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Wie die "Gelbe Hand" gegen Rassismus am Arbeitsplatz kämpft

Am Fließband, im Büro, auf dem Bau, kurz: Überall dort, wo Menschen zusammenarbeiten, kann es Rassismus geben. Ein Verein geht dagegen vor. Das Symbol: die gelbe Hand.
von Benedikt Dittrich · 28. April 2020
Beendet diesen Hass: Tausende gedachten der Opfer in Hanau, unter dem auch ein Gewerkschaftsmitglied war.
Beendet diesen Hass: Tausende gedachten der Opfer in Hanau, unter dem auch ein Gewerkschaftsmitglied war.

Eigentlich wäre die Frist für den Wettbewerb des Vereins „Die Gelbe Hand“ im April abgelaufen. „Aber die Auszubildenden haben gerade ganz andere Probleme“, sagt Giovanni Pollice, Vorsitzender eines der ältesten antirassistischen Vereine in Deutschland. „Die Gelbe Hand“ – oder „Mach‘ meinen Kumpel nicht an“ – nimmt seit Jahrzehnten Fremdenfeindlichkeit am Arbeitsplatz in den Blick. Dafür organisiert der gewerkschaftsnahe Verein Seminare und Aktionen, um gegen Fremdenfeindlichkeit unter Kollegen zu sensibilisieren und für ein solidarisches Miteinander einzutreten.

Dazu gehört auch ein jährlicher Wettbewerb, an dem sich junge Menschen beteiligen können – der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Da aber in vielen Unternehmen derzeit kein Alltag herrscht und viele Auszubildende andere Sorgen haben, hat der Verein den Wettbewerb bis Januar 2021 verlängert. „Jetzt macht das keinen Sinn“, meint Pollice.

Trotzdem geht die Arbeit des Vereins weiter. Bevor die Corona-Pandemie Deutschland erreichte, erschütterten rassistische und antisemitische Angriffe die Bundesrepublik. Der Kampf gegen rechts ist aktueller denn je. „Unter den Opfern in Hanau war auch ein Gewerkschaftsmitglied“, erinnert sich der ehemalige IGBCE-Gewerkschaftssekretär. Das Opfer des rassistischen Attentäters war 20 Jahre alt und hatte eine Ausbildung beim Reifenhersteller Goodyear Dunlop begonnen.

Betrieb als „Spiegel der Gesellschaft“

Rassismus ist aus Sicht von Pollice wieder salonfähig geworden. Fremdenfeindliche Meinungen, die heute in der Politik erneut zu hören sind, finden sich auch bei Mitarbeitern wieder. „Der Betrieb ist eben ein Spiegel der Gesellschaft“, erklärt er. Schlimmer noch: Am Arbeitsplatz können Abstiegs- und Existenzängste solche Stimmungen sogar noch befeuern, fürchtet der Vorsitzende. Auch deswegen ist „Die Gelbe Hand“ auf finanzielle Unterstützung angewiesen, vom Staat ebenso wie von Privatpersonen, um weiterhin Seminare und Aktionen vor allem für junge Menschen anbieten zu können.

Schon zu Jahresbeginn hatte Pollice im „vorwärts" davor gewarnt, dass sich mit dem Einzug der AfD in den Bundestag auch die Arbeit des Vereins verändert hat. Auch sei es schwieriger geworden, an Fördermittel zu kommen, der Verein muss immer wieder um neue Gelder bitten – über fehlende Unterstützung prominenter Vertreter aus Politik und Kultur kann Pollice sich aber nicht beklagen.

Eines ist allerdings auch schon aus den vergangenen Jahren bekannt: Rassistische Meinungen und Einstellungen finden sich auch unter Gewerkschaftsmitgliedern wieder, Rassismus am Arbeitsplatz gab es deswegen auch schon langel, bevor Rechtspopulisten auch in der breiten Öffentlichkeit wieder Gehör fanden.

Weitere Informationen auf der Homepage des Vereins unter gelbehand.de

Autor*in
Benedikt Dittrich

war von 2019 bis Oktober 2022 Redakteur des „vorwärts“.

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