FES-Kongress: Mit mehr Gerechtigkeit zum dreifachen Erfolg
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Der Befund ist klar: Deutschland hat ein Gerechtigkeitsproblem und es wächst. Wenn die reichsten zehn Prozent der Bevölkerung über die Hälfte der Vermögen auf sich vereinen und gleichzeitig die ärmere Hälfte der Bevölkerung nur ein Prozent des Vermögens besitzt, läuft etwas schief in diesem Land. Dass 82 Prozent der durch die Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) befragten Bundesbürger die sozialen Unterschiede in Deutschland als zu groß charakterisieren, ist da nur folgerichtig.
Gerechtigkeits-Kongress soll Wege aufzeigen und ebnen
Wie die real existierende Ungleichheit zu bekämpfen und mehr Gerechtigkeit zu schaffen ist, darüber gehen die Meinungen auseinander. Ansätze aufzuzeigen, sie zu diskutieren und damit am Ende den Weg zur politischen Umsetzung zu ebnen, ist Anspruch der FES. Unter dem Titel „MEHR GLEICHHEIT – Wirtschaftlich notwendig. Politisch unerlässlich. Sozial gerecht“ lädt sie zu einem Kongress, der sich eben jener Herausforderung stellt. Am 28. und 29. November 2016 bringt er Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft zusammen, um mögliche Wege zu mehr Gerechtigkeit zu debattieren.
Die Verantwortung dafür, dass das auch gelingt, trägt Andrä Gärber. Der Volkswirt koordiniert das Projekt „Gute Gesellschaft – Soziale Demokratie #2017plus“ der FES, welches zuletzt unter anderem durch die Veröffentlichung des „Sozioökonomischen Disparätetenberichts 2015“ nicht zuletzt dank breiter Berichterstattung einige Aufmerksamkeit erfuhr. Dazu Gärber: „Ziel unserer Arbeit ist es, die SPD mit Impulsen zu befruchten. Das ist uns bislang ganz gut gelungen. Der Kongress ist die Kulmination des Ganzen. Er soll alles zusammenbringen, die Geschichte noch mal erzählen und alle Perspektiven darstellen.“
Ziel: Bewusstsein schaffen, auch in der SPD
Gärber räumt ein, mit der Debatte über Gerechtigkeit und Verteilungsfragen nicht immer nur offene Türen eingerannt zu haben, auch bei der SPD: „Das Thema Ungleichheit und Wachstum innerhalb der SPD zu platzieren war zunächst gar nicht einfach. Auch innerhalb der Partei ist das ordo-liberale neoklassische oder kurz: neoliberale Wirtschaftsdenken sehr stark.“ So würden Aussagen der sogenannten Wirtschaftsweisen allzu oft als Fakten hingenommen. „Wir müssen mehr Bewusstsein schaffen innerhalb der Sozialdemokratie für makroökonomische Zusammenhänge. Wenn wir das schaffen, haben wir als Friedrich-Ebert-Stiftung viel erreicht“, so Gärber.
Mit dem Kongress wollen er und sein Team einen weiteren Schritt in diese Richtung gehen. Zahlreiche hochkarätige Referenten haben sie dafür bereits gewinnen können, unter anderem Frank Bsirske, Till van Treeck und Marcel Fratzscher. Hinzu kommen mehrere Mitglieder des SPD-Parteivorstands und Gesine Schwan, Vorsitzende der Grundwertekommission der SPD.
Dreiklang für mehr Gerechtigkeit
Daran, dass deren Kompetenz dringender denn je gebraucht wird, lässt Andrä Gärber keinen Zweifel. Seine Argumente dafür, warum Ungleichheit dringend bekämpft werden muss, fasst er in einem Dreiklang zusammen: „Weniger Ungleichheit ist wirtschaftlich notwendig, politisch unerlässlich und sozial gerecht.“