Wochen gegen Rassismus: Was Botschafter Eintracht Frankfurt macht
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Es ist eine sehr deutliche, unmissverständliche, auch etwas derbe Sprache, die Peter Fischer verwendet. Der Präsident des Fußball-Bundesligisten Eintracht Frankfurt wird an diesem Tag 66 Jahre alt. Dennoch nimmt er sich am Montagmittag Zeit für ein Online-Pressegespräch. Denn sein Verein ist in diesem Jahr Botschafter der Internationalen Wochen gegen Rassismus, die vom 14. bis 27. März gehen. Fischer, im Februar von der hessischen SPD als Wahlmann zur Bundesversammlung entsandt, ist für seine deutliche Haltung im Kampf gegen Rechtsextremismus und Rassismus bekannt.
Eintracht-Präsident: „Es gibt keine weiße Fahne gegen Rassismus“
Bereits 2018 hatte er sich klar gegen Rassismus und Antisemitismus positioniert und klar Stellung gegen die AfD bezogen. Im Pressegespräch am Montag nennt Fischer den russischen Präsidenten Putin angesichts dessen Angriffskriegs in der Ukraine „Bestie im Kreml“. Zum Kampf gegen Rassismus sagt er: „Es gibt kein Verzeihen bei Rassismus. Es gibt nur ganz klare Haltung und ganz klare Kante.“ Er verspricht: „Wir werden alles tun, um diesen fürchterlichen Bazillus des Rassismus auszumerzen. Es gibt keine weiße Fahne gegen Rassismus.“
Fischer, der nach dem rechtsterroristischen Anschlag von Hanau am 19. Februar 2020 in engem Kontakt mit den Familien der Opfer stand, weist in diesem Zusammenhang darauf hin: „Wir alle haben erlebt, welche Taten aus geschriebenen Worten entstehen können.“ Schon beim vergangenen Heimspiel am Sonntagabend gegen den VfL Bochum warb der Fußball-Bundesligist mit dem Motto der diesjährigen Internationalen Wochen gegen Rassismus: „Haltung zeigen“. Auf Bannern, Trikots, Werbebanden und dem Videowürfel in der Mitte des Stadions prangte die Botschaft.
3.000 Veranstaltungen gegen Rassismus
Der Präsident von Eintracht Frankfurt kündigt weitere Aktionen innerhalb der kommenden beiden Wochen an. Am Mittwoch, 23. März, findet beispielsweise im Eintracht-Museum auf dem Stadiongelände unter dem Titel „Football Makes History“ ein Bildungstag zu der Frage statt, wie der Fußball genutzt werden kann, um Kinder und Jugendliche für Themen wie Migration, Rassismus und Inklusion zu sensibilisieren und welche Rolle dabei auch außerschulische Lernorte einnehmen können. Fischer ist es aber auch wichtig, deutlich zu machen, dass der Verein sich nicht nur innerhalb dieser beiden Wochen gegen Rassismus engagiere. So veranstalte der Verein beispielsweise auch Bildungsfahrten für Jugendliche zum früheren Konzentrationslager Auschwitz.
Die Integrationsstaatsministerin im Bundeskanzleramt und Antirassismusbeauftragte der Bundesregierung, Reem Alabali-Radovan (SPD), lobt das Engagement des Vereins: „Im Fußball gilt wie für die gesamte Gesellschaft: kein Platz für Rassismus. Der Sport muss für Fairness, Toleranz und respektvollen Umgang untereinander einstehen. Die Eintracht macht das seit vielen Jahren mit ganzer Kraft.“ Auch für Jürgen Micksch, Vorstandsmitglied der Stiftung für die Internationalen Wochen gegen Rassismus, ist es „eine besondere Freude, dass die Eintracht bereit ist, Botschafter gegen Rassismus zu sein. Die Eintracht und ihr Präsident haben immer klar Haltung gegen Rassismus gezeigt.“
Alabali-Radovan: „Wir müssen alle Antirassisten sein“
Insgesamt sind in den kommenden beiden Wochen mehr als 3.000 Veranstaltungen gegen Rassismus geplant. Kommunen, Gewerkschaften, Migrantenorganisationen, Religionsgemeinschaften, Schulen, Sportvereine und viele ehrenamtliche Initiativen beteiligen sich und rufen rund um den Internationalen Tag gegen Rassismus am 21. März zu Solidarität auf. „Wir müssen uns einmischen, wenn Menschen rassistisch angefeindet werden – in Bus, Bahn oder in der Schlange beim Supermarkt. Wir müssen alle Antirassisten sein“, fordert Alabali-Radovan. Rassismus sieht sie als gesamtgesellschaftliche Aufgabe und verspricht zugleich einen starken Staat im gemeinsamen Kampf dagegen.
ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo