Geschichte

30. Januar 1933: Die „Machtübergabe“

von Die Redaktion · 23. November 2005
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Am 30. Januar 1933 erfolgte keine "Machtergreifung", wie die Nazis stolz verkündeten, sondern die "Machtübergabe" durch "Hitlers willige Helfer". Denn um die Jahreswende 1932/33 befand sich die Nazibewegung in einer ernsthaften Krise. Aber einflussreiche Kreise der Schwerindustrie, der Banken, der Reichswehr, der Großgrundbesitzer und die Hetzpresse des Medienzars Hugenberg nutzten die 1929 beginnende Wirtschaftskrise zum Sturmangriff auf SPD und Gewerkschaften. Wegen ihrer Sozialpolitik klagten sie diese als Urheber der Krise an. Unter der Losung "Gegen rote Misswirtschaft" drängten sie die rechtsliberale Deutsche Volkspartei und das Zentrum zum Bruch der großen Koalition am 27. März 1930. Diese war nach dem großen Wahlerfolg der SPD im Mai 1928 unter dem sozialdemokratischen Reichskanzler Hermann Müller gebildet worden.

Diese antisozialdemokratische Wende, die zum Scheitern der letzten parlamentarischen Regierung führte, war auch eine antidemokratische Wende. Ohne Einbeziehung der SPD gab es keine demokratische Mehrheit mehr. Reichskanzler Brüning konnte nur noch mit Hilfe von Notverordnungen regieren. Obwohl Brüning mit seiner antisozialen Sparpolitik zur Verschärfung der Wirtschaftskrise beitrug, tolerierte die SPD ihn fast bis zur Selbstverleugnung, um den Weg Hitlers an die Macht zu blockieren.

Die vorgezogenen Reichstagswahlen im September 1930 brachten den Nazis spektakuläre Gewinne: von 2,6 Prozent 1928 auf 18,3 Prozent. Der Anteil der SPD ging von 29,8 Prozent (1928) auf 24,5 Prozent zurück. Am 31. Juli 1932 legten die Nazis noch einmal zu und erreichten mit 37,4 Prozent und 230 Mandaten ihren Höhepunkt. Dann war ihr Aufstieg gestoppt. Bei den Wahlen im Dezember in Thüringen verloren sie im Vergleich zum Juli fast 40 Prozent ihrer Stimmen. Finanzprobleme, Enttäuschung der Anhänger, Resignation in Führungskreisen veranlassten Goebbels am 23. Dezember 1932 zum Fazit: "Die Zukunft ist dunkel und trübe, alle Aussichten und Hoffnungen vollends entschwunden." Aber "Hitlers willige Helfer" intervenierten bei Hindenburg. Am 30. Januar 1933 ernannte er Hitler zum Reichskanzler. Die alten antidemokratischen Machteliten übergaben die Macht an die neue noch skrupellosere Machtelite der Nazis.

Horst Heimann

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