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Dietmar Nietan zur AfD: Hier konnte man sehen, wie Nazis arbeiten

Am 6. April 1941 überfiel die deutsche Wehrmacht Griechenland. Als der Bundestag am Donnerstag daran erinnerte, versuchte die AfD, den Überfall mit der Finanzkrise vor zehn Jahren zu verbinden. Da platzte dem SPD-Abgeordneten Dietmar Nietan der Kragen.
von Kai Doering · 25. März 2021
Dietmar Nietan (hier am 4. März) bot der AfD im Bundestag paroli: „Sie können mit der Demokratie nicht umgehen. Das ist ihr Problem.“
Dietmar Nietan (hier am 4. März) bot der AfD im Bundestag paroli: „Sie können mit der Demokratie nicht umgehen. Das ist ihr Problem.“

Wenn an die Verbrechen der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg erinnert wird, geht es meist um Polen oder die ehemalige Sowjetunion. Dass deutsche Soldaten auch in Griechenland grausame Verbrechen an der Zivilbevölkerung verübten und zahlreiche Jüdinnen und Juden deportiert und ermordet wurden, gerät schnell in Vergessenheit.

Die AfD bedient antigriechische Vorurteile

Knapp 80 Jahre nach dem deutschen Überfall am 6. April 1941 hat der Bundestag am Donnerstag der Ereignisse gedacht. Die AfD-Fraktion nutzte das, um die Gräueltaten vor 80 Jahren mit den Ereignissen in der Finanz- und Schuldenkrise zu vergleichen. „Es geht nicht um den Zweiten Weltkrieg, sondern um das Hier und Heute“, behauptete der Abgeordnete Petr Bystron. Deutsche und Griechen hätten sich längst ausgesöhnt.

Hassen würden die Griechen Deutschland und insbesondere Bundeskanzlerin Angela Merkel wegen des Verhaltens in der Finanz- und Wirtschaftskrise vor zehn Jahren. „Geben wir den Griechen ihre Würde zurück, lassen wir sie aus dem Korsett des Euro raus, lassen wir sie sie selbst ihre Währung abwerten und umschulden. Dann müssen Sie nicht das Geld deutscher Steuerzahler aus dem Fenster herauswerfen“, sagte Bystron und bediente damit erneut Vorurteile, die die AfD bereits zum Höhepunkt der Finanzkrise geschürt hatte.

„Sie können mit der Demokratie nicht umgehen.“

Dem nächsten Redner, Dietmar Nietan von der SPD, platze da der Kragen. „Wir haben sie hier gerade am Pult erlebt, die Herrenmenschen, die in ihrer gnadenlosen rechtsradikalen Ignoranz darüber entscheiden, ob sich das griechische Volk schon mit dem deutschen versöhnt hat“, sagte Nietan. Die Redner der AfD gingen mit ihren Forderungen über Beschlüsse des demokratisch gewählten griechischen Parlaments hinweg und stellten in einem „Zynismus, der menschenverachtend ist“, eine Verbindung her zwischen der Höhe möglicher Reparationszahlungen für den Zweiten Weltkrieg und Geldern aus der Euro-Krise.

„Wenn man noch sehen wollte, wie Nazis arbeiten: Wir konnten es hier sehen“, sagte Nietan und deute dabei mit dem Arm in Richtung der AfD-Fraktion. Und als ihm von dort Abgeordnete mit Zwischenrufen ins Wort fielen, setzte er nach: „Sie können mit der Demokratie nicht umgehen. Das ist ihr Problem.“

Unerwartete Unterstützung bekam Nietan aus der Fraktion der Linkspartei. „Ich wollte fragen, was Sie zu dem Satz Ihres Vorredners von der AfD sagen, dass wir den Griechen die Würde zurückgeben müssen“, wandte sich Gregor Gysi mit einer Zwischenfrage an Nietan. „Empfinden Sie das auch wie ich als eine einzigartige Unverschämtheit? Die Griechen wollen nicht die Würde der AfD, die haben ihre eigene Würde“, so Gysi. Nietans Antwort kurz und knapp: „Ich kann dem geschätzten Kollegen Gysi da nur uneingeschränkt zustimmen.“

Autor*in
Kai Doering
Kai Doering

ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.

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