Blau-Weiß Grana: Was ein Fußballverein gegen Hass und Hetze tut
„Das hätten wir uns nie träumen lassen, dass wir mal einen Preis bekommen für das, was wir machen. Denn wir machen es eigentlich, weil es sich gehört und normal ist“, sagt Kapitän Johannes Heger vom SV Blau-Weiß Grana im Gespräch mit dem „vorwärts“. Der Fußballverein aus Sachsen-Anhalt ist eigentlich ein ganz gewöhnlicher Dorfverein. Sein Sportplatz liegt im Schatten der örtlichen Zuckerfabrik. Und doch ist dieser Klub in gewisser Weise ein besonderer. Er hat sich in den vergangen Jahren so hervorgetan, dass zahlreiche Medien über ihn berichtet haben und er inzwischen sogar eine eigene Merchandising-Seite hat.
Zudem ist Blau-Weiß Grana kürzlich mit dem Julius-Hirsch-Preis des DFB ausgezeichnet worden. Der Preis erinnert an den früheren deutschen Nationalspieler jüdischer Herkunft, der in Auschwitz ermordet wurde. Er wird seit 2005 an Vereine, Institutionen und Einzelpersonen vergeben, die sich gegen Antisemitismus und Diskriminierung einsetzen. SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert lobte in seiner Laudatio die Standhaftigkeit des Vereins angesichts „einer beispiellosen Hetzkampagne“. Auslöser dafür war ein unglücklicher Zweikampf bei einem Kreisligaspiel, bei dem sich ein Gegenspieler Schien- und Wadenbein brach.
Den Verein stärker gemacht
Was folgte, waren Drohungen und Hetze in den sozialen Medien gegen die Mannschaft und insbesondere den beteiligten Schwarzen Spieler Momodou Jawara. Ein 1,93 Meter großer, resoluter defensiver Mittelfeldspieler, dem die Verletzung seines Gegenspielers leid tat und der dem Verein nachwievor angehört. Dennoch verbreiteten sich schnell Gerüchte und Fake News über ihn. Gegnerische Vereine riefen zum Boykott auf, der Trikotsponsor stieg aus. „Blau-Weiß Grana hat diese Rufmordkampagne wie durch ein Wunder überlebt“, sagte Kühnert.
Dass der Verein aus einem 700-Einwohner-Dorf in der Gemeinde Kretzschau im Burgenlandkreis überhaupt noch mit zwei Mannschaften am Spielbetrieb teilnimmt, hat vor allem auch mit der erfolgreichen Integration von Geflüchteten seit 2015 zu tun. Wie das Zusammenspiel von Menschen aus 14 Nationen im Verein funktioniert, zeigt auch die vierteilige mdr-Dokumentationsreihe „They call us Ausländerteam“ eindrucksvoll.
Heger: „Das halten wir auch aus, wenn das Leute nicht mögen.“
„Die Leute, die zu uns kommen, Migranten oder Leute, die woanders weggeschickt wurden, denen gibt das hier Halt. Sie haben wenigstens noch den Sport. Sonst hätten sie gar nichts.“ Das sorge für eine ganz interessante Mischung, auf und neben dem Platz. Der Verein habe sich dadurch auch eine gewisse Identität aufgebaut, die nicht jedem passe, sagt Johannes Heger und fügt hinzu: „Uns passt sie ganz gut. Das halten wir auch aus, wenn das Leute nicht mögen.“
Im Gespräch mit dem „vorwärts“ sagt er mit Blick darauf, was er und seine Mannschaftskollegen in den vergangenen Jahren gemeinsam durchgestanden haben: „Es hat den Verein stärker gemacht, gefestigt und etabliert.“ Und sportlich läuft es für Grana auch: Mit bislang erst einer Niederlage, den meisten Toren, wenigsten Gegentreffern und 20 Punkten führen sie nach neun von 21 Spieltagen souverän die Tabelle der Kreisliga an. Heger ist optimistisch, dass der Aufstieg in dieser Saison gelingt: „Wenn wir so weiterspielen, ja. Dann habe ich keinen Zweifel.“
ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo