Antrag im Bundestag

Waffenlieferungen: Wie die SPD der Ukraine helfen will

Kai Doering26. April 2022
Die SPD-Bundestagsfraktion spricht sich dafür aus, schwere Waffen wie den Luftabwehrpanzer Gepard an die Ukraine zu liefern.
Die SPD-Bundestagsfraktion spricht sich dafür aus, schwere Waffen wie den Luftabwehrpanzer Gepard an die Ukraine zu liefern.
Die SPD will die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine beschleunigen. So steht es in einem Antrag mit Grünen und FDP, der in dieser Woche im Bundestag beschlossen werden soll. Doch dabei soll es nicht bleiben.

Nils Schmid fand deutliche Worte. „Wir wollen, dass die Ukraine militärisch unterstützt wird, auch durch Waffenlieferungen“, sagte der außenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion in einer am Dienstag per Twitter verbreiteten Video-Botschaft. Wie diese Unterstützung genau aussehen soll, haben die Fraktionen von SPD, Grünen und FDP in einem gemeinsamen Antrag formuliert, über den voraussichtlich am Donnerstag im Bundestag entschieden werden soll.

Schmid: Keine Gefahr, zur Kriegspartei zu werden

Die Koalitionsfraktionen sprechen sich darin zum einen dafür aus, den bereits begonnenen „Ringtausch“ zu erweitern. NATO-Staaten mit militärischem Gerät sowjetischer Bauart geben dieses dabei an die Ukraine ab. Ihre Bestände werden dann von Deutschland wieder aufgefüllt. So soll gewährleistet werden, dass langwierige Schulungen unnötig sind und Panzer und anderes Gerät möglichst schnell eingesetzt werden kann. Zum anderen sollen auch schwere Waffen direkt an die Ukraine geliefert werden – „wenn wir nicht die Bündnisfähigkeit der Bundeswehr beeinträchtigen“, wie Nils Schmid einschränkt.

Aus Sicht des SPD-Außenpolitikers besteht durch die Lieferung schwerer Waffen „nicht die Gefahr, dass wir zur Kriegspartei werden“. Trotzdem sei es wichtig, sich eng mit den NATO-Partner abzustimmen und jeden Schritt gemeinsam zu überlegen.

Darüber hinaus sind in den 41 Punkten des Antrags auch die Ausbildung ukrainischer Soldat*innen in Deutschland, humanitäre Maßnahmen für die Menschen in der Ukraine und ein zügiger Wiederaufbauplan enthalten. Die Bundesregierung soll zudem einen Appell an die russischen Soldaten richten, ihre Waffen niederzulegen und sie darauf hinzuweisen, dass sie in Deutschland und der EU Asyl beantragen können.

Mützenich: Gehen auf Union zu

„Wir brauchen verschiedene Instrumente, um diesen Krieg zu beenden“, betonte so auch SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich vor der Sitzung der Bundestagsfraktion am Dienstagnachmittag. Er begrüße daher den Einsatz von António Guterres. Der Generalsekretär der Vereinten Nationen ist zurzeit in Moskau, um über eine Waffenruhe zu sprechen. Im Anschluss wird er in die Ukraine weiterreisen.

„Die Debatte hat sich in den letzten Tagen allein auf die Frage von Waffenlieferungen konzentriert“, bedauerte Mützenich am Dienstag. Er sei deshalb froh, dass es gelungen sei, einen gemeinsamen Antrag mit Grünen und FDP zu formulieren. Die Fraktion von CDU und CSU lud Mützenich ein, sich diesem anzuschließen. „Wir gehen auf die Union zu“, betonte er. Diese hatte am Montag bereits einen Antrag vorgelegt, der u.a. aus Reihen der SPD auf scharfe Kritik gestoßen war.

Lambrecht: Hilfe muss aus einem Guss sein

Bereits am Montag hat die Bundesregierung der Lieferung von Flugabwehrpanzern vom Typ „Gepard“ an die Ukraine zugestimmt. Das teilte Verteidigungsministerin Christine Lambrecht bei einem Treffen von Vertreter*innen von 38 Staaten auf dem US-Luftwaffenstützpunkt im rheinland-pfälzischen Ramstein mit. Die Panzer sollen vom Rüstungshersteller Krauss-Maffei Wegmann technisch aufgearbeitet und an die Ukraine geliefert werden. „Die Ukraine bestellt und Deutschland bezahlt“, brachte es Lambrecht auf den Punkt. „Die Hilfe für die Ukraine muss aus einem Guss sein, die Komponenten müssen genau miteinander verzahnt sein“, betonte sie.

Gleichzeitig widersprach sie Kritik, die Bundesregierung unterstütze die Ukraine zu wenig. „In einem ersten Schritt haben wir aus Beständen unserer Bundeswehr in großem Umfang Waffen und Ausrüstung an die Ukraine geliefert, etwa Panzerfäuste und Flugabwehrraketen“, sagte Lambrecht. „Aber wir müssen feststellen, dass die Möglichkeiten der Bundeswehr begrenzt sind. Jahrzehntelang wurde hier gespart.“

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Kommentare

Wer als Kriegspartei angesehen wird, entscheidet der Gegner

Und danach gibt es kein zurück mehr.

Gustav Heinemann sagte am 1. Juli 1969 in seiner Rede 'Dem Frieden dienen' u.a.: "Ich sehe als erstes die Verpflichtung, dem Frieden zu dienen. Nicht der Krieg ist der Ernstfall, in dem der Mann sich zu bewähren habe, wie meine Generation in der kaiserlichen Zeit auf den Schulbänken lernte, sondern der Frieden ist der Ernstfall, in dem wir alle uns zu bewähren haben. Hinter dem Frieden gibt es keine Existenz mehr."

Zu viele Bürger Deutschlands haben offensichtlich noch nie einen Winter in Arbeitslosigkeit, Hunger und Kälte sowie in Leid und bitterer Not verbracht. Deshalb lassen sie sich von Kriegsflüsterern, Kriegswilligen, Kriegstreibern und Kriegsführern beeinflussen.

Das aber sind schlechte Ratgeber.

Bestenfalls stellt Russland seine Energieträgerlieferungen [Erdgas, Erdöl, Steinkohle] nach Deutschland schlagartig ein.

Das kann kein Sozialdemokrat wollen.

SPD geht auf USA und Union zu

und riskiert die Unterstützung der eigenen Basis zu verlieren.

Die Lieferung schwerer Waffen macht uns faktisch zur Kriegspartei, weil uns Russland ab dieser Schwelle als solche betrachtet.

Die SPD geführte Bundesregierung lässt sich ein ums andere Mal tiefer in diesen Konflikt hineinziehen und schickt sich auch noch an, wirkungslosen Sanktionen mit katastrophalen Folgen für Wirtschaft und Menschen in Deutschland zuzustimmen. Die USA und die Ukraine werden niemals zufrieden mit uns sein, weil sie den sozialdemokratische Weg einer gemeinsamen Sicherheitsarchitektur ablehnen und an uns ein Exempel statuieren wollen.

Der Kanzler hat es bisher nicht geschafft, eine Position zu beziehen, die er länger als ein paar Wochen durchgehalten hat. Das Eingeständnis vergangener Fehler zu Beginn des Krieges hat die möglichen Haltelinien eliminiert. Seitdem rutscht die Bundesregierung Richtung Eskalation mehr als dass sie noch irgendwie steuert. Kein Wunder, wenn man seine Grundsätze ohne Not über Bord wirft.

Wer Weg und Ziel nicht kennt, dem weht kein Wind günstig.

Preisfrage: Welche konkreten politischen Ziele verfolgen wir und die Nato in diesem Krieg?

Preisfrage

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Muss Militärtechnik auf das

Titelbild? Ich meine -nein!

Bild

Gezeigt wird der Panzer, um den es in der Entscheidung und damit im Text geht.

ja, das ist bekannt, aber

doch nicht notwendig- ein Bild der Ministerin hätte es auch getan. das Problem ist doch, dass sich Menschen an solchen Dingen ergötzen können, was hier auch noch gepuscht wird, denn die Geräte werden ja üblicherweise bestens in Szene gesetzt, soweit man sie fotografiert bekommt. Selbst fotografieren ist üblicherweise verboten, da passen die Feldjäger auf, dass dies nicht passiert, und die gehen ggf rigoros zu Werke, wenn sie jemanden erwischen, der sich über solche Verbote hinwegsetzt

Moratorium Jetzt !!

Die Dynamik eines Krieges kennt nur eine Richtung: Maximale Zerstörung des Gegners, bis einer einlenkt. Bundeskanzler Olaf Scholz hat auf Druck oder aus Überzeugung Deutschland zu einem aktiven Beteiligten an dem Stellvertreterkrieg gemacht. Die Anforderungen werden steigen - Ausbildung von ukrainischen Soldaten, Versendung von Soldaten nicht nur nach Littauen und irgendwann wird die bisher undenkbare Schwelle diskutiert werden, ob nicht doch die NATO als Kriegspartei eintritt. Denn entweder wird die Ukraine wirklich bestmöglich mit Waffen verteidigt, oder nicht. Deshalb ist es jetzt an der Zeit, die zweite Karte zu spielen. Diplomatie. Deutschland kann jetzt erklären, an dieser Stelle aus der militärischen Beteiligung eine Pause einzulegen und alle zur Verfügung stehenden Maßnahmen zu ergreifen, um einen Waffenstillstand und Friedensverhandlungen zu forcieren. Die SPD bietet beide Kompetenzen an. Die der militärischen Selbstverteidigung aber eben auch die von Rolf Mützenich geforderte Stärkung der UN als Friedenskraft und die Mäßigung in Rethorik und Mitteleinsatz, um überhaupt noch einen Dialog zu ermöglichen, der zukünftige Generationen von der Geißel des Krieges befreit.....

Waffenlieferungen

Ich denke mit Waffenlieferungen ist den Menschen in der Ukraine nicht geholfen, denn das vermehrt nur Zerstörung, Leid und Tod. Aber "der Ukraine helfen" meint ja was anderes. Wieso fällt denn die Diplomatie ganz weg und Waffenlieferungen sollen dann das non + ultra sein.
Mir kann doch keiner weißmachen, daß es um die Freiheit und Demokratie gehen soll, allzusehr erinnere ich mich an die Prowestlichen Demokratiefreunde vom Schlage eines Mobutu, Idi Amin, Suharto, Pinochet, Videla, Strössner ......... und viele andere mehr.

Waffenlieferungen

Der Kommentar von Armin Christ findet meine Zustimmung.
Egon Bahr hat gesagt:
Es geht nie um Demokratie und Menschenrechte. Es geht immer um Interessen.

„Wir brauchen verschiedene Instrumente,

um diesen Krieg zu beenden“.
Spätestens seit 2014 haben die USA/Nato die Ukraine mit Waffen, militärischer Ausbildung und Geld ausgerüstet (Nato-Generalsekretär); schon seit 2008 wollten sie Georgien und die Ukraine in die Nato aufnehmen. (Die EU will auch noch Armenien und Aserbaidschan.) Warum diese Beitrittsangebote – weil wir sie machen, steckt keine hegemoniale, erst recht keine imperiale Ambition dahinter?

„Es herrscht Krieg in Europa. Und es geht um den grundlegenden Streit zweier politischer Systeme, den der westlichen Demokratien mit einem autoritär geführten Land“, weiß Militärbischof Overbeck. Der US-Verteidigungsminister unmissverständlich: „Wir wollen Russland in einem Ausmaß geschwächt sehen, dass es so etwas wie den Einmarsch in der Ukraine nicht mehr machen kann“. Genau das versprachen sich die Sieger in den beiden Weltkriegen gegenüber dem Deutschen Reich. Wir wissen, dass es nicht geklappt hat. Und das wird im Falle der Russischen Föderation auch nicht aufgehen.

„Wir brauchen verschiedene Instrumente_2

Eine atomare Weltmacht kann nur im Verbund mit dem eigenen Untergang derart geschwächt, konventionell das geographische Russland wegen seiner Größe niemals vom Westen dauerhaft besetzt werden. Das schaffte die USA/Nato ja nicht einmal in Afghanistan. Und China würde das auch nicht zulassen; Indien vermutlich auch nicht.

„Die westlichen Hauptstädte haben sich angesichts der russischen Invasion in eine Eskalationsspirale begeben“ (McTague), aus der sie nur durch Vernunft wieder herauskommen werden. Die ist aber weder bei den Wortgewaltigen in der Politik noch in den Medien zu erkennen: Die Auskunft Bidens, dass das 21. Jahrhundert von der „großen Schlacht zwischen Demokratien und Autokratien“ geprägt werde, regt keinen mehr auf.

Was ist nur mit uns los?
Wahnsinn!

Worte eines Sozialdemokraten

Gerade fand ich beo meiner Morgenlektüre ein sehr interessantes Interview mit Klaus von Dohnany. Er ist wahrlich kein besonders Linker, aber er hat sich einen Realismus bewahrt, der auch die nationalen Interessen der BRD (samt EU) berücksichtigen will.
Ich halte es für wichtig, daß auch diese Stimme gehört wird.
https://www.infosperber.ch/politik/klaus-von-dohnanyi-ich-habe-vor-dem-k...

Klaus von Dohnany

Volle Zustimmung für Armin Christ.