Geschichte

150 Jahre Käthe Kollwitz: Kunst gegen den Krieg

Eine Ausstellung im Willy-Brandt-Haus ehrt die Künstlerin Käthe Kollwitz zu ihrem 150. Geburtstag. Die überzeugte Pazifistin warb 1918 im »Vorwärts« für Frieden. „Nie wieder Krieg“ von 1924 ist eines ihrer bekanntesten Plakate.
von Birgit Güll · 7. Juli 2017
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Ihr Sohn ist 17 Jahre alt, als er freiwillig in den Krieg zieht. Es ist das Jahr 1914 und Peter Kollwitz wird nicht zurückkehren. Zehn Tage nachdem er sich von seinen Eltern verabschiedet hat, fällt er an der Front in Belgien. Die Grafikerin und Bildhauerin Käthe Kollwitz wird damit endgültig zur Pazifistin.

„Nie wieder Krieg“

„Es ist genug gestorben! Keiner darf mehr fallen!“ Diese Zeilen schreibt sie in einem offenen Brief, den der „Vorwärts“ im Oktober 1918 abdruckt. Sie wendet sich damit gegen den Aufruf des Dichters Richard Dehmel. Er hatte in der Parteizeitung zum Durchhalten aufgefordert und dazu, sich freiwillig an die Front zu melden. Kollwitz‘ Engagement gegen Krieg zieht sich durch ihre künstlerische Arbeit. „Nie wieder Krieg“ von 1924 ist eines ihrer bekanntesten Plakate. Am Mahnmal für ihren verstorbenen Sohn wird sie 18 Jahre lang arbeiten, 1932 stellt sie die Figurengruppe „Trauerndes Elternpaar“ fertig.

Zu dieser Zeit ist die am 8. Juli 1867 geborene Käthe Kollwitz bereits Mitglied der „Preußischen Akademie der Künste“. Als erste Frau wird sie 1919 dazu ernannt. Kollwitz lebt mit ihrem Mann, dem Arzt und SPD-Politiker Karl Kollwitz, im Arbeiterviertel Berlin-Prenzlauer Berg. Sie kennt aus der Nähe, was sie in ihren Bildern festhält: Hunger, Krankheit, Wohnungsnot. Sie engagiert sich gegen soziale Missstände und für eine Zusammen­arbeit von KPD und SPD – gegen die Natio­nalsozialisten. Als diese 1933 die Macht übernehmen, zwingen sie Kollwitz zum Austritt aus der Akademie der Künste. ­Ihre Kunst wird als „entartet“ verfemt.

Ausstellung im Willy-Brandt-Haus

Anlässlich des 150. Geburtstags von Käthe Kollwitz und zum 80. Jahrestag der nationalsozialistischen Femeschau „Entartete Kunst“ in München zeigt das Berliner Willy-Brandt-Haus Bilder aus der hauseigenen Sammlung. Unter den insgesamt 24 Werken zum Thema „Verfolgte Moderne“ sind 11 grafische Arbeiten von Kollwitz zu sehen, die zwischen 1893 und 1931 entstanden sind.

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Autor*in
Birgit Güll

ist Redakteurin, die für den „vorwärts“ über Kultur berichtet.

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