Wie die SPD mit ihrem Wahlprogramm junge Menschen überzeugen kann
Thomas Imo/photothek.net
Gewerkschaften und die betrieblichen Interessenvertretungen leisten einen wichtigen Beitrag für gerechte Arbeitsbeziehungen. Gerade junge Menschen mischen sich aktiv in das betriebliche Geschehen ein, um ihre Arbeits- und Ausbildungsbedingungen zu verbessern. Selbstverständlich wurde ich direkt zu Beginn meiner Mechatroniker-Ausbildung 2003 Mitglied bei der IG Metall. Kurz darauf habe ich mich entschlossen, für das Amt als Jugend- und Auszubildendenvertreter zu kandidieren. Mir war und ist wichtig, Einfluss zu nehmen und somit aktiv die Ausbildungsqualität für und mit meinen Kolleginnen und Kollegen zu verbessern.
Ich habe mich dafür eingesetzt, dass jedem Auszubildenden die benötigten Ausbildungsmittel zur Verfügung gestellt werden, die Zahl der Ausbildungsplätze stabil bleibt und die Übernahme nach der Ausbildung gewährleistet ist.
Alles kann verändert werden
Durch meinen Einsatz im Betrieb und in der IG Metall wurde mir schnell klar, dass nichts in Stein gemeißelt und alles veränderbar ist. Das gilt genauso für die „große“ Politik. Denn wo die Grenzen des Regelungsbereichs von Betriebsvereinbarungen oder Tarifverträgen enden, sind immer Gesetze gefragt. Das war für mich der Grund, warum ich 2008 dann auch Mitglied der SPD geworden bin.
Ich bin fest davon überzeugt: Die SPD ist ein guter Ort um Einfluss zu nehmen, denn gute Arbeits- und Ausbildungsbedingungen sind nach wie vor keine Selbstverständlichkeit. Dass die SPD die Novellierung des Berufsbildungsgesetzes in ihr Regierungsprogramm aufgenommen hat, ist ein weiterer großer Schritt hin zu mehr Bildungsgerechtigkeit. Denn Chancengerechtigkeit in unserem Land hängt ganz erheblich von der Zukunftsfähigkeit unseres dualen Berufsausbildungssystems und des dualen Studiums ab.
Dieses Gesetz hat direkten Einfluss auf den täglichen Berufsalltag junger Kolleginnen und Kollegen. Die geplanten Änderungen im Gesetz bedeuten für sie unmittelbare Verbesserungen.
Politik wird am Arbeitsplatz erlebbar
Politik wird greifbar, wenn plötzlich meine Fahrtkosten zur Berufsschule erstattet werden. Oder wenn ein Berufsschultag unabhängig vom Alter arbeitsfrei und die Übernahme nach der Ausbildung verlässlich geregelt ist. Politik wird durch direkte Verbesserungen im Arbeits- und Lebensalltag erlebbar.
So können wir mehr junge Menschen für die Partei gewinnen. Unsere Generation ist nicht unpolitisch. Es herrscht aber ein Verdruss bzw. ein Misstrauen den Parteien gegenüber.
Um diese abzubauen brauchen wir eine Politik der klaren Antworten. Direkte Verbesserungen im Alltag, aber immer mit Blick auf das große Ganze. Wir brauchen eine sozialdemokratische Vision für unser Zusammenleben.
Schluss mit dem Rumgebastel!
Diese Vision hat die SPD in ihrem Regierungsprogramm klar benannt. Wir wollen eine gerechte Gesellschaft. Wir wollen innovativ sein und unser Land besser machen. Innovativ zu sein heißt dabei, etwas Bestehendes so zu verbessern, dass alle das Gefühl haben, etwas Neues und Einzigartiges in der Hand zu haben. Es muss Schluss sein mit dem kleinteiligen „Rumgebastel“ an vermeintlich zementierten Regelungen und Gesetzen. Dafür müssen wir vieles grundsätzlich in Frage stellen.
Gerechtigkeit bedeutet auch ein Rentensystem, von dem Jung und Alt profitieren und in das alle Beschäftigtengruppen einzahlen und so dafür sorgen, dass es auch bei der Rente ein solidarisches Miteinander gibt. Wir brauchen eine einzige Krankenkasse, die für alle Bürgerinnen und Bürger die Gesundheitsversorgung garantiert. Neben dem Gesundheitsbereich gehören auch die Energieversorgung und die Infrastruktur in staatliche Hand. Und zuletzt müssen endlich die Vermögen der absoluten Finanzelite stärker belastet werden. Die Einführung einer Vermögenssteuer ist deshalb unumgänglich.
Die Jugend möchte Politik mit Visionen
Das sind die großen Würfe die wir anpacken müssen. Denn dies macht nicht nur Deutschland gerechter, sondern ist auch die Möglichkeit, die Jugend für die SPD zu gewinnen. Wer, wenn nicht wir, soll den Mut haben, dieses Großprojekt anzupacken?
Bei der Parlamentswahl in Großbritannien hat man gesehen, wie es möglich ist, junge Menschen von der sozialdemokratischen Idee einer gerechten Gesellschaft zu überzeugen. In meinen Gesprächen mit Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben oder mit den Menschen in meiner Heimatstadt Aschaffenburg werden mir diese Ideen immer wieder bestätigt. Die Jugend möchte eine visionäre Politik. Es muss die Aufgabe der SPD sein, die sozialdemokratische Vision unserer Gesellschaft zu zeichnen.
ist Gewerkschaftssekretär im Ressort Junge IG Metall beim IG Metall Vorstand in Frankfurt. Außerdem ist er SPD Vorsitzender in Aschaffenburg.