Liebe statt Ehegattensplitting
Unverheiratete Paare mit Kindern, Regenbogen- und Patchwork-Familien, Alleinerziehende oder einfach Menschen, die gerne füreinander Verantwortung übernehmen wollen. Das ist „Familien-Alltag“ in Deutschland. Lebensentwürfe sind heute vielfältiger als in den 50er Jahren. Familie ist eben mehr als Mutter, Vater, Kind. Und das ist auch gut so. Mir ist egal, in welcher Form Menschen zusammenleben. Wichtig ist, dass sie sich lieben und in der Lage sind, ihr Leben so zu leben, wie sie es wollen.
Das sehen natürlich nicht alle so. Es mangelt nach wie vor an gesellschaftlicher Akzeptanz. Es mangelt aber vor allem an der nötigen Unterstützung für Familien von heute. Ein Beispiel dafür ist das Ehegattensplitting.
Altersarmutsfalle für Frauen
Diese Regelung bevorzugt kinderlose Ehepaare massiv, während sie Alleinerziehende und unverheiratete Eltern im Regen stehen lässt. Heute lebt jedes dritte Kind bei Eltern ohne Trauschein. Egal wie liebevoll sich diese kümmern, steuerlich subventioniert wird nur wer heiratet. Auch gerade die vielen Familien, die ein geringes oder gar kein Einkommen haben, profitieren nicht vom Ehegattensplitting oder Steuerfreibeträgen. Das ist ungerecht und muss sich schleunigst ändern.
Auch aus gleichstellungspolitischer Sicht ist das Ehegattensplitting ein Unding. Der Splittingvorteil ist umso größer, je höher die Einkommensunterschiede sind. Fakt ist deshalb, dass das Ehegattensplitting immer dann am wirksamsten ist, wenn eineR von Beiden zu Hause bleibt und nur EineR arbeiten geht. In der Realität heißt das meistens, der Mann geht arbeiten, die Frau bleibt zu Hause und verdient durch einen Minijob oder eine kleine Teilzeitstelle etwas dazu. Tradierte Rollen- und Geschlechtermuster werden so zementiert. Das schafft Abhängigkeit, denn mit einem Minijob bekommt man später auch nur ’ne Mini-Rente!
Wir müssen dringend reden
Wenn wir Familien und Kinder unterstützen wollen, gibt es wirksamere Wege: Wir sollten endlich dafür sorgen, dass die Kinderbetreuung flächendeckend angeboten wird. Und zwar so, dass Kinder dort gerne hingehen und auch die Eltern dabei ein gutes Gefühl haben. Wir sollten endlich dafür sorgen, dass unsere Schulen so ausgestattet sind, dass sie ihren Bildungsauftrag erfüllen können. Gleiches gilt natürlich für die Berufsschulen und Unis.
Und wir müssen auch dafür sorgen, dass sich unsere Arbeitswelt weiterentwickelt. Denn auch wenn Kitas und Schulen super sind, brauchen Familien im Alltag Zeit füreinander. Die 32-Stunde-Woche ist deswegen ein Konzept, über das wir dringend reden sollten.
Wenn wir wollen, dass alle Familien sich wohl fühlen, egal ob als Regenbogenfamilien, verheiratet, unverheiratet oder alleinerziehend, muss endlich Schluss sein mit der Benachteiligung. Das Ehegattensplitting hat ausgedient.
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