Warum Familienministerin Manuela Schwesig das Wahlalter senken will
Jung zu sein ist auch nicht das, was es einmal war. Diesen Eindruck vermittelt der „15. Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung“, der in diesem Jahr erschienen ist: War es vor einigen Jahren noch üblich, mit Anfang 20 zu heiraten und Kinder zu kriegen, scheint sich die Phase der Jugend heute in die Länge zu ziehen: „So schließen junge Menschen häufig erst im Alter zwischen 20 und 30 ihre Berufsausbildung oder ihr Studium ab und werden wirtschaftlich unabhängig“, heißt es in der Zusammenfassung des Berichts. „Dies bringt neue Herausforderungen mit sich und kann mit sozialen Risiken und Ungleichheiten verbunden sein.“
Schwesig: Warum sollten Jugendliche nicht mit 16 Jahren wählen?
Damit die Politik Lösungen findet für die Probleme, vor denen Jugendliche und junge Erwachsene heute stehen, hat das Bundesfamilienministerium am Wochenende nach Berlin geladen: Gekommen sind rund 450 junge Menschen aus ganz Deutschland. Gemeinsam haben die Teilnehmer zwischen 16 und 26 Jahren nicht nur ihr junges Alter – sie sind darüber hinaus alle politisch engagiert: in kommunalen Jugendparlamenten und Jugendbeiräten, als Schülersprecher oder Mitglieder von Jugendverbänden.
„Wenn Jugendliche mitreden und mitmachen, dann müssen ihre Meinungen auch Gewicht haben“, sagte Familienministerin Manuela Schwesig in ihrer Eröffnungsrede am Freitag. „Deshalb müssen wir die Jugend stärker politisch beteiligen, ihr größere Mitspracherechte einräumen – auch zum Beispiel beim Wahlalter. Wenn Jugendliche sich an vielen Stellen für Demokratie engagieren und Mitverantwortung übernehmen – warum sollen sie nicht schon ab 16 wählen können?“
Junge Menschen sichtbar und hörbar machen
Sie sei eine starke Verfechterin der Idee, das Wahlalter in Deutschland zu senken, betonte Schwesig. Sie will, dass Jugendliche ihren Interessen in der Gesellschaft mehr Gehör verschaffen können: „Damit junge Menschen in der Demokratie tatsächlich etwas bewirken können und nicht ausgeschlossen bleiben, brauchen sie mehr Partizipationsmöglichkeiten. Wir wollen eine Gesellschaft, in der die junge Generation sichtbar und hörbar ist“.
Das ganze Wochenende haben die Jugendlichen und jungen Erwachsenen Zeit, um darüber zu beraten, wie sie mehr Teilhabe in Politik und Gesellschaft erreichen können. Laut Familienministerium dient der „Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung“ als Grundlage für die Diskussion. Der Bericht wurde Anfang Februar von zwölf Sachverständigen aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft in Berlin vorgestellt. Er behandelt die unterschiedlichsten Aspekte der Lebenssituation junger Menschen: von der Schule über die Berufsausbildung bis hin zum digitalen Leben in einer globalisierten Welt.
ist promovierter Sprachwissenschaftler und war bis Mai 2018 Redakteur beim vorwärts.