Pandemie

Populisten in der Corona-Krise: Gefährlich, weil planlos

Jonas Jordan19. März 2020
In Krisenzeiten zeigt sich, dass Populisten keine passenden Rezepte haben. Dass sie sich das nicht eingestehen wollen, macht ihr Handeln aber gleichzeitig gefährlich.

Jede*r kennt Hans Christian Andersens Märchen vom Kaiser und seinen neuen Kleidern. Ein gieriger, selbstherrlicher Machthaber, der letztlich bloßgestellt wird, weil er nackt und beschämt vor seinem Volke steht. Ähnlich könnte es in Zeiten der Corona-Krise mit aktuell regierenden Populisten ablaufen. Trump, Erdogan, Bolsonaro, Putin – bloßgestellt als unfähig und selbstherrlich.

Bolsonaro: Händeschütteln statt Isolation

Die Wirklichkeit sieht anders aus. Denn was passiert, wenn Populisten nicht mit Scham, sondern mit Wut und Ignoranz darauf reagieren, bloßgestellt zu werden, war vor wenigen Tagen in Brasilien zu beobachten. Dort sollte der rechtsextreme Präsident Jair Bolsonaro eigentlich für zwei Wochen in Isolation sein. Denn nach einem Staatsbesuch in den USA waren 13 Mitglieder seiner Delegation, darunter Bolsonaros Kommunikationschef Fabio Wajngarten, positiv auf Corona getestet worden.

Eigentlich hatte das brasilianische Gesundheitsministerium angeordnet, größere Versammlungen zu meiden. Stattdessen versammelten sich hunderte Menschen vor dem Regierungssitz des Präsidenten. Sie waren einem Aufruf Bolsonaros gefolgt. Er selbst schüttelte Hände, posierte für Selfies, umarmte Menschen. Und das als unmittelbare Kontaktperson zahlreicher Corona-Infizierter. Fahrlässiger geht’s nicht.

Populisten gefährden Millionen Menschen

Immerhin scheint Bolsonaros Kumpel Trump den Ernst der Lage inzwischen begriffen zu haben. Das sah noch vor kurzem ganz anders aus. Da rühmte sich Trump, eine besondere Gabe zu haben, um das Virus verstehen zu können. Er sagte, er glaube an ein Wunder, das Virus könne von selbst verschwinden. Sein Onkel habe am MIT unterrichtet. Deswegen habe er die Gene eines Super-Genies.

Gut, mein Onkel ist Zimmerermeister. Trotzdem muss ich eingestehen, dass ich handwerklich vollkommen ungeschickt bin. Populisten wie Trump und Bolsonaro können nicht eingestehen, etwas nicht zu verstehen oder zu beherrschen. Das macht sie in Krisenzeiten so gefährlich. Sie gefährden damit nicht nur sich, sondern auch Millionen Menschen.

Putin verunsichert

So wie die beiden anderen Mitglieder des Populisten-Quartetts: Wladimir Putin und Recep Tayyip Erdogan. Während alle Top-Ligen Europas am Wochenende wegen des Corona-Virus bereits pausierten, mussten die Fußballer in der Türkei und in Russland noch auflaufen. In Russland sogar in ausverkauften Stadien mit tausenden von Zuschauer*innen. Putin schlug Anfang der Woche sogar noch vor, die Fußball-Europameisterschaft im Sommer einfach in Russland auszutragen. Dort gebe es ja keine Probleme wegen Corona.

Inzwischen wird der Regierung vorgeworfen, das eigentliche Ausmaß zu kaschieren. Putins Strategie der Selbstherrlichkeit führt zunehmend zu Verunsicherung in der Bevölkerung. So sehr, dass der deutsche Fußball-Weltmeister Benedikt Höwedes, derzeit in Diensten des russischen Klubs Lokomotive Moskau, offenbar Heimweh bekommt. „Die Populisten verlieren dieser Tage an Wert. Und es zeigt sich, in was für einem tollen Land wir Deutschen zu Hause sind“, gab Höwedes zu Protokoll.

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Kommentare

Und was ist mit Merkel/Spahn,

Und was ist mit Merkel/Spahn, die beiden Corona-Experten schlechthin. Hat die deutsche Regierung denn irgendwas auf die Reihe gekriegt, als die ersten Fälle Anfang Februar in Bayern auftachten? Im Gegenteil, die Gefahr wurde runtergespielt und es wurde rein gar nichts unternommen, um die Seuche von Deutschland fernzuhalten.

ganz meine Meinung

bei uns wurde - wie immer- zunächsteinmal auf die Belange der Wirtschaft geachtet- exemplarisch am Besten festzumachen an der Frage, ob Fussball gespielt werden darf.
Unsere Regierung ordnet alles stets den Interessen der Wirtschaft unter, damit erleiden wir nun Schiffbruch, denn die jetzt verlorene Zeit- holen wir nicht zurück. Versagen auf ganzer Linie, vorprogrammiert

Mit Blick auf die Finanzblase

Mit Blick auf die Finanzblase, die ja schon Jahre vor dem Ausbruck von Corona bestand, sei gesagt: Das System wird kontrolliert heruntergefahren. Das Virus ist nur eine "Methode", mit der das gemacht wird. Kommt danach ein "weiter so", = das Hirn bleibt ausgeschaltet oder gibt es einen Restart weg vom Neoliberalismus.

Putin ist Schuld

Ich kann diesen Satz nicht mehr hören. Das hilft nicht das eigene Versagen zu kaschieren. Warum wurden nicht beim 1. CoronaFall in Bayern (februar) Maßnahmen eingeleitet. Nun fürchten sie, daß das kaputgesparte und kaputprivatisierte Gesundheitssystem der Krise nicht standhält. Die neoliberalen Regierungsmedien hatten auch nichts besseres zu tun als leergeräumte Regale in den Supermärkten fortwährend zu zeigen. Damit hat man die Kaufräusche doch erst angeheizt. (Also ich habe noch keinen Hamster gekauft, denn ich weis nicht wie man den zubereitet und außerdem ist da sowieso nichts dran). Und der herr Scholz hat nichts besseres zu tun als unsere Steuergelder wieder den Banken, Börsen und Investmenstern zu geben, statt endlich mal ran an die Internetkonzerne zu gehen oder das dringend benötigte Geld für soziale Maßnahmen aus den Einnahmen der Vermögenssteuer zu gewinnen.