„Vogelschiss“: Wie ein Comic die AfD demaskiert
Unzählige AfD-Äußerungen machen Demokraten fassungslos. „Hitler und die Nazis sind nur ein Vogelschiss in 1000 Jahren erfolgreicher deutscher Geschichte“, meinte Alexaner Gauland im Juni 2018. Der damalige AfD-Vorsitzende war zu Gast beim Bundeskongress des Parteinachwuchses „Junge Alternative“. Die Empörung war groß, auch international. Dass seine Äußerung Titel eines Comics – oder genauer gesagt einer Graphic Novel werden würde –, der über die AfD aufklärt, hätte Gauland sicher nicht geahnt.
Viele wirkliche Zitate von AfD-Politiker*innen
„Sachbücher zum Thema gibt es ja viele, aber wir wollten etwas, das wachrüttelt und bei dem das Lesen Spaß macht“, erklärt Frauke Bahle die Idee hinter dem Buch. Gemeinsam mit ihrem Mann hatte die freie Texterin und Lektorin die Idee. „Dabei haben wir mit Comics eigentlich gar nichts am Hut gehabt.“ Bahle entwickelte die Geschichte und schrieb die Texte. Julian Waldvogel setzte sie als Illustrator um. So entstand ein rund 120 Seiten starkes Buch über den pensionierten Lehrer und etwas frustrierten Alt-68er Rudi und die alleinerziehende Mutter Eleni, die nach dem Amoklauf ihres Nachbarn aktiv werden und selbst in ihren Aktionen zu immer radikaleren Mitteln greifen.
Das Besondere: Viele Äußerungen im Buch sind wirkliche Zitate von AfD-Politiker*innen. Jedes einzelne wird im Anhang belegt. „Wir haben uns dafür entschieden, um zu zeigen, wie radikal diese Partei ist“, erklärt Frauke Bahle die Idee. Der „Vogelschiss“ gehört dabei fast noch zu den harmloseren Aussagen. „Die Recherche hat zum Teil wehgetan“, gibt Bahle zu. Der Druck des Buchs wurde schließlich über Spenden per Crowdfunding mitfinanziert – und nicht nur das: 6.500 Euro konnte das Team an fünf Organisationen weitergeben, die sich gegen rechts engagieren.
Junge Erwachsene im Blick
Die Anfangsauflage von 5.000 Exemplaren ist bisher noch nicht verkauft. Das Finanzielle stehe bei dem Buch aber nicht im Vordergrund, erklärt Frauke Bahle. „Wir wollen aufklären und Argumentationshilfen liefern.“ Für Kinder sei das Buch jedoch nicht geeignet. „Das ist zum Teil ja doch sehr schwere Kost.“ Im Blick hat Bahle eher die Zielgruppe „junge Erwachsene und aufwärts“. Auch als Schullektüre für höhere Klassen könne sie sich das Buch durchaus vorstellen. Erste Lesungen haben ebenfalls bereits stattgefunden.
Ob es eine Fortsetzung geben wird, stehe dagegen noch nicht fest. Material gäbe es wohl genug. „Und irgendwie sind wir auch auf den Geschmack gekommen.“
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Dirk Bleicker | vorwärts
ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.