Sophie Koch: Eine Antifaschistin will in den Landtag
Dirk Bleicker
„Ich sag’ diesen Leuten nicht ‚Hallo‘, ich geb’ denen nicht die Hand, ich geh’ denen aus dem Weg, weil es einfach scheiß Nazis sind.“ Es ist ein emotionaler Ausbruch von Sophie Koch Mitte Juni bei einer Veranstaltung der Jusos im Leipziger Kupfersaal. Es geht um den Umgang mit der AfD und eine schwarz-blaue Koalition, die nach der Landtagswahl im September in Sachsen droht. Das zu verhindern, hat sich die bekennende Antifaschistin Sophie Koch zur Aufgabe gemacht. Sie ist 26 Jahre alt und Jugendkandidatin der sächsischen SPD zur Landtagswahl.
Koch stammt ursprünglich aus der Kleinstadt Auerbach im Vogtland, unweit der tschechischen Grenze. Mit 18 zog sie zum Studium in die Landeshauptstadt Dresden. Sie hatte genug davon, „immer erst eine halbe Stunde fahren zu müssen, um was zu erleben“. Dem Vogtland fühlt sie sich trotzdem verbunden, ist dort noch in einem Kulturverein aktiv. Die 26-Jährige kennt die Probleme von jungen Menschen in Stadt und Land. Sie fordert, dass diese mehr gehört werden, will ihre Stimme sein. Schon im Februar sprach Koch auf einer Demonstration von „Fridays for future“ vor dem sächsischen Landtag. „Ich finde es schön, dass ihr alle nicht nur Lust habt, vorm Handy zu meckern, sondern auf die Straße geht“, rief sie den jungen Menschen zu.
Für ein weltoffenes Sachsen
In Dresden ist Koch seit 2016 Vorsitzende der Jusos. Im Dezember wurde sie mit 100 Prozent im Amt bestätigt. In der sächsischen Landeshauptstadt hat das Wort der Jusos Gewicht. 400 von etwa 1.000 Mitgliedern der SPD sind unter 35, auch landesweit ist etwa ein Drittel der Genossen noch im Juso-Alter. Ihre Vertretung im Hinblick auf die Landtagswahl übernimmt Koch, die selbst 2013 durch ein Praktikum in der Landtagsfraktion ihren Weg in die SPD fand.
Sophie Koch ist Direktkandidatin der SPD im Wahlkreis Dresden-West. Auf der Landesliste steht sie auf Platz 15. Die SPD bräuchte etwa zwölf Prozent, damit die Studentin der Politikwissenschaft sicher im Landtag wäre. Aktuell liegt die SPD in Umfragen zwischen sieben und neun Prozent. Doch wichtiger als ihr eigenes Abschneiden ist es Koch, eine schwarz-blaue Koalition von CDU und AfD zu verhindern. „Das Experiment darf man hier nicht wagen. Deswegen kämpfen wir dafür, dass die Demokratie erhalten bleibt“, sagt sie während eines Gesprächs in einem Café in der Leipziger Karl-Heine-Straße. „Dem Prenzlauer Berg Leipzigs“, wie Koch mit einem Augenzwinkern sagt. Hier fühlt sie sich wohl, wenn sie in der Stadt ist. Eine Gegend, die wie sie das weltoffene Sachsen verkörpert.
Bewusst in Sachsen geblieben
„Ich will nicht nach Berlin“, heißt es im bekannten Lied der Chemnitzer Band Kraftklub. Das galt auch für Sophie Koch. Zwar wollte sie nach dem Abitur weg aus der Kleinstadt. Doch sie entschied sich bewusst, ihrem Bundesland treu zu bleiben. „Sachsen ist für mich ein Zuhause, das noch ausbaufähig ist“, sagt Koch. Außerdem findet sie: „Sächsisch ist ein verdammt schöner Dialekt.“
Koch gerät schnell in eine Verteidigungshaltung, wenn Sachsen von Menschen aus anderen Teilen Deutschlands als „Nazi-Land“ bezeichnet wird. „Ich weiß, dass Sachsen ein riesiges Problem mit Nazis hat, aber ich weiß auch, wie viele unfassbar engagierte Menschen es hier gibt, die dieses Bild umdrehen wollen“, sagt sie. Was nicht helfe, sei Häme und über Sachsen zu lachen. „Ich fordere dann immer Verständnis und Solidarität für diejenigen ein, die gegen die rechte Mehrheit kämpfen.“
Mit „Sophies Woche“ auf Youtube
Über Sachsen hinaus wahrgenommen wird Koch übrigens mit ihrem eigenen YouTube-Kanal. Dort ist sie vor der Kamera mit Prominenten wie dem Juso-Bundesvorsitzenden Kevin Kühnert, der Europaabgeordneten Delara Burkhardt oder der Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern Manuela Schwesig zu sehen. Im Format „Sophies Woche“ spricht Koch über Themen, die sie aktuell umtreiben und erreicht mit ihren Videos bis zu 4.000 Menschen.
Ende Juni sprach sie darüber, wie sie Sachsen umkrempeln will. Den Namen „Sachsen umkrempeln“ trägt auch ein Bündnis, das Koch mit Vertretern von SPD, Linken und Grünen initiiert hat. Sie werben nach fast 30 Jahren CDU-Regierung für eine rot-rot-grüne Koalition im Freistaat.
Schon Mitte Juni im Leipziger Kupfersaal sagt Koch: „Rot-Rot-Grün in Sachsen ist machbar und schickt die CDU in die Opposition, wo sie endlich mal hingehört.“ Das imponiert auch dem Juso-Bundesvorsitzenden Kevin Kühnert, der appelliert: „Unterstützt Leute wie Sophie in der SPD!“
ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo