Frauen und Rente: Was gegen Altersarmut zu tun ist
Thomas Imo/photothek.net
Viele Frauen arbeiten in Teilzeit oder Minijobs, erhalten oft nur einen Niedriglohn, unterbrechen ihre Erwerbstätigkeit häufiger und länger und sind auf niedrigeren Stufen der Karriereleiter als männliche Kollegen. Das hat gravierende Auswirkungen auf die eigenständige Existenzsicherung im Beruf und im Alter. Die Zahlen zeigen es besonders deutlich im Westen: So erhielten Männer, die dort 2014 in Rente gingen, im Schnitt 980 Euro Altersrente, Frauen hingegen 562 Euro.
Frauen-Rente: 562 Euro im Monat
Um gegenzusteuern, benötigen wir verschiedene Maßnahmen. Wir brauchen eine Aufwertung und damit bessere Bezahlung frauentypischer Berufe. Ohne Frauen im Dienstleistungsbereich, ob in der Pflege, Erziehung oder Bildung, aber auch im Einzelhandel, läuft nichts. Ihre Arbeit ist oft emotional und körperlich belastend und auch aufgrund der dünnen Personaldecke und Arbeitsverdichtung sehr anstrengend. Tarifpolitisch kämpft die Vereinte Dienstleitungsgewerkschaft ver.di dafür, Frauentätigkeiten aufzuwerten. Wir fordern zudem, mehr Tarifverträge für allgemeinverbindlich zu erklären.
Auch die Politik muss handeln: Prekäre Arbeitsverhältnisse müssen zurückgedrängt werden. Dafür brauchen wir unter anderem eine Reform der Minijobs, eine Abschaffung der sachgrundlosen Befristung sowie einen gesetzlichen Rechtsanspruch auf Vollzeit, damit Frauen nach Phasen der Sorgearbeit ihre Arbeitszeit wieder aufstocken können und nicht in der Teilzeitfalle landen. Auch bei den Regeln für die Allgemeinverbindlichkeit von Tarifverträgen muss nachgesteuert werden, denn die letzte Reform zeigt bisher keine Wirkung.
Kleine Renten aufwerten
In der Rentenpolitik brauchen wir einen Kurswechsel. Die umlagefinanzierte gesetzliche Rente ist nicht nur krisensicher wie kein anderes System, sondern für die meisten Menschen die wichtigste und oft einzige Altersversorgung.
Das kann nur heißen: Das Niveau der gesetzlichen Rente muss in einem ersten Schritt stabilisiert und dann wieder angehoben werden. Kleine Renten müssen aufgewertet und Erwerbsminderungsrenten verbessert werden. Auch bei der Anerkennung von Pflege- oder Kindererziehungszeiten – davon profitieren vor allem Frauen - muss nachgebessert werden. Zusätzlich gilt es, die betriebliche Altersvorsorge (baV) ergänzend auszubauen, unter anderem über eine stärkere Beteiligung der Arbeitgeber. Doch klar ist: Die betriebliche Altersvorsorge kann nicht alles auffangen, rund 40 Prozent der Beschäftigten besitzen keine baV. Zentral bleibt also ein Umsteuern bei der gesetzlichen Rente. Sie muss den Lebensstandard im Alter wieder sichern!
Das alles ist möglich, wenn es den politischen Willen dazu gibt. Die bisherige Rentenpolitik ist nicht alternativlos. Nur wird die Debatte leider seit Jahren verkürzt geführt und künstliche Generationenkonflikte herbei geredet. Das sollten wir ändern!
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ist Mitglied im Bundesvorstand der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di