Rückkehrer beleben das ostdeutsche Land
Die Heimat vergisst man nicht. Die Heimat, die Herkunft, bleibt im Herzen, bleibt als Bild immer da“, so sieht es Dietmar Woidke. Mit diesem emotionalen Heimatverständnis ist Brandenburgs Ministerpräsident nicht allein. Junge Menschen, gerade aus Ostdeutschland, die einst ihre Heimatdörfer verlassen haben um in den Großstädten ihr Glück zu finden, wünschen sich immer häufiger wieder heimzuziehen. „Das Blatt hat sich in den letzten Jahren stark zum Positiven gewendet. Viele wollen zurückkehren nach Jahren in Westdeutschland oder ganz weg“, so Woidke.
Das Gefühl am richtigen Ort zu sein
Ähnlich ging es auch Fanny Bracke und Lisa Kießling. Nach Ausbildung und Studium in der Ferne entschieden sie sich für die Selbständigkeit in der Oberlausitz. „Immer bei Heimatbesuchen spürte ich diese tolle innere Ruhe, das Gefühl, am richtigen Ort zu sein. Ich liebe die Oberlausitz und ihre vielseitigen und landschaftlichen Fassetten,“ berichtet die Jungunternehmerin Fanny Bracke.
Auch Lisa Kießling packte nach ihrem Studium in verschiedenen Großstädten die Landlust. Ihrer Meinung nach hat das Leben außerhalb der Großstädte viele Vorteile: „Raum für Ideen, wunderschöne, vielseitige Landschaft, meine eigene frische Luft, bezahlbare Mieten, Landstraßen ohne Stau und Ampelstress, meine Familie, Menschen, die wie ich denken und trotzdem nur 45 Minuten Autofahrt bis in die Landeshauptstadt und zum nächsten internationalen Flughafen.“
Landleben bietet Herausforderungen
Zwar gibt es auf dem Land auch einige Herausforderungen, doch die Rückkehrerinnen stellen sich diesen gern. „Man hat nicht mehr alle Annehmlichkeiten direkt vor der Haustür, muss zum Einkaufen meist mit dem Fahrrad oder Auto fahren und abends und im Winter kann es sehr dunkel sein. Aber all diese Punkte haben auch ihre Vorteile. Man überdenkt Konsum ein Stück weit, genießt und wertschätzt Dinge in einer anderen Form und Dunkelheit draußen bedeutet, dass man es sich drinnen umso heimeliger macht“, findet Kießling. Die junge Mutter kann die Ängste mancher Städter nachvollziehen. Dennoch meint sie: „Insgesamt wünsche ich mir, dass die Menschen nicht mehr so viele Nachteile sehen, sondern schauen, was sie für sich persönlich positives daraus ziehen können. Und so, wie nicht jeder für die Stadt gemacht ist, ist sicher auch nicht jeder fürs Kleinstadt- oder Landleben gedacht. Aber wenn man merkt, dass das Herz in Richtung Landleben schlägt macht es durchaus Sinn, sich damit zu beschäftigen.“
Fanny Bracke und Lisa Kießling haben eigene Unternehmen gegründet und waren dadurch räumlich nicht eng gebunden, sie konnten ihren neuen Wohnort frei wählen. Anderen fällt es weniger leicht, wieder auf dem Land Fuß zu fassen. „Es sind die beruflichen Möglichkeiten, die man hat oder nicht hat um eine Rücker zu realisieren,“ weiß Bracke. Dennoch sehnen sich viele nach einem Lebensmittelpunkt auf dem Land. Lisa Kießling sagt: „Ich glaube, dass es für viele einen Zeitpunkt im Leben gibt, an dem man ankommen möchte. An dem man des Trubels von großen Städten müde wird.“
Beratung für Rückkehrer
Aus diesem Grund schufen Arielle Kohlschmidt und Jan Hufenbach das Projekt Raumpioniere. Seit 2017 haben sie rund 100 Landlustige beraten und ihnen die wichtigsten Fragen zum Leben auf dem Dorf beantwortet, zum Beispiel wie man einen Job und eine Wohnung finden kann. Für ihr ehrenamtliches Engagement wurden die Raumpioniere von der Robert-Bosch-Stiftung als Neulandgewinner ausgewählt. Die Möglichkeit mit jemandem über das Thema zu sprechen ermutige viele. Auch das enge Netzwerk, dass die Raumpioniere aufgebaut haben trage einen großen Teil dazu bei. Arielle Kohlschmidt erklärt: „Eine wichtige Wirkung entfalten wir nach innen. Wir vernetzten Zuzügler vor Ort was in den Weiten des ländlichen Raum Gold wert ist.“
Auch Fanny Bracke findet: „Das Landleben ist auf vielseitig organisierte Netzwerke angewiesen, daher ist es wichtig in diese zu investieren und sie zu unterstützen.“ Die Politik hat das erkannt. „Die Brandenburger Landesregierung unterstützt unsere vielen regionalen Rückkehrer Initiativen, die zumeist aus ehrenamtlichem Engagement entstanden sind. Sie machen großartige Arbeit“, lobt der Brandenburgische Ministepräsident Dietmar Woidke
studiert Communication, Culture and Management und ist Praktikantin beim „vorwärts“.