Debatte

Cop23: Für den Inselstaat Fidschi geht es um das Überleben

Für die Republik Fidschi ist der Klimawandel eine Bedrohung. Neben dem ansteigenden Meeresspiegel gibt es auch immer öfter extremes Wetter. Auf der Weltklimakonferenz, die unter der Präsidentschaft von Fidschi steht, sollen daher besonders die Probleme der kleinen Inselstaaten diskutiert werden.
von René Kieselhorst · 8. November 2017
Zyklon Winston
Zyklon Winston

Im Februar 2016 hat der tropische Zyklon Winston große Teile der Republik Fidschi verwüstet. Es war der stärkste Zyklon, der je über den Inselstaat gezogen ist. In den darauf folgenden Tagen waren viele der Inseln von Stromversorgung, Telekommunikation und Hilfe von außen abgeschnitten. Die ökonomischen Schäden werden auf mehr als eine halbe Milliarde US-Dollar geschätzt - rund ein Drittel des jährlichen Bruttoinlandproduktes. Insgesamt verloren 43 Menschen ihr Leben.

Dörfer werden umgesiedelt

Kunal Singh, der eine Gruppe von 16 fidschianischen Jugendlichen auf der Weltklimakonferenz in Bonn leitet, erinnert sich an die Auswirkungen des Zyklons: „Ich lebe in der Hauptstadt Suva, die größtenteils verschont wurde. Aber meine Familie lebt auf Lakeba, und ich habe versucht sie anzurufen. Es gab keinen Strom und selbst wenn, hätte ich sie nicht anrufen können, da das Telefonnetz zusammengebrochen war.“ Die Straßen seien blockiert gewesen. Es habe Ausgangssperren gegeben, weswegen er mehr als eine Woche gebraucht habe, den Ort zu erreichen. „In der gesamten Zeit habe ich mich gefragt, ob ich sie jemals wiedersehen werde.“

Der Klimawandel ist für Fidschi eine Bedrohung. Das Land gehört mit knapp 900.000 Einwohnern, die sich auf 332 Inseln verteilen, zu einem der Staaten, für die bereits eine globale Erwärmung von 1,5 Grad den Untergang bedeuten könnte. Seit dem Zyklon Winston hat Premierminister Frank Bainimarama den Klimawandel deswegen zu einer der Prioritäten des Landes erklärt. Fidschi hat neben Bildungsmaßnahmen zum Klimaschutz annähernd 200 Gemeinden bestimmt, die umgesiedelt werden müssen, sollten die Folgen des Klimawandels stärker werden. Viele dieser Dörfer sind von steigendem Meeresspiegel und Erosion betroffen. Neben finanziellen Verlusten spüren sie vor allem auch kulturelle Verluste, da sie traditionell extrem mit ihrem Heimatland verbunden sind. Als weltweit erstes Dorf wurden die Bewohner von Vunidogoloa 2012 wegen des Klimawandels umgesiedelt.

Sorgen ernstnehmen

Angesichts der konkreten Bedrohung setzen die Fidschianer große Hoffnungen in die Weltklimakonferenz in Bonn. So sagt Kunal Singh: „Jeder auf Fidschi weiß, was Klimawandel ist.“ Die Bewohner würden die Veränderungen in ihrem Umfeld bemerken. „Jeder weiß, dass diese Konferenz stattfindet und jeder setzt große Hoffnungen in ein Ergebnis, das dafür sorgt, dass wir die globale Erwärmung auf maximal 1,5 Grad begrenzen.“

Für viele Fidschianer geht es darum, dass die Sorgen der Einwohner der pazifischen Inseln zum ersten Mal ernst genommen werden. Einen Ansatz, den die Regierung des Inselstaates verfolgt, ist daher auch der sogenannte Talanoa-Prozess. In diesem sollen sich die Staaten austauschen, um Probleme und Hürden zu diskutieren. In einem zweiten Schritt sollen gemeinsam Prioritäten festgelegt werden, um dann im letzten Schritt zu einer gemeinsamen Problemlösung zu kommen.

Verpflichtende Regeln

Der Talanoa-Ansatz soll im nächsten Jahr in die Verhandlungen eingebracht werden, in denen sich Fidschi für starke und verpflichtende Regeln zur Umsetzung nationaler Klimaschutzziele und eine umfassende Finanzierung einsetzt. Außerdem legt Fidschi erstmals den Fokus auf den Ozean im Rahmen einer UN-Klimakonferenz. Für den Staat geht es um das Überleben. Oder, wie es einer der Mitarbeiter der Klimaschutzabteilung im Gespräch mit dem „vorwärts“ sagt: „Ein so kleiner Staat wie unserer hat zum ersten Mal die Chance, eine derart große Konferenz auszugestalten. Die ganze Welt schaut uns jetzt zu, wie wir diese Chance nutzen.“

Autor*in
René Kieselhorst

studiert Ressourcenmanagement an der HU Berlin, ist Klimaaktivist und Mitglied im Jugendbündnis Zukunftsenergie.

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