Regine-Hildebrandt-Preis: Auszeichnung geht nach Fulda und Bützow
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Am 26. November 2001 starb Regine Hildebrandt im Alter von nur 60 Jahren an Krebs. Die Brandenburgerin galt als äußerst beliebt und wurde noch kurz vor ihrem Tod mit dem besten Stimmenergebnis aller Kandidat*innen erneut in den SPD-Bundesvorstand gewählt. Seit 2002 vergibt die SPD gemeinsam mit dem Forum Ostdeutschland der Sozialdemokratie in Gedenken an die außergewöhnliche Sozialdemokratin den Regine-Hildebrandt-Preis, mit dem Personen oder gesellschaftliche Gruppen ausgezeichnet werden, die im Sinne Regine Hildebrandts für Ostdeutschland und seine Menschen wirken – für die innere Einheit Deutschlands, gegen Rechtsextremismus und Gewalt und für Frieden, Freiheit und soziale Gerechtigkeit.
In diesem Jahr geht der Preis an an den Verein „Fulda stellt sich quer“ aus Hessen sowie den Förderverein „Miniaturstadt Bützow“ in Mecklenburg-Vorpommern. „Mit dem Preis wollen wir diejenigen für ihr zivilgesellschaftliches Engagement auszeichnen, die sich oft an der breiten Öffentlichkeit vorbei für unsere Werte im Sinne von Regine Hildebrandt einsetzen“, kommentiert Manuela Schwesig, Schirmherrin des Regine-Hildebrandt-Preises, die Vergabe.
Von 5 Personen zu 140 Mitgliedern
Der Verein „Fulda stellt sich quer“ hat sich Toleranz, Weltoffenheit und Demokratie auf die Fahnen geschrieben. Was 2014 als fünf Personen starke Initiative begann, ist heute ein Verein mit 140 Mitgliedern. Auf Facebook folgen ihm mehr als 60.000 Menschen. Bereits 2018 erhielt der Verein den Otto-Wels-Preis für Demokratie der SPD-Bundestagsfraktion. Zur Auszeichnung mit dem Regine-Hildebrandt-Preis erklärt Manuela Schwesig: „Ob Gespräche mit KZ-Überlebenden, Bildungstage in Schulen oder Demonstrationen gegen Rechtsextremismus – der Verein „Fulda stellt sich quer“ versucht gerade auch jungen Menschen den Wert von Demokratie und sozialem Miteinander zu vermitteln.“
„Fulda stellt sich quer“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, rechtes Gedankengut durch Erinnerungen an den Nationalsozialismus zu überwinden. Ursprünglich entstand das Bündnis über ein Zusammentreffen von Menschen, die gemeinsam gegen Pegida und Fugida, gegen Islamophobie und Antisemitismus auf die Straße gingen. Daraus wurde schließlich 2015 der Verein „Fulda stellt sich quer“, dessen Fördermitglied auch der nordhessische SPD-Vorsitzende Timon Gremmels ist. „Wir freuen uns sehr über dieses breite und vielfältige Engagement gegen rechte Bewegungen und Gruppierungen. Unseren herzlichen Glückwunsch dem Bündnis Fulda stellt sich quer“, kommentiert er die Auszeichnung.
Arbeitslosenprojekt nach dänischem Vorbild
Bereits vor 15 Jahren wurde der Förderverein „Miniaturstadt Bützow“ gegründet, um das seit 1995 bestehende Projekt ehrenamtlich und finanziell zu unterstützen. „Arbeitslosen Menschen eine Perspektive geben, ist das Ziel des Fördervereins. Damit ist die Miniaturstadt Bützow zu einem wichtigen Anker ehrenamtlicher Arbeit in der Region geworden“, erläutert Jan Hildebrandt, Mitglied der Jury und Sohn von Regine Hildebrandt die Entscheidung. Das Projekt setzt dabei auf eine sehr persönliche Wertschätzung der Mitarbeitenden und ihrer geleisteten Arbeit. Der Fokus der Zusammenarbeit liegt auf einer stark persönlichkeitsbezogenen Betreuung und individuellen Unterstützung bei der Vorbereitung für und die Vermittlung in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung.
Nach einem Vorbild aus Dänemark entstand vor 25 Jahren die Idee, die Altstadt von Bützow im Zustand der Jahre 1850 bis 1910 originalgetreu im Maßstab 1:10 nachzubauen. Damit werden am Ende gut 270 Häuser der seit 1236 währenden Stadtgeschichte von Bützow nachgestellt sein. Die Miniaturstadt präsentiert sich auf einem weitläufigen Parkgelände. Neben Häusern werden auch Wallanlagen, Straßenzüge und Gewässer originalgetreu dargestellt. Im Laufe der vergangenen 25 Jahre wurde die Anlage für Möglichkeiten der Kinder- und Jugendarbeit in der Region mit entsprechenden Bildungs- und Freizeitangeboten ausgebaut.
Preisverleihung an Regine Hildebrandts 80. Geburtstag
Anders als in den Vorjahren wurden die beiden Preisträger am Donnerstag lediglich bekannt gegeben. Aufgrund der Corona-Pandemie wird der mit insgesamt 10.000 Euro dotierte Regine-Hildebrandt-Preis diesmal nicht am 26. November verliehen. Sofern es die Pandemie zulässt, soll die Auszeichnung stattdessen am 26. April 2021 erfolgen. An diesem Tag wäre Regine Hildebrandt 80 Jahre alt geworden.
ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo