Walter-Borjans in München: Besuch im Supermarkt der Zukunft
Bio-Gemüse, Brot vom Ökobäcker, Fleisch vom Biometzger, das Angebot des ersten solidarischen Mitmach-Supermarkt Deutschlands unterscheidet sich nicht von dem anderer Bio-Supermärkte, die regional einkaufen. Was den „Food Hub“ auszeichnet ist das Genossenschaftsmodell: Denn Einkaufen dürfen im Supermarkt nur Genoss*innen, die auch mitmachen und Mitverantwortung übernehmen. Das heißt, wenn sie regelmäßig mithelfen Regale einzuräumen, Lebensmittel abzupacken oder Kunden zu bedienen, insgesamt drei Stunden im Monat.
Dieses Modell gibt es bisher in Deutschland nur in München und ist Grund genug für Sebastian Roloff, SPD-Bundestagskandidat für den Wahlkreis München-Süd, Parteichef Norbert Walter-Borjans zum Wahlkampftermin einzuladen. Dass er gekommen sei und ihn unterstütze, das gebe Rückenwind und Aufmerksamkeit. „Das ist auch ein Statement der Parteispitze, dass es im Münchner Süden um was geht und hier der entsprechende Rückhalt vorhanden ist“, sagt Roloff, der nach den jüngsten Umfragen wohl das Direktmandat holen kann, das erste für die SPD seit zwanzig Jahren hier. Auch die anderen drei Münchner Wahlkreise könnten laut den Umfragen rot werden – das wäre eine Sensation.
Kund*innen Mitverantwortung geben
Doch zurück zum Food Hub, der es Walter-Borjans angetan hat. Dass sich Menschen damit beschäftigen, wo ihre Nahrungsmittel herkommen und wie sie sich ernähren. Und auch dass es ein Projekt gibt, das es Kundinnen und Kunden möglich macht, Mitverantwortung zu übernehmen. „Das muss man unterstützen“, sagt er. Auch um die Vielfalt in den Innenstädten zu bewahren, die durch Online-Handel und Corona starken Veränderungen ausgesetzt seien.
Roloff wiederum freut sich, dass in seinem Wahlkreis 219 so ein einzigartiges Projekt umgesetzt werden konnte, auch durch die Unterstützung der Stadt München, die einen flexiblen Mietvertrag abschloss. Was Städte tun können, um solche Projekte zu fördern? Für Quentin Orian, einen der Mitgründer der Genossenschaft, ist das ganz klar, sie könnten Fördermittel gebrauchen, etwa um die ärztlichen Gesundheitsnachweise der Genoss*innen zu bezahlen. Das sind zwar nur etwa 25 Euro pro Person, doch bei 1.000 Mitgliedern kommt da einiges zusammen. Wichtig sei auch, dass die Stadt Nachbarschaftstreffs unterstütze, damit Projekte wie zum Beispiel Repair Cafes einen Ort in den Vierteln bekommen und so eine Solidargemeinschaft gefördert wird.
Regionalität und Nachhaltigkeit für jede*n
Roloff und Borjans nicken: Durch erschwingliche Mieten Projekte zu fördern, die andere Konzepte haben, die gemeinwohlorientiert sind, das ist eine Möglichkeit für Kommunen. Unterstützung bei der Qualifizierung der Mitarbeiter*innen wäre ein weiterer Baustein. Denn, so fügt Walter-Borjans hinzu, es gebe immer wieder wunderbare, idealistische Projekte, die dann an unqualifizierter Führung scheiterten, da könne man sich finanzielle Unterstützung zur Qualifizierung vorstellen.
Und noch eine Frage treibt die beiden Sozialdemokraten um: Wie hoch sind die Preise und wie kann ein möglichst breiter Ausschnitt der Gesellschaft an Projekten dieser Art beteiligt werden, damit Regionalität und Nachhaltigkeit auch für Menschen erschwinglich werden, die jeden Euro umdrehen müssen? Auch wenn die Preise im Food Hub bis zu 20 Prozent niedriger sind, sind die Bioprodukte kein Schnäppchen. Da bleibt also noch viel zu tun.
„Der Food Hub ist eine schöne Vision, es ist der Supermarkt der Zukunft“, sagt Sebastian Roloff, der sich besonders mit den Themen Arbeit, Soziales und Wirtschaft beschäftigt. Regionale Produkte, hohe Qualität und dass man den Supermarkt selbst organisiere, das begrüße er. Vor allem, weil solche Projekte viel kürzere Lieferketten brauchten, was für das Klima wichtig sei. Insgesamt müsse die Wirtschaft in Deutschland klimaneutral werden, aber so, dass sich schlechter verdienende Familien auch noch den Strom leisten könnten. Auf Walter-Borjans und Roloff wartet schon der nächste Termin.
Wie es die Woche weitergeht? „Wir geben Vollgas bis zur Wahl.“