Geschichte

Vereinte Nationen: Ein Erfolgsmodell, das für die Zukunft verpflichtet

Wenige Monate nach Ende des Zweiten Weltkriegs gründeten 50 Staaten die Vereinten Nationen. Am 10. Januar 1946 kam die UNO zu ihrer ersten Generalversammlung zusammen. Auch 75 Jahre später leiste sie einen unverzichtbaren Beitrag zur friedlichen Entwicklung der Menschheit.
von Niels Annen · 9. Januar 2021
Skulptur vor dem Hauptgebäude der Vereinten Nationen in New York: Der Erfolg war zu keinem Zeitpunkt selbstverständlich.
Skulptur vor dem Hauptgebäude der Vereinten Nationen in New York: Der Erfolg war zu keinem Zeitpunkt selbstverständlich.

Ein dreiviertel Jahrhundert später mag es einem fast selbstverständlich vorkommen, dass zwei verheerende Weltkriege und die Erfahrung der Shoa zur Gründung einer Organisation wie den Vereinten Nationen führten – die Schaffung einer neuen Weltordnung scheint rückblickend als logische Konsequenz. Dennoch erstaunen der Optimismus, der Tatendrang und die Geschlossenheit der Weltgemeinschaft direkt nach den Gräueltaten des Zweiten Weltkriegs. Obwohl wenige Jahre zuvor mit dem Völkerbund ein erster Versuch gescheitert war, nahm die Weltgemeinschaft einen weiteren Anlauf, Krieg, ­Gewalt und Zerstörung durch internationale Regeln einzudämmen.

Verhandlungen auf Augenhöhe

75 Jahre Vereinte Nationen sind also Anlass zum Feiern. Aber die regelbasierte, multilaterale Weltordnung steht unter Beschuss, die Daseinsberechtigung der Vereinten Nationen und der regelbasierten internationalen Ordnung werden infrage gestellt. Daher ist es gerade jetzt wichtig, sich die Einzigartigkeit der Vereinten Nationen bewusst zu machen. Die Vereinten Nationen und vor allem ihre Generalversammlung bleiben das einzige Forum, in dem alle Staaten auf Augenhöhe zusammenkommen.

Die Vereinten Nationen haben die Dekolonialisierung weiter Teile der Erde begleitet und neu entstandenen Staaten einen gleichberechtigten Platz auf der Weltbühne gegeben. Nur hier werden die Herausforderungen behandelt, vor denen die Menschheit im 21. Jahrhundert steht. Nur hier können weltweit geltende Regeln vereinbart werden. Es ist für uns alle von fundamentaler Bedeutung, dass wir diese Regeln immer wieder verteidigen und die Vereinten Nationen weiter stärken.

Die UNO ist nur so stark wie ihre Mitglieder

Dabei war der Erfolg der Vereinten Nationen zu keinem Zeitpunkt selbstverständlich. Die Vereinten Nationen haben vor allem überlebt, weil ihre Mitglieder sie immer wieder neu denken und an neue Herausforderungen anpassen mussten. Die Vereinten Nationen sind also immer nur so stark wie ihre Mitglieder. Es ist unsere Verantwortung, den Zusammenhalt zu stärken, die Institutionen zu verteidigen, sie aber auch zu reformieren.

Mit dem Beitritt der Bundesrepublik und der DDR 1973 ist Deutschland seiner festen Überzeugung gefolgt, dass gemeinsame Lösungen besser sind als nationale Alleingänge. Unsere aktive Mitgliedschaft ist seitdem ein Eckpfeiler deutscher Außenpolitik. Das deutsche Engagement für die Vereinten Nationen, ob als Mitglied des Sicherheitsrats, großer Beitragszahler, humanitärer Geber oder wichtiger Akteur bei Menschenrechten, ist seitdem kontinuierlich gewachsen.

Entscheidend für die Friedenssicherung

Auch 75 Jahre nach ihrer Gründung bleiben die UN Dreh- und Angelpunkt der multilateralen Ordnung. Sie sind entscheidend für die Friedenssicherung, nachhaltige Entwicklung mit der Agenda 2030 und ihren Zielen, den Kampf gegen den Klimawandel sowie das koordinierte Vorgehen gegen die COVID-19-Pandemie.

Auch heute erscheinen die Ziele der UN angesichts andauernder Kriege, Menschenrechtsverletzungen und zahlreicher Rückschritte bei der Bewältigung globaler Herausforderungen wie ein Wunschtraum. Doch sie leisten einen unverzichtbaren, sehr konkreten Beitrag zur Entwicklung der Menschheit. Blauhelme, die den Frieden in allen Teilen der Welt sichern, die Definition und Überwachung der Menschenrechte, der weltweite Kampf für die Gleichberechtigung, die internationale Gerichtsbarkeit bis hin zu Arbeits- und Umweltschutzstandards, die Versorgung von Flüchtlingen und die Ausrottung von Pocken und Polio: Ohne die Vereinten Nationen wäre dies alles nicht möglich gewesen

Die Vereinten Nationen zeugen von der Stärke und Entschlossenheit der Weltgemeinschaft – Frieden, Menschenrechte, Völkerrecht zum Wohle aller sind heute so aktuell wie damals. Der Geist der Gründungsväter und -mütter ist uns Verpflichtung und Inspiration. Es liegt an uns, die UN auch künftig zu einem globalen Erfolgsmodell zu machen.

Autor*in
Niels Annen
Niels Annen
Niels Annen ist seit 2021 Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Zuvor war er vier Jahre Staatsminister im Auswärtigen Amt. 
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