Scholz packt das an: SPD startet ihre Wahlkampagne
Matrjoschka sind aus Holz gefertigte und bunt bemalte, ineinander schachtelbare, russische Puppen. Seit diesem Mittwoch haben sie auch für die SPD eine besondere Bedeutung. Der im Berliner Kino „Delphi Lux“ unweit des Bahnhof Zoo erstmals gezeigte Werbespot für die Bundestagswahl stellt die Frage: „Was ist eigentlich drin in der SPD?“ Die Antwort wird mit vier aufeinander folgenden Matrojschkas dargestellt: eine Gehaltserhöhung für zehn Millionen Beschäftigte durch 12 Euro Mindestlohn; bezahlbare Mieten durch den Bau von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr; Klimaschutz, der auf Innovationen setzt, Jobs sichert und neue schafft sowie stabile Renten für ein würdevolles Leben.
Das alles zusammenbringen und vor allem anpacken soll Kanzlerkandidat Olaf Scholz, weshalb die Partei mit dem Slogan „Scholz packt das an. SPD“ in die heiße Wahlkampfphase zieht. „Wir haben einen starken Kandidaten, ein starkes Programm und einen klaren Plan“, stellt SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil am Mittwochvormittag die auf den Kanzlerkandidaten zugeschnittenen Kampagne vor. Klingbeil zeigt sich dabei siegessicher: „Die SPD ist bereit, die SPD will gewinnen und wir wollen, dass Olaf Scholz Kanzler wird.“
Dass Scholz der beste der drei Kanzlerkandidat*innen sei, zeigten ihm auch die Reaktionen der Menschen, wenn er im Land unterwegs sei, berichtet Klingbeil. In Umfragen liegt der Finanzminister deutlich vor Armin Laschet von der CDU/CSU und Annalena Baerbock von den Grünen. Auch die SPD hat aufgeholt und liegt inzwischen gleichauf mit den Grünen. Es seien deutliche Qualitätsunterschiede bei den drei Kanzlerkandidat*innen zu erkennen, sagt Klingbeil: „Während zwei sich zerlegen, tritt einer hervor. Er liefert als Vizekanzler und Finanzminister. Die Menschen trauen ihm zu, dass er das Land führen kann.“
Klingbeil sieht Nervosität bei der Union
Bei der Union erkennt Klingbeil dagegen Nervosität. Als Beleg führt er an, dass bei gleich zwei geplanten Aufeinandertreffen der Kandidat*innen die Teilnahme Laschets von Seiten der CDU/CSU abgesagt worden sein: „Bei Armin Laschet scheint es so, als wolle das Konrad-Adenauer-Haus ihn verstecken, dass er nicht noch mehr Fehler mache.“
Olaf Scholz dagegen ist schon jetzt im ganzen Land unterwegs. Am Montag besuchte er beispielsweise gemeinsam mit SPD-Ministerpräsidentin Manuela Schwesig einen Box-Club in Schwerin. Scholz wirkte entspannt, fröhlich und zeigte Lust auf Wahlkampf. Der Kanzlerkandidat der SPD wagte gar eine Analogie zum Boxen: „Es ist ein toller Sport, der viel Training verlangt und die ganze Ausdauer fordert. Darum geht es auch, wenn man Deutschland regieren will.“ Gleichzeitig sorge der Sozialdemokrat als Vizekanzler für spürbare politische Verbesserungen, auf internationaler Ebene durch den Beschluss zur globalen Mindeststeuer, national durch schnelle Hilfen für die vom Unwetter betroffenen Menschen, wie Klingbeil ausführt.
Laschet in seinem Heimatland schlagen
Am dem 14. August wird Scholz im ganzen Land präsent sein, mit Großflächenplakaten, aber auch mit zentralen Veranstaltungen. Der Startschuss erfolgt an jenem Tag in Bochum. Mit dabei sein werden auch die Parteivorsitzenden Norbert Walter-Borjans und Saskia Esken sein, wie Klingbeil verrät. Zeitpunkt und Ort sind bewusst gewählt. Zum einen ist ab diesem Datum die Briefwahl möglich. Zum anderen legt die SPD im Wahlkampf einen Schwerpunkt auf Nordrhein-Westfalen: „NRW ist die Herzkammer der Sozialdemokratie. Wir wollen Armin Laschet in seinem Heimatland schlagen“, kündigt Klingbeil an.
Dass Laschet kein geeigneter Kandidat ist, um künftig Deutschland zu regieren, zeigt die SPD am Ende noch einmal mit einem zweiten Matrojschka-Spot: „Wer Armin Laschet und die CDU wählt, wählt eine Politik, die Reiche reicher und Arme ärmer macht; Kandidierende, die die CDU an den rechten Rand rücken; erzkatholische Laschet-Vertraute, für die Sex vor der Ehe ein Tabu ist; Minister, die für maue Leistungen statt für Mobilität für morgen sorgen und ein Programm, das inhaltsleer ist“, heißt es darin. Die Matrjoschka dürfte in diesem Wahlkampf noch eine wichtige Rolle spielen.
ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo