Hooligans gegen Satzbau: Mit Ironie Rechte entlarven
Es war im Oktober 2014, als in Köln Tausende Rechtsextreme unter dem Motto „Hooligans gegen Salafisten“ durch die Stadt marschierten und sich mit der Polizei Straßenschlachten lieferten. Als Reaktion darauf gründete sich die satirische Initiative „Hooligans gegen Satzbau“, die seitdem versucht, dem Rechtsruck auf satirische Art entgegenzuwirken.
Ein anonymes Paar steckt hinter der Initiative
Dahinter stecken im Kern ein Kommunikationsdesigner und eine Erziehungswissenschaftlerin. Ein Ehepaar, das anonym bleiben möchte und sich daher hinter den Pseudonymen „Kiki Klugscheißer“ und „Der Grafikhool“ verbirgt. „Wir können gerne darauf verzichten, Besuch von Rechten an unserer Haustür zu bekommen“, sagt der Grafikhool zur Erklärung.
Der Ansatz der Initiative war zunächst, die fehlende Rechtschreibung von Nazis in Social-Media-Posts aufs Korn zu nehmen: „Wenn ihr so stolz auf Deutschland seid, wäre es doch schön, wenn ihr eure Muttersprache beherrscht.“ Diese Strategie ging voll auf und war vor allem zu Beginn ein „wunderbares Verwirrspiel“. Denn da sich die „HoGeSatzbau“ Klischees aus dem rechten Spektrum in Visualität und Tonfall bedienten, wurden ihre Posts nicht selten auch von Rechten in sozialen Netzwerken geteilt.
Inzwischen folgen der Initiative allein auf Facebook mehr als 175.000 Menschen. Dieser Erfolg sollte sich bereits 2016 mit dem „Smart Hero Award“ auszahlen, den Facebook zusammen mit der Stiftung Digitale Chancen des Bundeswirtschafts- und Bundesfamilienministeriums vergibt. Doch „HoGeSatzbau“ nutzte die Bühne bei der Preisverleihung stattdessen, um Facebook zu kritisieren und das Preisgeld in Höhe von 7500 Euro an die zweitplatzierte Initiative zu spenden. Finanzielle Unabhängigkeit sei ihnen wichtig, betont der Grafikhool. Deswegen verzichtet „HoGeSatzbau“ bewusst auf Zuwendungen aus Fördermitteln.
Antifa für die ganze Familie
Stattdessen finanziert sich die Initiative über einen Onlineshop mit Marketingprodukten auf ihrer Homepage. Dort gibt es beispielsweise Hoodies mit der Aufschrift „Linkes Komponistenpack“ zu kaufen, aber auch eine Rechts-Schreib-Fibel mit dem Titel „Triumph des Wissens“, in der man die grammatikalischen Fehler rechter Wutbürger einfach selbst korrigieren kann.
Die neueste Idee des Satzbau-Duos ist gewissermaßen auch dem amerikanischen Präsidenten zu verdanken: die „Antifamily-Card“. Diese sei ursprünglich eine „reine Schnapsidee“ gewesen, um den „leidigen Mythos“ der Antifa als Organisation auf die Schippe zu nehmen, wie der Grafikhool erklärt. Doch die anfangs erstellten 100 Stück für je 2,50 Euro waren innerhalb von einer halben Stunde weg. Inzwischen haben sie mehrere Tausend verkauft und vom Erlös 7000 Euro an die Aussteigerorganisation Exit gespendet.
ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo