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Umfrage vor UN-Generaldebatte: So ist die weltweite Stimmung

Russlands Krieg in der Ukraine lässt die Welt pessimistisch in die Zukunft blicken. Für die am Montag beginnende UN-Vollversammlung gibt es aber auch eine gute Nachricht, zeigt eine Umfrage im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung.
von Kai Doering · 20. September 2022
Antwort auf die weltweiten Krisen: Eine große Mehrheit befürwortet die internationale Zusammenarbeit im Rahmen der Vereinten Nationen.
Antwort auf die weltweiten Krisen: Eine große Mehrheit befürwortet die internationale Zusammenarbeit im Rahmen der Vereinten Nationen.

Seit sieben Monaten tobt der Krieg in der Ukraine, nachdem Russland seinen Nachbarn am 24. Februar überfallen hat. Der Krieg lässt mehr Menschen weltweit pessimistisch in die Zukunft blicken. Ein wachsender Anteil ist der Überzeugung, dass die Welt zu einem schlechteren Ort geworden ist. Die weltweiten Ereignisse lassen bei den Menschen die Sorge vor negativen Auswirkungen auf ihr eigenes Leben wachsen. Besonders groß sind die Sorgen vor Einschränkungen und hohen Kosten der Energieversorgung.

Skepsis gegenüber den USA und China

Das ist das Ergebnis einer Umfrage in 15 Ländern weltweit. Im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) hat das Meinungsforschungsinstitut YouGov fast 15.000 Menschen in Argentinien, Brasilien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Indien, Indonesien, Japan, Kenia, Polen, Südafrika, Südkorea, den USA, Tunesien und der Türkei online befragt. Die Studie sei ein „gutes Werkzeug für die Führer der Welt“, betont John Ray von YouGov. Sie sei nicht nur hilfreich, um zu sehen, wie die Menschen auf weltweite Ereignisse reagieren, „sondern auch für Institutionen wie die UN und die EU, um ihre Leistung im Lichte der von ihnen ergriffenen Maßnahmen zu messen“.

Der Umfrage zufolge ist das Vertrauen in die USA als Führungsmacht eher gering ausgeprägt, vor allem, was den Umgang mit dem Klimawandel angeht. Auch vom Agieren von US-Präsident Joe Biden sind die Menschen in vielen Ländern nicht überzeugt. Ambivalent wird die Rolle Chinas gesehen: Während in Ländern wie Polen, Argentinien und der Türkei das wirtschaftliche Wachstum des asiatischen Landes positiv gesehen wird, überwiegt in den USA, Großbritannien aber auch Kenia eher die Sorge vor einer chinesischen Übermacht.

Viel Zustimmung für internationale Organisationen

Vor der am Montag in New York beginnenden UN-Vollversammlung lässt ein weiteres Umfrage-Ergebnis besonders aufhorchen. So glaubt ein Großteil der Befragten daran, dass Lösungen für die bestehenden Probleme nur in der Zusammenarbeit der Staaten und nicht in nationalen Alleingängen gefunden werden können. Beste Zustimmungswerte erhält der Multilateralismus in Kenia und Südafrika. Das Vertrauen in die Demokratie ist vor allem in den USA und in Südkorea stark ausgeprägt. Die Vereinten Nationen seien am besten geeignet, die Probleme in der Welt zu lösen. Auch die Europäische Union und die NATO erhalten gute Noten.

„Die Daten zeigen, dass die Menschen Demokratie wollen und ihr vertrauen“, sagt Michael Bröning von der FES New York. Ihnen sei internationale Zusammenarbeit wichtig, „auch wenn sie neue Herausforderungen mit sich bringt, und sie glauben, dass multilaterale Institutionen den Weg weisen sollten. Bei all den Gesprächen, die in den kommenden Tagen in New York stattfinden, wären die Staats- und Regierungschefs gut beraten, innezuhalten und zuzuhören“, so Bröning.

Die Ergebnisse der Studie können hier heruntergeladen werden.

Autor*in
Kai Doering
Kai Doering

ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.

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