taylor. Auf bizarre Weise sorgte sie für Stabilität mitten im Brennpunkt - zum Nutzen anderer Völker, aber zum Schaden der deutschen Bevölkerung. Der Fall der Mauer, unterstreicht der Historiker, sei ein Verdienst der Ostdeutschen. Der Westen habe Systemveränderungen in der DDR nicht unterstützt: "Die Leute in der DDR mussten sie selbst machen", betont er.

Seit dem Fall der Mauer sei eine Generation herangewachsen. Sie könne die Geschichte, und ihrer gängige Interpretation nun hinterfragen, so Taylor. Auch Krüger, selbst in der ostdeutschen Bürgerrechtsbewegung aktiv, sprach davon, die allzu bekannten Bilder und die große, einheitliche Narration zu hinterfragen: "Hinter jeder Wahrheit gibt es immer noch eine andere Wahrheit".

Taylor hat zahllose Quellen ausgewertet, mit Menschen gesprochen, und nicht zuletzt in den 70ern in beiden deutschen Staaten gelebt. Seine umfassende Arbeit wird vielleicht einer der spannendsten und erhellendsten Beiträge zum 20. Jubiläum des Mauerfalls sein.

Birgit Güll

Frederick Taylor: "Die Mauer. 13. August bis 9. November 1989", aus dem Englischen von Klaus-Dieter Schmidt, Siedler Verlag, München, 2009, 576 Seiten, 29,95 Euro, ISBN 978-3-88680-882-3

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