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Wie die „Omas gegen Rechts“ für die Demokratie kämpfen

Sie wollen ihren Kindern und Enkeln keine schlechtere Welt hinterlassen: Seit zweieinhalb Jahren gehen die „Omas gegen Rechts“ in Deutschland für die Demokratie auf die Straße. Seitdem haben sich Gruppen in mehr als 70 Städten gegründet.
von Kai Doering · 28. August 2020
Farbe bekennen auch gegen Corona-Leugner*innen: Die „Omas gegen Rechts“ setzen im Kampf für die Demokratie auf den direkten Kontakt und die Kraft des Arguments.
Farbe bekennen auch gegen Corona-Leugner*innen: Die „Omas gegen Rechts“ setzen im Kampf für die Demokratie auf den direkten Kontakt und die Kraft des Arguments.

Alt sein heißt nicht stumm sein, lautet das Motto einer Gruppe, die seit zweieinhalb Jahren in ganz Deutschland für Furore sorgt. Ob im Februar bei den Protesten gegen den mit den Stimmen der AfD zum Thüringer Ministerpräsidenten gewählten Thomas Kemmerich oder Anfang August gegen den Aufzug von Corona-Leugnern und Rechtsextremen in Berlin: Die „Omas gegen Rechts“ sind mit von der Partie, gut erkennbar an ihren Plakaten und Bannern.

Bewusstsein für die Werte der Demokratie schaffen

„Viele von uns waren in ihrer Jugend politisch aktiv, die meisten eher im ­linken Spektrum. Das hat uns geprägt“, erklärt die Berliner „Oma“ ­Annette ­Gardemann. Sie selbst ist zwar noch berufstätig, aber viele ihrer Mitstreiterinnen seien mittlerweile in Rente und hätten nun wieder Zeit, sich politisch zu engagieren. „Die Frage, welche Welt wir unseren Kindern und Enkeln über­lassen, spielt dabei auch eine große ­Rolle“, sagt Gardemann.

Wichtig seien aber auch persönliche Erfahrungen. „Viele von uns gehören der Kriegs- bzw. Nachkriegsgeneration an. Da sind die Erinnerungen teilweise noch sehr präsent.“ Darüber im persönlichen Gespräch zu erzählen und so ein Bewusstsein für die Werte der Demokratie zu schaffen, ist ein Hauptanliegen der „Omas gegen Rechts“.

Die Idee kommt aus Österreich

Entstanden sind sie im November 2017 in Österreich. Aus einer Facebook-Gruppe gegen die Regierungsbeteiligung der rechtspopulistischen FPÖ wurde eine Bewegung auf der Straße. Am 18. Dezember 2017 demonstrierten die „Omas gegen Rechts“ erstmals gegen die Vereidigung der Regierung.

Seit dem 27. Januar 2018 gibt es auch eine deutsche Facebookseite. Seither habe sich Gruppen in mehr als 70 Städten gegründet. Eine Vereinsstruktur wie in Österreich gibt es hierzulande bisher nicht. „Wir setzen uns ein für eine demokratische, rechtsstaatlich organisierte, freie Gesellschaft“ heißt es in der Grundsatzerklärung der „Omas“.

Für Aufsehen sorgten sie im September 2018 als sie Bundesinnenminister Horst Seehofer wegen seiner Äußerungen zur Flüchtlingspolitik in einem offenen Brief ihr Misstrauen aussprachen und zum Rücktritt aufforderten. „Wir müssen sehen, dass sich das Land nicht gerade zum Positiven entwickelt“, sagt Annette Gardemann. Viel Grund also, weiter laut zu sein.

Autor*in
Kai Doering
Kai Doering

ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.

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