Parteileben

Nach zwei Jahren Corona-Pause: SPD verlieh Regine-Hildebrandt-Preis

Sie kämpfen für Benachteiligte und gegen Diskriminierung: Am Samstag hat die SPD sechs Vereine und Initiativen mit dem Regine-Hildebrandt-Preis ausgezeichnet, aus Ost und West.
von Kai Doering · 28. November 2022
Ausgezeichnet: Sechs Initiativen aus Ost und West erhielten den Regine-Hildebrandt-Preis für die Jahre 2020, 2021 und 2022.

Zwei Jahre konnte der Regine-Hildenbrandt-Preis wegen Corona nicht verliehen werden. Am Samstag, dem 21. Todestag Hildebrandts, standen deshalb gleich sechs Preisträger auf der Bühne Willy-Brandt-Haus, jeweils zwei für die Jahre 2020, 2021 und 2022. „Sie alle repräsentieren vielfältig gelebtes zivilgesellschaftliches Engagement und stehen für eine Gesellschaft, in der den Menschen nicht egal ist, wer in der Nachbarschaft lebt und wie er lebt“, lobte die SPD-Vorsitzende Saskia Esken die unterschiedlichen Initiativen aus Ost und West.

Für Langzeitarbeitslose, gegen rechts

So arbeitet der Förderverein „Miniaturstadt Bützow“ aus Mecklenburg-Vorpommern mit Langzeitarbeitslosen zusammen, die die Bützower Altstadt aus der Zeit zwischen 1850 und 1910 im Maßstab 1:10 originalgetreu nachbauen. „31 Frauen und Männern ist auf diese Weise der Wiedereinstieg in den ersten Arbeitsmarkt gelungen“, lobte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig bei der Preisverleihung.

Der zweite Preisträger aus dem Jahr 2020, der Verein „Fulda stellt sich quer“ aus Hessen, organisiert seit 2014 auf der einen Seite praktische Hilfe für Geflüchtete und klärt gleichzeitig mit Veranstaltungen und Bildungsarbeit gegen rechts auf. Der Verein hat inzwischen 140 Mitglieder und wurde 2018 bereits mit dem Otto-Wels-Preis für Demokratie der SPD-Bundestagsfraktion ausgezeichnet.

Gegen Hetze, für die Gesellschaft

Als ihre Stadt 2018 zur Bühne für Neonazis wurde, gründete die Sozialdemokratin Inge Heimer die „Omas gegen Rechts Kandel“ in Rheinland-Pfalz. Das Vorbild kommt aus Österreich. Inzwischen sind die Kandeler Omas bundesweit aktiv. „Ihre Antwort auf Hetze ist der Widerspruch der Mehrheit“, betonte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer bei der Preisverleihung am Samstag.

Die „Kulturfabrik Hoyerswerda“, zweiter Preisträger des Jahres 2021, bringt seit 1994 Menschen unterschiedlicher Generationen zusammen. Sie setzt sich so mit dem Strukturwandel der Lausitz im besonders stark betroffenen Hoyerswerda auseinander. Lob bekamen sie dafür von der stellvertretenden SPD-Vorsitzenden Klara Geywitz: „Menschen für Menschen, die gemeinsam soziale und kulturelle Aktivitäten entwickeln und umsetzen. Das hält die Gesellschaft zusammen und nicht zuletzt macht es auch Spaß.“

Für Obdachlose, gegen Nazis

Menschen für Menschen ist auch das Motto der „Radtour für obdachlose Menschen“ in Berlin: Seit fünf Jahren fahren die Ehrenamtlichen mit Lastenfahrrädern und Anhängern verschiedene Orte in Berlin ab, um gekochte Mahlzeiten zu Menschen auf der Straße zu bringen. Auch praktische Hilfe leisten sie dabei. Dafür wurde die Initiative mit dem Regine-Hildebrandt-Preis 2022 ausgezeichnet.

Der zweite Preisträger dieses Jahres kommt aus Mecklenburg-Vorpommern: Seit 15 Jahren veranstalten Birgit und Horst Lohmeyer das Musik-Festival „Jamel rockt den Förster“. Sie kämpfen damit für ihr Dorf, das zur Heimat für viele Neonazis geworden ist. Künstler wie „Die Toten Hosen“ und Herbert Grönemeyer hatten dort bereits Auftritte. „Sie geben uns allen ein eindrucksvolles Beispiel dafür, dass man demokratische Räume mit viel Ausdauer und Herzblut zurückerobern muss und vor Nazis nicht zurückweichen darf“, lobte SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert.

Das Leben besser machen

In seiner Festrede hatte der stellvertretende SPD-Vorsitzende und Bundesarbeitsminister Hubertus Heil zuvor an Regine Hildebrandt erinnert. Als brandenburgische Sozialministerin sei sie ständig durchs Land gereist, um mit den Menschen zu sprechen. „Regine hat sich Menschen angenommen, so wie sie waren, ihren Sorgen, Ängsten und Unzulänglichkeiten.“ Dabei zeige sich Heil überzeugt, dass Regine Hildebrandt auf die derzeitige Krise gelassen, aber bestimmt reagiert hätte. „Denn ihr Verständnis von Solidarität war, dass jede und jeder mit anpackt, um das Leben für sich und andere besser zu machen, und zwar gemeinsam.“

Autor*in
Kai Doering
Kai Doering

ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.

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