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Extrem weit rechts: Die NPD-Jugend im Wahlkampf

Fliegt die NPD am 4. September aus dem Landtag von Mecklenburg-Vorpommern, wird es eng für die Partei. Im Wahlkampf kann sie daher auf die Hilfe ihrer Jugendorganisation zählen. Deren Mitglieder kennen keine Berührungsängste.
von Robert Kiesel · 18. August 2016
Mitglieder der Jungen Nationaldemokraten zu Besuch bei Sven Krüger
Mitglieder der Jungen Nationaldemokraten zu Besuch bei Sven Krüger

Scheitert die NPD in Mecklenburg-Vorpommern (NPD-MV) am Wiedereinzug in den Landtag, ist das Aus der Bundespartei so gut wie besiegelt. Darin sind sich Beobachter der rechtsextremen Partei einig. Nachvollziehbar, dass der Landesverband angesichts von derzeit prognostizierten drei Prozent der Wählerstimmen für die rechtsextreme Partei jeden Strohhalm greift, der sich ihm zur Bewahrung der überlebenswichtigen Einnahmen aus der Parlamentskasse bietet.

„Zu Besuch bei Freunden!“

Wie weit sich die NPD-MV dabei vom selbst gewählten Kurs der „seriösen Radikalität“ entfernt, ist in diesen Tagen der heißen Wahlkampfphase zu beobachten. Verantwortlich dafür sind Fotos, die auf der Facebook-Seite der Jungen Nationaldemokraten (JN), der NPD-Jugendorganisation, veröffentlicht wurden. Sie zeigen offensichtlich zur Wahlkampfunterstützung in den Nordosten gereiste Aktivisten der JN im Schulterschluss mit Sven Krüger. Einem militanten Rechtsextremisten, von dem sich in der Vergangenheit selbst die NPD distanziert hatte.

Krüger, der aus Wismar stammt und als Mittelpunkt eines rechtsextremen Siedlungsprojekts im nur wenige Kilometer davon entfernten Jamel gilt, ist seit vielen Jahren eine Führungsfigur der rechtsextremen Szene der Region. Bei dem ehemaligen Vorstandsmitglied der NPD-MV hatten Polizisten im Jahr 2011 ein Maschinengewehr und 200 Schuss Munition gefunden. Im selben Jahr wurde Krüger wegen geschäftsmäßiger Hehlerei und illegalem Waffenbesitzes zu einer Gefängnisstrafe von vier Jahren und drei Monaten verurteilt. Nicht die erste Haftstrafe für Krüger, der bereits während der 90er Jahre Knasterfahrungen sammelte. Kommentiert ist das Foto, das den Bundesvorsitzenden der JN, Sebastian Richter, direkt neben Krüger zeigt, mit der Aussage „Zu Besuch bei Freunden! Grillabend in Jamel...“

„Knallharter politischer Aktivismus“

Und auch sonst machen die Aktivisten der NPD-Jugendorganisation keinen Hehl aus ihrer Sympathie für jene radikalen Kräfte, von denen sich Vertreter der Mutterpartei zumindest offiziell distanzieren. Ein weiteres im Internet veröffentlichtes Foto zeigt die Aktivisten der „heimattreuen Jugend“, wie sich die JN ebenfalls auf Facebook selbst bezeichnen, vor dem sogenannten Thinghaus in Grevesmühlen. Der mittlerweile deutschlandweit bekannte Neonazi-Treffpunkt soll in der Vergangenheit auch Versammlungen verbotener Gruppen beherbergt haben und genießt in der Szene Kultstatus. Der Bauherr der Immobilie: Sven Krüger.

Entstanden sind die Aufnahmen der JN-Aktivisten im Rahmen eines sogenannten „Wahlkampflagers Mecklenburg und Pommern“. Sebastian Richter, der offensichtlich als Organisator des Lagers agiert, löst damit ein Versprechen aus dem Januar 2015 ein. Damals hatte er auf dem Landesparteitag der NPD-MV angekündigt, „pünktlich zum Wahlkampf in Mecklenburg mindestens zwei Wahlkampflager“ zu veranstalten. Auf dem Programm stünden „Spiel, Sport, Spaß und in den Abendstunden knallharten politischen Aktivismus, natürlich in Absprache mit der Partei“, so Richter damals.

Autor*in
Robert Kiesel

war bis März 2018 Redakteur des vorwärts.

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