So zerpflücken Amazon-Kunden das AfD-Wahlprogramm
Es mag als PR-Coup gedacht gewesen sein als sich die AfD entschied, ihr Wahlprogramm beim Online-Händler Amazon anzubieten. 99 Cent soll der Download als E-Book kosten, 2,99 Euro gar die gedruckte Ausgabe. Doch die Idee entwickelt sich für die rechtspopulistische Partei zum Debakel. Schon kurz nach dem Erscheinen tauchten gravierende „Qualitätsprobleme“ auf, vor denen Amazon warnt.
AfD-Programm ist „so nicht verkaufsfähig“
Verheerender als die technischen Probleme sind aber die Meinungen der Amazon-Kunden zum AfD-Wahlprogramm. So beklagt Kunde Schön Bunt Hier: „Nachdem ich es herunter lud, konnte es nicht angezeigt werden da mein Gerät wohl die Schriftart ‚Fraktur’ nicht bereithält, das sollte man vor dem Kauf wissen. Auch habe sein E-Book-Reader nach dem Download die „Systemzeit auf 1933 geändert. Dies ließ sich später nicht mehr korrigieren.“ Schön Bunt Hiers Fazit: „ Ich denke das Produkt ist so nicht verkaufsfähig und birgt nicht kalkulierbare Risiken.“
Ähnlich vernichtend fällt das Urteil eines anderen Kunden aus. „Ich fand das Original ‚Mein Kampf’ deutlich unterhaltsamer, das ist ein schlechtes Plagiat“, schreibt Mevolon18 in seiner Rezension. Ein Nutzer namens Trillian kritisiert dagegen die „wirre“ Handlung: „Es wird nicht klar, wer die Protagonisten sind, der Plot ist nicht erkennbar, historische Bezüge vermischen sich mit halbgaren Juristereien.“ Er habe sich daher lieber für die Lektüre einer „alten Hörzu“ entschieden, die er zufällig im Bücherregal entdeckt habe.
Verein, der mehrheitlich aus alten Männern besteht
Ein anonymer Amazon-Kunde geht in seiner Besprechung etwas tiefer in die Handlung und schreibt: „Es geht um einen Verein, der mehrheitlich aus alten Männer besteht, der sich vollkommen unrealistische Zukunftsvorstellungen macht. Dabei kommt heraus (Achtung Spoiler!), dass sich viele der Charaktere gar nicht daran halten, was dieser Verein eigentlich gut findet.“
Auch den Preis des Produkts kritisieren einige Amazon-Kunden. „Drei Euro für ein Wahlprogramm ausgeben?“, fragt Freddie Frechdachs rhetorisch. Er habe sich da lieber für ein Döner entschieden. Für Peter Kriwan ist dagegen klar: „ Das zeigt, dass sich die AfD an die Dümmsten der Nation richtet. Das Wahlprogramm gibt's gratis im Internet, es ist im übrigen auch umsonst.“
Dirk Bleicker | vorwärts
ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.