Schutzplan: Wie Karl Lauterbach die Zahl der Hitzetoten halbieren will
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Der Juli ist noch nicht vorbei, doch schon jetzt ist klar: Er wird – weltweit betrachtet – der heißeste Monat seit Beginn der Wetteraufzeichnungen werden. Auch in Deutschland wurden an mehreren Tagen Temperaturen knapp unter 40 Grad Celsius gemessen. Damit setzt sich ein Trend fort, der bereits mehrere Jahre andauert: Die Sommer werden heißer und das hat Konsequenzen.
Bevölkerung vernehmbar vor hohen Temperaturen warnen
Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts starben im vergangenen Jahr in Deutschland rund 8.000 Menschen aufgrund der extremen Temperaturen. Besonders Alte, Kranke und Kinder gelten als gefährdet. „Wir haben das Ziel, die Zahl der Sterbefälle in diesem Jahr zu halbieren, also unter 4000 zu halten“, kündigte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach am Freitag an.
Er hat deshalb einen Hitzeschutzplan vorgelegt, den das Ministerium nach Beratungen mit Vertreter*innen der Pflege, aus Städten und Kommunen, der Ärzte- sowie Wissenschaft erarbeitet hat. „Wir werden die Bevölkerung vernehmbar vor höheren Temperaturen warnen. Hierfür haben wir die Mechanismen verfeinert. Und wir schaffen ein übersichtliches Informationsangebot“, kündigte Lauterbach an.
Zentrale Rolle für Ärzt*innen
Der Hitzeschutzplan umfasst mehrere Punkte. So soll die Bevölkerung besser für Schutzmaßnahmen bei extremer Hitze sensibilisiert werden. Dazu gehören ausreichendes Trinken, körperliche Anstrengungen zu vermeiden und leichtes Essen. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hat hierfür ein Plakat erstellt.
Mithilfe geschulten medizinischen Personals sollen Krankheitsverläufe abgemildert und so hitzebedingte Todesfälle vermieden werden. Hausärzt*innen und Krankenkassen sollen hierfür gefährdete Patient*innen gezielt ansprechen. „Ärztinnen und Ärzten kommt eine besondere Aufgabe beim Hitzeschutz zu: Sie kennen besonders vulnerable Patienten, können diese und gegebenenfalls auch deren Angehörige rechtzeitig informieren und nützliche Tipps für den Umgang mit Hitze geben“, erklärte Karl Lauterbach.
Warnung per Apps und SMS
Der Bundesgesundheitsminister setzt aber auch auf ein Warnsystem aus „Interventions- und Kommunikationskaskaden“ durch gezielte Warn-Informationen. Dafür sollen die Hitzewarnstufen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) bekannter gemacht und weiterentwickelt werden. Auch soll die Bevölkerung über Apps und per SMS gewarnt werden. Laut Lauterbach würden bereits Gespräche mit Mobilfunkanbietern und Behörden dazu geführt.
Das Robert-Koch-Institut veröffentlicht darüber hinaus wöchentlich einen Bericht „zur hitzebedingten Mortalität“. Auf hitzeservice.de gibt die Ludwig-Maximilians-Universität München den Kommunen Tipps, wie sie eigene Hitzeschutzmaßnahmen umsetzen können.
Dirk Bleicker | vorwärts
ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.