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Serie rechter Anschläge in Berlin Neukölln nimmt kein Ende

Kaum ein Berliner Stadtteil ist so alternativ wie Neukölln, dennoch hält eine mutmaßlich von Rechtsextremen ausgeführte Anschlagsserie den Bezirk in Schach. Auch die SPD ist betroffen.
von Robert Kiesel · 9. Februar 2017

Der Berliner Bezirk Neukölln kommt nicht zur Ruhe: Am Donnerstag gegen 2.30 Uhr in der Nacht bemerkte die Historikerin Claudia von Gélieu, dass ihr in der Einfahrt geparkter Skoda lichterloh in Flammen steht. Die alarmierte Feuerwehr konnte den Brand im Stadtteil Rudow des Bezirks Neukölln zwar löschen, allerdings brannte das Auto zuvor komplett aus. Der Staatsschutz übernahm die Ermittlungen.

Brennende Autos, eingeworfene Scheiben

Zwar gehört die Betroffene nicht, wie zunächst berichtet, der SPD an oder sitzt für diese im Bezirksparlament von Berlin-Neukölln, dennoch muss wohl von einem politischen Hintergrund der Tat ausgegangen werden. Gélieu ist bekannt durch ihre Stadtführungen im Rahmen der „Frauentouren“ und wurde im Jahr 2001 mit dem Frauenpreis des Berliner Senats ausgezeichnet. Sie engagiert sich gegen Rechtsextremismus im Bezirk und ist aktiv bei der Neuköllner „Galerie Olga Benario“, die in der Vergangenheit schon mehrfach Ziel rechter Attacken wurde.

Der Anschlag reiht sich ein in eine Serie von Attacken, die sich immer wieder auch gegen Vertreter der SPD richteten. Gleich mehrfach gerieten die Falken ins Visier der bislang unbekannten Täter. Im Oktober 2016 brannte der Wagen der Geschäftsführerin der Falken-Zentrale in Neukölln, zuvor war das Gebäude Ziel von Brandsätzen geworden. Im August 2016 hatte die rechtsextreme Gruppe „Freie Kräfte Berlin Neukölln“ eine Karte auf Facebook veröffentlicht, auf der die Adressen politischer Gegner eingetragen waren. Zur Serie gehören wohl auch der Brandanschlag auf den alternativen Treffpunkt K-Fetisch und Stein- und Farbwürfe auf Buchläden und Privatwohnungen. Im Dezember folgten Schmierereien und Bedrohungen an den Wohnhäusern zahlreicher Aktivisten im Bezirk. Zuletzt brannten die Fahrzeuge eines Gewerkschaftsaktivisten und eines Buchhändlers, der sich an einer Veranstaltungsserie gegen Rechtspopulismus beteiligt hatte.

Polizei gründet Ermittlungsgruppe

Fokussierten sich die Täter in der Vergangenheit bislang auf engagierte Personen im Berliner Bezirk Neukölln, waren am Montag mehrere Fälle aus dem Wedding bekannt geworden. Mit gleicher Handschrift und Vorgehensweise wie bislang in Neukölln, wurde bei Betroffenen Drohungen und Beleidigungen an deren Privatadressen gesprüht. Eine Nacht später traf es dann wieder mehrere Menschen im Norden Neuköllns. Nach Angaben der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus Berlin (MBR), die Betroffene solcher Taten berät, waren die Täter teilweise sogar in die Häuser eingedrungen und brachten ihre Drohungen im Hausflur an.

Obwohl Innensenator Geisel (SPD) nach den rechten Brandanschlägen im Januar verstärkte Polizeistreifen anordnete und eine Ermittlungsgruppe „Rechte Straftaten in Neukölln“ (Resin) einberief, machen die Täter ungehemmt weiter und weiten ihren Aktionsradius offenbar sogar aus. Experten gehen von Tätern aus Süd-Neukölln aus, ehemalige Aktivisten des „NW-Berlin“, die jetzt unter dem Label „Freie Kräfte Berlin Neukölln“ (FKBN) auftreten und der Polizei eigentlich gut bekannt sind.

 

Autor*in
Robert Kiesel

war bis März 2018 Redakteur des vorwärts.

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