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Zeitumstellung: Warum ein Ende nicht abzusehen ist

Eigentlich sollte es die Zeitumstellung 2021 das letzte Mal geben. Doch ein Ende des Wechsels von Sommer- auf Winterzeit und zurück ist bisher nicht abzusehen. Woran liegt das?
von Kai Doering · 28. Oktober 2023
Verhasste Tradition: In der Nacht wird erneut die Uhr umgestellt.
Verhasste Tradition: In der Nacht wird erneut die Uhr umgestellt.

Die Umfrage war die bisher erfolgreichste in der Geschichte der Europäischen Union, das Ergebnis eindeutig. 4,6 Millionen EU-Bürger*innen stimmten 2018 – online und unverbindlich – darüber ab, ob die Zeitumstellung künftig nicht mehr stattfinden soll. Mehr als 80 Prozent von ihnen sprachen sich dafür aus, dass die Uhren nicht mehr im Frühjahr eine Stunde nach vorn, und im Herbst eine Stunde zurückgestellt werden. Kurz darauf legte die EU-Kommission unter ihrem damaligen Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker eine Vorlage vor, die ein Ende der Zeitumstellung zum Jahr 2019 vorsah. Wie aber kommt es, dass die Uhren auch zwei Jahre später noch umgestellt werden?

Was passierte damals mit der Vorlage der EU-Kommission?

Die wurde breit diskutiert und fand deutliche Zustimmung im Europaparlament. 410 der Abgeordneten stimmten im März 2019 für die Abschaffung der Zeitumstellung, 192 dagegen. 51 enthielten sich der Stimme. Allerdings verschoben die Europaabgeordneten das Ende der Zeitumstellung auf dasFrühjahr 2021.

Und warum findet die Zeitumstellung zweieinhalb Jahre immer noch statt?

Weil in Europa immer drei dazugehören. Nachdem sich Europäische Kommission und Europaparlament auf eine gemeinsame Linie verständigt hatten, waren die EU-Mitgliedsstaaten am Zug. Sie konnten sich bis heute nicht auf ein Ende der Zeitumstellung einigen. Nach dem Willen des Europaparlaments aus dem Frühjahr 2019 soll jeder Mitgliedsstaat selbst entscheiden können, ob er eine dauerhafte Winter- oder Sommerzeit einführen will. Während die nordischen Länder einer dauerhaften Winterzeit den Vorzug geben, tendieren die südlichen Staaten eher zur Beibehaltung der Sommerzeit. Einige Staaten wollen insgesamt an der Zeitumstellung festhalten. Ein Ende des Streits ist nicht abzusehen.

Wie wird die Zeitumstellung in Deutschland bewertet?

Die Akzeptanz der Zeitumstellung schwankt in Deutschland seit Jahren, wird aber insgesamt eher kritisch gesehen. Nach einer Umfrage im Auftrag der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK) aus dem Oktober halten rund 72 Prozent der Deutschen die Zeitumstellung auf die Sommer- bzw. Winterzeit für überflüssig und wollen, dass diese abgeschafft wird. Nur 23 Prozent halten die Zeitumstellung für sinnvoll.

Warum wurde die Zeitumstellung überhaupt eingeführt?

Zum ersten Mal an der Uhr gedreht wurde bereits vor mehr als 100 Jahren. Am 30. April 1916, mitten im Ersten Weltkrieg, führten das Deutsche Reich und Österreich-Ungarn die Zeitumstellung ein. So sollten im Sommer die Abende verlängert werden, um das natürliche Tageslicht in der Rüstungsindustrie und Landwirtschaft auszunutzen. Mit einem ähnlichen Argument – nämlich um Energie zu sparen – wurde am 6. April 1980 die Sommerzeit eingeführt – in der Bunderepublik wie in der DDR. In anderen EU-Staaten gab es sie da bereits.

Welche Probleme macht die Zeitumstellung?

Das ist individuell unterschiedlich. In einer Umfrage im Frühjahr gaben rund 25 Prozent der Befragten an, schon einmal Probleme wie Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten und depressiven Verstimmungen nach der Zeitumstellung gehabt zu haben.

Hilft die Zeitumstellung wirklich beim Energiesparen?

Das ist sehr umstritten. Zwar bleibt es im Sommer durch die vorgestellte Uhr abends länger hell, doch dank der mittlerweile sehr weit verbreiteten LED-Lampen ist der Stromspar-Effekt für Beleuchtung inzwischen eher gering. Das Umweltbundesamt weist zudem darauf hin, dass die Einspareffekte durch höheren Energieverbrauch an anderer Stelle ausgeglichen werden, etwa durch einen Mehrverbrauch an Heizenergie im Frühjahr und im Herbst durch das Vorverlegen des Aufstehens in die kühleren Morgenstunden.

Autor*in
Kai Doering
Kai Doering

ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.

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