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Die AfD-Jugend und ihr gespaltenes Verhältnis zur Pressefreiheit

Am Wochenende veranstaltete der AfD-Jugendverband „Junge Alternative“ seinen Bundeskongress. Zahlreiche Teilnehmer kamen zusammen, auch Partei-Chefin Frauke Petry. Der vorwärts durfte nicht dabei sein. Warum?
von Robert Kiesel · 15. Juli 2016
Mit der Pressefreiheit hat die Junge Alternative so ihre Probleme
Mit der Pressefreiheit hat die Junge Alternative so ihre Probleme

Liebe Leserinnen und Leser,

an dieser Stelle hätten wir Sie gerne über den Bundeskongress der Jungen Alternative am Wochenende in Bingen informiert. Wir hätten berichtet, was die AfD-Vorsitzende Frauke Petry und ihr Vize Alexander Gauland den Mitgliedern der Jugendorganisation ihrer Partei mit auf den Weg gegeben haben. Hätten aufgeschrieben, wie Gastredner von Jugendverbänden rechtsextremer Parteien wie dem „Front National“ und der „Lega Nord“ den Bundeskongress genutzt haben, um den Schulterschluss reaktionärer und nationalistischer Kräfte in Europa weiter voranzutreiben.

Doppezüngigkeit der AfD beim Thema Pressefreiheit

Leider können wir all das nicht tun. Der Grund dafür: Die Akkreditierung des Autors dieser Zeilen für den erst sehr kurzfristig öffentlich gewordenen Bundeskongress wurde seitens der Jungen Alternative abgelehnt. Die Entscheidung sei nach „Diskussionen im Vorstand“ gefallen, so JA-Pressesprecher John Langkamp. Begründung: Die verdeckte Teilnahme des Autors an einer öffentlich angekündigten Sitzung der AfD in Greifswald (Mecklenburg-Vorpommern) im Oktober 2014 inklusive anschließender Berichterstattung in der regionalen Tageszeitung „Nordkurier“.

Ganz ehrlich: Man muss der AfD und ihrem ausgerechnet vom Pressesprecher Frauke Petrys geführten Jugendverband beinahe dankbar sein. Zeigt das Vorgehen doch die Doppelzüngigkeit der Partei im Umgang mit der Pressefreiheit auf dem Präsentierteller. Hier die nach AfD-Duktus fremdgesteuerten Massenmedien, die durch ihre kontrollierte oder gar zensierte Berichterstattung unter Ausnutzung der „sogenannten Pressefreiheit“ die öffentliche Meinung gezielt manipulieren. Da eine Partei, die eben jene von ihr selbst anlassabhängig zum höchsten Gut erhobene Freiheit der Presse mit Füßen tritt.

Verlogene Inszenierung der AfD

Gerade in Mecklenburg-Vorpommern kennt man sich damit aus. Waren es doch die Kameraden aus dem Nordosten, die erst im Februar dieses Jahres die als Expertin im Bereich Rechtsextremismus anerkannte Journalistin Andrea Röpke ihres Parteitags verwiesen. Ein „eklatanter Angriff auf die Pressefreiheit“, wie der Deutsche Journalisten Verband und auch die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union in ver.di wenig später kritisierten.

Als nichts anderes ist der hier geschilderte Fall zu werten. Ganz offensichtlich geht es der AfD und ihrem Jugendverband eben gerade nicht darum, die Freiheit der Presse zu achten und zu garantieren. Solange der AfD unliebsame Journalisten von deren Veranstaltungen ferngehalten oder gar von diesen verwiesen werden, ist die Inszenierung der Partei als Hüterin freier und unabhängiger Berichterstattung vor allem eines: verlogen.

 

Berichte anderer Medien über den Bundeskongress der Jungen Alternative finden Sie hier:

SWR: Petry ruft AfD-Jugend zur Einigkeit auf
Wirtschaftswoche: AfD will Streit beruhigen

Autor*in
Robert Kiesel

war bis März 2018 Redakteur des vorwärts.

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