Zum Tod von Barbara Kisseler: Die Verbündete
Als wir zusammen mit Oskar Negt und Johannes Odenthal im Januar 2013 in die Berliner Akademie der Künste zu dem Kongress „Denk- und Handlungsraum AUFKLÄRUNG“ einluden, war Barbara Kisseler als Vierte im Bunde die Frau aus der Praxis, auf deren Rat und Erfahrung wir geradezu angewiesen waren. Unser gemeinsamer Einleitungstext trug die Überschrift: „Man muss das Unmögliche wollen, um das Mögliche zu erreichen“.
Barbara Kisseler strafte alle Politikerschelte Lügen
In dem an Max Weber orientierten Programm unserer Veranstaltung forderten wir den Realismus der Utopien zurück, um gegen eine Politik der bürokratisch fundierten Alternativlosigkeit des Tatsachenmenschen eine Politik der Kreativität und Entwicklung zu setzen. Ins Zentrum stellten wir den Begriff der Aufklärung, diesen in Vergessenheit oder auch Verruf geratenen Begriff.
Kennengelernt habe ich Barbara Kisseler als erfolgreiche und verlässliche Leiterin der Berliner Senatskanzlei. Es war die direkte Art, gelegentlich ironisch, die das Arbeiten mit ihr so spannend machte. Und wenn jemand die ewige Politikerschelte bis zur Häme so überzeugend Lügen strafte, dann war es die Frau Senatorin.
Sie konnte Lust auf Demokratie erzeugen
Sie war die ideale Kulturpolitikerin, die sich nicht scheute, auch die dicken Bretter zu bohren, wenn es um die leidenschaftliche Verteidigung von Kunst und Kultur ging. Sie konnte Lust auf Demokratie erzeugen. Als Verbündete genoss sie in gleichem Maße das Vertrauen der Künstler wie der Politiker, das des Publikums sowieso.
Dass sie sich im Mai 2015 noch zusätzlich zur Präsidentin des Deutschen Bühnenvereins wählen ließ, spricht für ihr Verantwortungsbewusstsein und Zutrauen in die eigene Kraft. Schließlich hatte sie sich mit der unvollendeten Hamburger Elbphilharmonie genug aufgeladen. Barbara Kisseler hat das Amt der für Kunst und Kultur zuständigen Managerin auf beeindruckende Weise gelebt und damit Maßstäbe gesetzt. Sie wird nicht nur mir als Gesprächspartnerin und engagierte Mitkämpferin fehlen.