Weiterbildung: Wie die SPD für zukunftsfeste Arbeitsplätze sorgen will
Schon bald könnte es eine scheinbar widersprüchliche Situation in Deutschland geben: Einem Mangel an Fachkräften könnte eine große Gruppen an Langzeitarbeitslosen gegenüberstehen. Dieses Szenario skizziert die SPD-Bundestagsabgeordnete Yasmin Fahimi am Dienstagabend bei der dritten vorwärts-Digitalkonferenz. „Sozial und gerecht: Wie gestalten wir die Arbeitswelt von morgen“ lautet das Thema, über das SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz, Fahimi und Christoph Bornschein, Gründer des Digitalunternehmens TLGG GmbH, diskutieren.
Die Arbeitslosenversicherung weiterentwickeln
„Wir müssen an der Spitze der technologischen Entwicklung stehen“, ist Olaf Scholz überzeugt. Damit die Arbeitnehmer*innen nicht auf der Strecke bleiben, ihre Ausbildung irgendwann nichts mehr zähle, sei Weiterqualifizierung entscheidend. „Wir sollten Qualifizierungsprogramme gemeinsam mit der Belegschaft der Unternehmen entwickeln“, schlägt Scholz vor. Sein Ziel ist ein „Rechtsanspruch auf Weiterbildung“, der sogar bis hin zu einer komplett neuen Ausbildung reichen könne.
Im Entwurf für ihr Programm für die Bundestagswahl fordert die SPD deshalb „ein Recht auf Weiterbildung und beruflichen Neustart“ in allen Lebensphasen. „Jede*r einzelne wird bei den bevorstehenden Veränderungen unterstützt“, versprechen die Sozialdemokrat*innen. „Wir haben die Arbeitslosenversicherung in dieser Legislatur viel stärker präventiv ausgerichtet. Das müssen wir in der nächsten Legislatur weiterentwickeln“, sagt Yasmin Fahimi.
„Das Schlüsselwort heißt Mitbestimmung“
Die Veränderungen, die die Digitalisierung aber auch die Ausrichtung auf eine klimaneutrale Wirtschaftsweise mit sich bringen, verunsicherten viele Arbeitnehmer*innen, weiß die SPD-Abgeordnete. „Hier muss die Politik Orientierung geben und Akzente setzen!“ Von Fortbildung und Weiterqualifizierung profitierten schließlich nicht nur die Beschäftigten: „Die Unternehmen sind auf diese Innovationskraft angewiesen, um zu überleben.“
Der beste Ort für Weiterbildung und Qualifizierung ist deshalb aus Sicht Fahimis auch der Betrieb. „Das Schlüsselwort heißt Mitbestimmung“, sagt sie. Nur im Zusammenspiel zwischen Unternehmensleitung und Beschäftigten lasse sich „Veränderung passgenau gestalten“.
Ein umarmenswertes Bild von der Zukunft
Für Digitalberater Christoph Bornschein ist das zu eng gedacht. „Es geht heute eher um Skills, nicht um ganze Berufe“, ist er überzeugt. Bildung müsse heute „anders mit dem Leben verwoben sein“ als noch etwa vor 20 Jahren. Wie notwendig Veränderungen sind, betont aber auch er. „Wir müssen jetzt ins Handeln kommen“, sagt Bornschein. Die notwendigen Veränderungen müssten in der kommenden Legislatur eingeleitet werden. „Ich verspreche mir da viel.“
Für Christoph Borschein beginnt die Veränderung dabei schon bei einem positiveren Verhältnis zu den bevorstehenden Veränderungen. „Wir gestalten die Zukunft und nicht die Zukunft uns“, betont der Unternehmensgründer und fordert: „Wir brauchen ein umarmenswertes Bild von der Zukunft.“
Da stimmt auch Olaf Scholz zu. „Wir sollten nicht zertrümmern, was gut ist, aber offen sein für Neues“, sagt der SPD-Kanzlerkandidat. Das sei auch Teil der „Verantwortung, die wir füreinander haben“. Eine Politik, die die Veränderung gestalten will, spiele dabei eine große Rolle. Wenn das gelinge, „können wir einen Weg gehen, der für alle gut ausgeht“.
Dirk Bleicker | vorwärts
ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.