„Der schwarze Nazi“ erobert Greifswald
Wer aus dem Greifswalder Bahnhof tritt, sieht sie gleich. Die Forderungen auf den NPD-Plakaten sind kurz und platt: „Deutschland uns Deutschen“, „Für Volk, Land, Heimat“, „Integrationskurse für Wutbürger“, „Kartoffeln“. Integrationskurse und Kartoffeln? Gut, die fordert nicht die NPD, sondern die NPO, die Nationalen Patrioten Ost - allen voran ihr Spitzenkandidat Sikumoya Mumandi, der „schwarze Nazi“.
Den Wiedereinzug der NPD in den Landtag verhindern
Karl-Friedrich König hat den gleichnamigen Film gemeinsam mit seinem Bruder Tilman gedreht. Am Dienstag ist er nach Greifswald gekommen, um den Film im örtlichen Kino zu zeigen und hinterher mit dem Publikum zu diskutieren. Organisiert haben die Veranstaltung „Storch Heinar“, eine Persiflage der bei Neonazis beliebten Modemarke „Thor Steinar“, das Informationsportal „Blick nach Rechts“ und der „vorwärts“. Wenige Tage vor der Landtagswahl am 4. September geht es darum, klare Kante gegen Rechtsextreme und Rechtspopulisten zu zeigen.
Im Film „Der schwarze Nazi“ wird der Asylbewerber Sikumoya Mumandi von Neonazis ins Koma geprügelt. Als er aufwacht, fühlt er sich als deutschester aller Deutschen und will sich bei den „Nationalen Patrioten Ost“ engagieren. Die sehen in Mumandi die Möglichkeit, sich ein besseres Image zu verschaffen und ernennen ihn zum Integrationsbeauftragten – ein Fehler, wie sich schnell herausstellt, denn Mumandi klärt nun seinerseits die Neonazis auf, was an ihrem Verhalten alles „undeutsch“ ist.
Richtungsentscheidung für Mecklenburg-Vorpommern
„Viele Szenen im Film erinnern mich an das reale Verhalten von NPD-Mitgliedern bei uns in Mecklenburg-Vorpommern“, sagt Patrick Dahlemann im Gespräch nach dem Film. Er sitzt für die SPD im Landtag und kämpft im östlichen Vorpommern um den Wiedereinzug. Bei der letzten Wahl erhielt die NPD in einigen Orten seines Wahlkreises 15 Prozent der Wählerstimmen. Mit landesweit sechs Prozent zog sie in den Landtag ein. „Das müssen wir diesmal unbedingt verhindern“, fordert Dahlemann.
Dafür kämpft auch „Storch Heinar“, den die Jusos in Mecklenburg-Vorpommern vor einigen Jahren haben aus dem Ei schlüpfen lassen, „um den Nazis zu zeigen, wo der Frosch die Locken hat“. Leiter des Projekts ist der Landtagsabgeordnete Julian Barlen. „Mecklenburg-Vorpommern steht vor einer Richtungsentscheidung, mahnt er. Auch wenn jüngste Umfragen die NPD nur bei drei Prozent sehen: Die AfD könnte aus dem Stand zwanzig Prozent der Stimmen holen. „Das würde unserem Land schaden.“
Wer den Film in Greifswald verpasst hat, kann ihn Mittwochabend noch in Rostock sehen und am Donnerstag in Wismar.
Dirk Bleicker | vorwärts
ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.