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Drohungen gegen Karnevalisten: Wie Büttenreden rechte Hetze kontern

Unbekannte haben Büttenredner der Mainzer Fastnacht in Briefen mit rechten Inhalten bedroht. Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer ruft zum Widerstand auf. Der Verein „Rheinhessen gegen Rechts“ hält mit Humor dagegen.
von Kai Doering · 24. Februar 2017
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Andreas Schmitt ist ein freundlicher Mann und hat jede Menge Humor. Als Präsident der Fastnachtssitzung „Mainz bleibt Mainz“ muss er den auch haben. Doch seit einigen Wochen passieren Dinge, bei denen der Spaß für Schmitt aufhört. „Geb acht du fette SPD-Sau, wir kriegen dich noch dran“, hieß es in einem der Dohbriefe, die Schmitt anonym erhalten hat.

Ähnlich erging es seinem Kollegen Hans-Peter Betz, der in der Fastnachtssitzung als „Guddi Gutenberg“ auftritt und scharfzüngig die Politik des vergangenen Jahres kommentiert. In einem Brief wurde Betz als „Volksverhetzer“ bezeichnet und gedroht: „Wir beobachten Sie.“

Mit Drohbriefen eine Grenze überschritten

Das war für die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer zuviel. „In den Briefen spiegelt sich eine Geisteshaltung, die offensichtlich vor nichts zurückschreckt und die wir in erschreckender Weise immer öfter erleben. Was nicht in das eigene Weltbild passt, wird rücksichtslos bekämpft“, schrieb Dreyer in einem Beitrag für die „Huffington Post“. Dreyers Appell: „Wir dürfen uns nicht damit abfinden, dass die Hemmschwellen für Hass und Hetze niedriger werden, auf der Straße und im Netz.“

„Die Narrenfreiheit gehört zur Fastnacht dazu, aber mit den Drohbriefen wurde eine Grenze überschritten“, sagt auch Roland Schäfer, Vorsitzender des Vereins „Rheinhessen gegen Rechts“. Er weiß noch von weiteren Einschüchterungsversuchen weniger prominenter Büttenredner. „Viele der Briefe stammen offensichtlich aus neurechten oder rechtsextremen Federn“, ist Schäfer sicher. Der Rechtspopulismus von AfD und Co habe das gesellschaftliche Klima bereits deutlich verändert und trage zu einer „Enthemmung der Gesellschaft“ bei.

Reime gegen Rechts

Schäfer und die anderen knapp einhundert Mitglieder von „Rheinhessen gegen Rechts“ wollen sich die Fastnacht aber nicht kaputt machen lassen. Sie haben deshalb in einer „spontan geborenen Aktion“ einen Wettbewerb ins Leben gerufen: Gesucht sind die besten und witzigsten Reime gegen Rechts. „Es geht uns dabei nicht um Brauchtumspflege“, erklärt Roland Schäfer. „Jeder, der einen originellen Reim oder Spruch im Stil der Büttenrede hat, der sich gegen Menschenfeindlichkeit oder für Meinungsfreiheit und für eine couragierte Demokratie ausspricht, kann sich damit bewerben.“ Humor gegen Hass laute die Formel.

Die ersten Einsendungen seien sehr vielversprechend. „Sie reichen vom Zweizeiler bis zur ausformulierten Büttenrede.“ Nach dem Einsendeschluss, dem 5. März, wird eine Jury, der neben den Büttenrednern Schmitt und Betz auch der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling angehört, alle Beiträge bewerten. Zum Start in die nächste närrische Saison am 11. November werden sie veröffentlicht und die Gewinner bekanntgegeben. Die besten drei Beiträge werden mit jeweils zwei Karten für die Mainzer Fastnachtssitzung 2018 belohnt.

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Autor*in
Kai Doering
Kai Doering

ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.

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