Inland

Nach Wahl mit AfD-Stimmen: FDP-Politiker*innen fordern Rücktritt von Kemmerich

Die Wahl von Thomas Kemmerich mit den Stimmen der AfD ruft auch in seiner eigenen Partei fassungslose Reaktionen hervor. Führende FDP-Politiker*innen fordern seinen sofortigen Rücktritt als Thüringer Ministerpräsident. Besonders deutlich wird ein früherer Bundesminister.
von Kai Doering · 5. Februar 2020
Demonstration vor der FDP-Zentrale in Berlin: Die Wahl Thomas Kemmerichs mit den Stimmen der AfD ruft auch in der eigenen Partei deulichen Widerspruch hervor.
Demonstration vor der FDP-Zentrale in Berlin: Die Wahl Thomas Kemmerichs mit den Stimmen der AfD ruft auch in der eigenen Partei deulichen Widerspruch hervor.

Nach der Wahl von Thomas Kemmerich mit den Stimmen der AfD ist der FDP-Politiker aus seiner eigenen Partei zum sofortigen Rücktritt als thüringischer Ministerpräsident aufgefordert worden. „Man kann, ja soll in einer demokratischen Wahl antreten. Aber man lässt sich nicht von AfD-Faschisten wählen“, schrieb FDP-Bundestagsfraktionsvize Alexander Graf Lambsdorff auf Twitter. „Wenn es doch passiert, nimmt man die Wahl nicht an. Am besten für Kemmerich, Thüringen und die FDP seien Kemmerichs „sofortiger Rücktritt“ und „schnelle Neuwahlen“.

„Was ist Thüringen passiert ist, ist vollkommen inakzeptabel.“

Ebenso klare Worte fand Nordrhein-Westfalens Familienminister Joachim Stamp. „Es kann keinen liberalen Ministerpräsidenten geben, der von der AfD ins Amt gewählt wird“, schrieb der FDP-Politiker auf Twitter und ergänzte: „Ich fordere Thomas Kemmerich zum Rücktritt auf, um Neuwahl zu ermöglichen.“

Auch international sorgt die Wahl Kemmerichs für Aufsehen. „Was ist Thüringen passiert ist, ist vollkommen inakzeptabel“, stellte der Vorsitzende der liberalen Fraktion im Europaparlament Guy Verhofstadt klar. Seine Antwort fiel deutlich aus: „Nicht in unserem Namen!“ Dazu postete er auf Twitter zwei Fotos – eines, das Kemmerich mit Thüringens AfD-Chef Björn Höcke zeigt, ein zweites, in der Adolf Hitler und Reichspräsident von Hindenburg in ähnlicher Pose zu sehen sind.

Gerhart Baum: „Die AfD wird einen Preis fordern.“

Die Vorkommnisse in Thüringen rufen auch die Altvorderen in der FDP auf den Plan. „Der Spuk in Thüringen muss sofort beendet werden, bevor er zum Albtraum wird“, forderte dir frühere Bundesjustizministerien Sabine Leutheuser-Schnarrenberger auf Twitter.  „Herr Kemmerich sollte zurücktreten“, ergänzte sie in einem späteren Tweet.

Deutliche Worte fand Gerhart Baum, Bundesinnenminister der sozial-liberalen Koalition unter Helmut Schmidt. „Ein Hauch von Weimar liegt über dem Land“, sagte der 1932 geborene Baum der „Rheinischen Post“. „Der Schrecken der Nazis steckt mir noch in den Knochen“, so Baum. Nun sei „das Böse wieder da“. Die Wahl seines Parteifreunds Kemmerich mit den Stimmen der AfD sei für ihn ein Schock. „FDP und CDU haben sich letztlich dem Wohlwollen der AfD ausgeliefert. Die AfD wird für ihre Unterstützung einen Preis fordern.“

Autor*in
Kai Doering
Kai Doering

ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.

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