Parteileben

Das wird ein SPD-Wahlkampf nach Maß

Corona wirft traditionelle Wahlkampfkonzepte über den Haufen. Die SPD zieht daraus für den Bundestagswahlkampf 2021 Konsequenzen. Im Willy-Brandt-Haus werden deshalb neue Ideen entwickelt und eine Bewegung gestartet.
von Die Redaktion · 9. April 2021
Corona erfordert kreative Wahlkampf-Ideen: Schon bei der Landtagswahl in Rheinland-Pfalz waren SPD-Unterstützer damit erfolgreich.
Corona erfordert kreative Wahlkampf-Ideen: Schon bei der Landtagswahl in Rheinland-Pfalz waren SPD-Unterstützer damit erfolgreich.

Es sind die vielen Freiwilligen gewesen, die Alexandria Ocasio-Cortez 2017 mit ihrem Feuereifer zu einem Platz im US-amerikanischen Kongress verholfen haben. Sie riefen 75.000 Wähler an, klopften an 120.000 Türen und verschickten 120.000 Textnachrichten. Der Rest der Geschichte ist bekannt: Mit 28 Jahren wurde Ocasio-Cortez jüngstes Kongressmitglied, heute ist sie eine Art Polit-Rockstar. Auch US-Präsident Barack Obama setzte in Wahlkämpfen auf die dezentrale Unterstützung von Freiwilligen, die die Arbeit seiner professionellen Wahlkampfteams ergänzten. Die SPD will in diesem Sommer eine ähnliche Erfolgsgeschichte schreiben.

Was die SPD den anderen voraus hat

Denn der Bundestagswahlkampf wird ganz anders sein als früher. Die Pandemie stellt uns vor neue Herausforderungen. Flammende Reden vor großem Publikum in Hallen und Bierzelten etwa fallen aus. Trotzdem wollen und müssen Direktkandidatinnen und -kandidaten mit möglichst vielen Wählerinnen und Wählern ins Gespräch kommen. „Wir glauben, dass gerade in dieser Herausforderung unsere Chance liegt“, sagt SPD-Bundesgeschäftsführerin Jessika Wischmeier. „Denn wir haben allen anderen Parteien etwas voraus: Wir haben 400.000 Mitglieder verteilt auf 299 Wahlkreise. Unser Ziel ist, dass jedes Mitglied zur Botschafterin oder zum Botschafter unserer Kampagne wird. Wir wollen Graswurzelkampagnen in allen Wahlkreisen starten.“

Die Zeichen stehen gut. Denn gerade jetzt, wo ein Politikwechsel auf Bundesebene in greifbare Nähe rückt, wollen viele Mitglieder den Wahlkampf unterstützen. Einige können wenige Stunden pro Monat, andere mehrere pro Woche aufbringen. Allen Mitgliedern sollen Mitmach-Angebote unterbreitet werden, die zu ihnen passen. Im Wahlkampf zählt jedes Engagement.

Jeder Beitrag ist wertvoll

Genau da holt die Kampagne die Mitglieder ab – und nicht nur sie. Denn seit Rechtspopulisten und Identitäre die Demokratie immer schärfer attackieren, wollen auch immer mehr Nicht-Mitglieder ein Zeichen setzen und die Sozialdemokratie unterstützen. Eine bessere Zukunft, mehr Respekt in der Gesellschaft, ein starkes Europa: Das sind Ideen, hinter denen sich viele versammeln. „Wir bieten deshalb zusätzlich zu den klassischen Wahlkampfmethoden wie Infoständen in der Fußgängerzone niedrigschwellige Möglichkeiten an, sich in den Wahlkampf einzubringen. Wir haben diese Kampagne ins Leben gerufen, weil wir wollen, dass Demokratie für möglichst viele Menschen erlebbar wird. Sie spüren, wie sie selbst etwas verändern können“, sagt Jessika Wischmeier.

Die Kandidierenden können ihre Mitglieder und natürlich alle Interessierten ab sofort per E-Mail auffordern, sich entsprechend ihrer Interessen und Zeitkapazität einem von fünf verschiedenen Wahlkampf-Typen zuzuordnen. Danach erhalten die Mitglieder regelmäßig maßgeschneiderte Vorschläge, wie sie ihre Direktkandidatin oder ihren Direktkandidaten unterstützen können. „Egal, ob jemand stundenlang von Tür zu Tür gehen möchte, mal schnell Flugblätter in die Briefkästen der Nachbarinnen und Nachbarn werfen oder einen Geldbetrag spenden will: Jeder Beitrag ist wertvoll“, sagt sie. Auf der Kampagnen-Seite der SPD finden Freiwillige bald Anleitungen und Materialien, mit denen sie in den Wahlkampf ziehen können. Die Parteizentrale will es den Direktkandidatinnen und -kandidaten damit möglichst leicht machen, eine eigene Graswurzel-Bewegung zu starten und viele Multiplikatorinnen und Multiplikatoren für sich zu gewinnen.

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