Debatte

Die Pflegekräfte sind absolut überlastet!

Die Pflege ist ein Knochenjob, bei dem die Menschlichkeit nicht zu kurz kommen darf. Diese Arbeit muss endlich vernünftig entlohnt werden, zum Beispiel mit einem flächendeckenden Tarifvertrag. Aber es geht nicht nur um Geld: Pflegende müssen besser unterstützt und entlastet werden.
von Claudia Moll · 21. Juni 2018
Claudia Moll
Claudia Moll

Bis zum 24. September 2017 habe ich mehr als 25 Jahre sehr gerne und mit Leidenschaft als Altenpflegerin gearbeitet. Ich liebe meinen Beruf. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass der Pflegenotstand längst Realität geworden ist. Tag für Tag habe ich die Probleme in der Pflege mitbekommen. Die vielen Überstunden, der Stress und der Zeitdruck, allen eine vernünftige, respektvolle und würdevolle Versorgung zukommen zu lassen. Das Personal in der Pflege ist unterbezahlt und vollkommen überlastet. Darunter leiden natürlich auch diejenigen, die auf eine gute Pflege angewiesen sind.

Pflege muss reformiert werden

Ich bin im vorigen Jahr bei der ­Bundestagswahl angetreten, um unter anderem für meine Kolleginnen und Kollegen in der Pflege, aber auch für die Angehörigen und die zu Pflegenden Verbesserungen herbeizuführen.
In der vorigen Legislaturperiode haben wir bereits einiges auf den Weg gebracht. Die Reform des Pflegebedürftigkeitsbegriffs ist die größte Reform der sozialen Pflegeversicherung seit ihrer Einführung.

Trotzdem müssen weitere Schritte dringend eingeleitet werden. Die geplanten Sofortprogramme sind wichtig, aber es gibt trotzdem viel mehr zu tun. Auf dem freien Arbeitsmarkt gibt es nicht genügend Fachkräfte, mit denen wir schnell die Situation in der stationären Pflege umfassend verbessern können. Es wird so viel Personal benötigt, dass Sofortprogramme nur der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein sind. Darum würde ich mir wünschen, dass man die Fachkräfte bei einfachen Aufgaben im Berufsalltag entlasten könnte. So würde schon einiges vom Druck und Stress bei der Arbeit wegfallen, da man sich als Pflegekraft stärker auf die eigentlichen Aufgaben – die ­Pflege – konzentrieren könnte.

Pflegeberufe attraktiver gestalten

Es gilt aber auch ganz besonders, die Pflegeberufe attraktiver zu gestalten. Wer diesen Beruf ergreift, macht es nicht nur wegen des Geldes. Wer sich für diesen Beruf entscheidet, geht diesen Weg mit einem bewussten Ziel. Pflegerinnen und Pfleger übernehmen dabei eine der wichtigsten Aufgaben unserer Gesellschaft. Es wird Zeit, dass sich auch die Gehaltsituation verbessert. Ein Knochenjob, bei dem die Menschlichkeit nicht zu kurz kommen darf, muss endlich vernünftig entlohnt werden, zum Beispiel mit einem flächendeckenden Tarifvertrag. Dabei muss gleichzeitig auch das Problem mit dem Lohngefälle zwischen den Bundesländern und Stadt und Land angegangen werden. Obwohl einiges passiert ist – wie die Abschaffung des Schulgeldes für die Pflegeausbildung ab 2020 – bleibt­ noch viel zu tun.

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