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e-Bert: Digitales Training gegen Hassparolen vor der Europawahl

Damit rechte Parolen und Hasskommentare nicht mehr widerspruchslos im Internet stehen, hat die Friedrich-Ebert-Stiftung den digitalen Coach e-Bert entwickelt. Er interveniert und gibt Hinweise für den Umgang mit Europaskeptikern.
von Jonas Jordan · 24. Mai 2019
Mit dem digitalen Coach e-Bert will die Friedrich-Ebert-Stiftung im Umgang mit Hasskommentaren und rechten Parolen schulen.
Mit dem digitalen Coach e-Bert will die Friedrich-Ebert-Stiftung im Umgang mit Hasskommentaren und rechten Parolen schulen.

„Wir wollten Menschen, die digitalaffin sind, ein spielerisches Angebot machen“, sagt Thomas Hartmann, Referent in der Akademie für Soziale Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung. Deswegen hat die Stiftung vor der Europawahl e-Bert als politischen Coach entwickelt. e-Bert ist eine künstliche Intelligenz, die Internetnutzer im Umgang mit Hasskommentaren und rechten Parolen schult. Als Plattform nutzt die Stiftung dafür den Facebook-Messenger. Die Entscheidung dafür sei aus praktischen Überlegungen heraus gefallen, da sich dort Menschen aus allen Altersgruppen über politische Inhalte informierten, sagt Hartmann.

Konfrontation mit fiktiven Kommentaren

Zugleich sei Facebook die Plattform, auf der vielfach Hetze und Stimmungsmache stattfinde. „In diesen Raum wollten wir vordringen“, berichtet Hartmann. Wer e-Bert startet, wird mit fiktiven Kommentaren europaskeptischer Nutzer konfrontiert. Da schreibt dann beispielsweise Thomas Wübben – mit einem Schäferhund als Profilbild – „Wir sind der Zahlmeister der EU. Wir müssen bis 70 arbeiten, während andere von unserem Geld mit 60 in Rente gehen.“ Daraufhin stehen drei Antwortmöglichkeiten zur Verfügung. Mal provozierend, mal emotional antwortend, mal faktisch argumentierend. Das Gegenüber reagiert dann erneut auf die jeweilige Antwort. So entsteht eine Gesprächssituation, wie sie auch real im Netz stattfinden könnte.

e-Bert wiederum kommentiert die Antworten des Nutzers und gibt diesem Hinweise, beispielsweise dass er zu hart argumentiere oder dass er stärker bei der Sache bleiben solle. Zwischendurch gibt es für die Nutzer die Möglichkeit, vertiefende Inhalte zu den jeweiligen Themen auf den Seiten der Friedrich-Ebert-Stiftung anzuschauen. Grundsätzliches Ziel von e-Bert ist es, spielerisch die Motivation an einer demokratischen Auseinandersetzung zu steigern und den Lerneffekt zu erhöhen. „Wir wollen die Menschen fit machen im Umgang mit klassischen Stammtischparolen, die gegen die EU Stimmung machen“, sagt Hartmann. 

Fit machen gegen Europaskeptiker

Seit zwei Wochen ist e-Bert online. Etwa 500 Nutzer haben das Angebot bisher genutzt und sich spielerisch im Umgang mit Hasskommentaren schulen lassen. Für Hartmann ist das ein Erfolg. Ob das auch Auswirkungen auf das Ergebnis der Europawahl hat, ist für ihn erst einmal zweitrangig. Es gehe in erster Linie darum, Menschen, die sich Europa verbunden fühlen, in der Argumentation mit europakritischen Parolen fit zu machen. „Der schöne Nebeneffekt wäre, wenn sich der eine oder andere damit von der europäischen Idee überzeugen ließe“, sagt Hartmann.

Wie es mit e-Bert nach der Europawahl weitergeht, ist noch nicht klar. Eventuell soll er auch für andere Politikbereiche genutzt werden. Wer das Angebot ausprobieren möchte, kann dies unter diesem Link tun.

Autor*in
Jonas Jordan
Jonas Jordan

ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo

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