Patient: Regulierte Cannabis-Abgabe bringt mehr Sicherheit
Als Patient mit einer Ausnahmegenehmigung zur medizinischen Nutzung von Cannabis erachte ich den Vorstoß der Jusos als konsequent und richtig! Das hat folgende Gründe:
Cannabis gilt heute in großen Teilen der Gesellschaft als relativ normal und toleriert. Nur eben nicht gesetzlich. Eine moderne Drogenpolitik sollte sich an der Risiko-Minimierung orientieren. Eine Abgabe von Cannabis-Produkten bedeutet nicht, dass das aus Sicht des Staates die Aufforderung zum Konsum ist. Sie schafft einen kontrollierten und überwachten, aber auch standarisierten Markt. In „Cannabis-Fachgeschäften“ lässt sich Jugendschutz in vielerlei Weise aktiver umsetzen. Zum ersten muss hier zwingend eine Alterskontrolle durchgeführt werden. Die Produkte kommen eben nicht vom Schwarzmarkt, sondern haben durch Qualitätskontrollen und Überwachung der Einhaltung festgelegter Standards eine entsprechend gute Qualität. Außerdem sind sie in unterschiedlichen „Härtegraden“ zu erwerben.
Colorado als gelungenes Beispiel einer neuen Cannabis-Politik
Als derzeitiges Paradebeispiel sei an dieser Stelle der US-Bundesstaat Colorado genannt. Dort erfolgt eine chronologische Überwachung jeder einzelnen Hanfpflanze von der Aussaat bis zum Verkauf. Jede Pflanze hat eine eigene Erkennungsmarke und wird zur UN-Kontrollbehörde nach Wien über die nationale Drogenagentur des Bundesstaates Colorado gemeldet. Erste Ergebnisse einer Studie aus Colorado seit Beginn des „Cannabis-Experimentes" zeigen außerdem, dass die Anzahl von Gewalttaten sowie das Autofahren unter Alkohol deutlich abgenommen haben.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Steuerung der Zusammensetzung der abgegeben Waren. Untersuchungen belegen, dass Cannabis in bestimmten Zusammensetzungen durchaus gesundheitsschädliche Wirkungen entwickeln kann. Das gilt für Jugendliche unter 25 Jahren genau wie für Menschen mit Neigung zu psychischen Erkrankungen. Ihnen ein „adäquates“ Cannabis zur Verfügung zu stellen, kann nur bei einer staatlich kontrollierten Abgabe gewährleistet werden. Auf dem Schwarzmarkt besteht seitens der Verkäufer keinerlei Anreiz dazu.
Jugendschutz profitiert von einem regulierten Markt
Als Patient mit einer Ausnahmegenehmigung für den Konsum von medizinischen Marihuana denke ich, dass das Gefahrenpotential von Cannabis beherrschbar ist und es dringend Zeit für einen Paradigmenwechsel ist. Ein regulierter Markt ist unter Jugendschutz-Aspekten deutlich effizienter als ein restriktiver. Aus diesem Grund sollte dringend ein Umdenken bezüglich der Cannabis-Politik erfolgen.
Ein erster Schritt könnte die Beantragung eines Modellversuches für Cannabis Abgabestellen der rot-grünen Landesregierung in Düsseldorf sein. Damit würde man dem Beispiel des Berliner Bezirks Friedrichshain folgen, der als erster vor wenigen Wochen eine Art Pilotprojekt beim Bundesamt für Arzneimittel beantragt hat. Mittels der zu erwartenden Steuermehreinnahmen aus dem dann legalen und damit besteuerbaren Cannabis-Verkauf lassen sich präventive Projekte, aber auch der extrem wichtige Punkt Jugend, Familie und Soziales besser finanzieren. Auch die Bildungspolitik könnte mehr Einnahmen gebrauchen.
Zeit für moderne Modelle ist gekommen
Ein „Weiter so“ in der Drogenpolitik bedeutet die Fortsetzung des ineffektiven Verbrennens von vielerlei Ressourcen mit wenig messbarem Erfolg und vielen Existenzen, die im sinnlosen „War on Drugs“ auf der Strecke bleiben. Der für deutsche Verhältnisse durchaus mutige Vorstoß der Jusos ist momentan im internationalen Vergleich eher normal, da gerade die liberale Cannabis-Politik sich in der Welt massiv ausbreitet. Er zeigt, dass es an der Zeit ist, sich für modernere, effektivere, aber auch pragmatischere Modelle stark zu machen. Gelingt dies nicht, droht Deutschland einmal mehr den internationalen Anschluss zu verpassen!