Ukraine-Krieg

Panzer für die Ukraine: Kanzler Scholz setzt seine Linie durch

Lars Haferkamp06. Januar 2023
Waffenlieferungen an die Ukraine – der Bundeskanzler Olaf Scholz entscheidet, hier bei einem Besuch der Bundeswehr in der Lüneburger Heide im Oktober 2022.
Waffenlieferungen an die Ukraine – der Bundeskanzler Olaf Scholz entscheidet, hier bei einem Besuch der Bundeswehr in der Lüneburger Heide im Oktober 2022.
Keine deutschen Alleingänge bei Waffenlieferungen an die Ukraine – mit diesem Kurs stärkt der Bundeskanzler die Geschlossenheit des Westens gegenüber Putin. Wie wichtig die ist, haben Scholz‘ Kritiker*innen leider immer noch nicht begriffen.

Seit Monaten verbreiten Politiker*innen der Union und zahlreiche Medien diese Geschichte: Bundeskanzler Olaf Scholz zögere und zaudere bei der Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine. Diese Geschichte stimmte zu keinem Zeitpunkt. Wenn es noch eines Beweises dafür bedurft hätte, dann ist es die jüngste Entscheidung des Kanzlers, der Ukraine erstmals auch deutsche Schützenpanzer zu liefern für ihren Kampf gegen die russischen Angreifer.

Olaf Scholz zeigt Führungsstärke

Von Beginn des Ukraine-Krieges im Februar 2022 hatte Scholz eines stets klar gemacht: Es wird keine deutschen Alleingänge geben. Dieser Linie ist er treu geblieben und hat sie durchgesetzt für die gesamte Bundesregierung und die sie tragenden Koalitionsparteien. Dass Scholz dem Trommelfeuer seiner Kritiker*innen standgehalten und seinen Kurs beibehalten hat, zeugt von Führungsstärke. Sie zeichnet einen guten Kanzler aus.

Denn was wäre gewesen, hätte er den Forderungen nachgegeben, Deutschland solle „mit gutem Beispiel voran gehen“ bei der Lieferung von Waffen an die Ukraine und einen Alleingang wagen? Die Bundesrepublik hätte sich nicht nur isoliert und ihre transatlantischen Partner vor den Kopf gestoßen. Die gerade im Ukraine-Krieg so wichtige Geschlossenheit des westlichen Bündnisses wäre gefährdet gewesen. Deshalb war das Nein des Kanzlers zu den Forderungen seiner Kritiker*innen richtig und notwendig.

Berlin und Washington eng beeinander

Dass sich diese nun hinstellen und behaupten, Olaf Scholz habe ihrem Verlangen nun endlich nachgegeben, ist absurd. Wie eitel muss man sein, um zu glauben, dass öffentliche Forderungen aus der zweiten oder dritten Reihe der deutschen Politik den Kanzler und den US-Präsidenten zum „Nachgeben“ bewegt hätten? Scholz und Biden haben sich seit geraumer Zeit beraten und eng abgestimmt – auch mit den anderen Verbündeten. Nun haben sie gemeinsam entschieden. Und das war gut so.

Keiner der Bündnispartner, die stets eine einheitliche Linie bei Waffenlieferungen an die Ukraine verfolgten, hat gezögert und gezaudert: Biden nicht, Scholz nicht, niemand. Die verbündeten Staats- und Regierungschefs haben ihre Entscheidungen dann getroffen, wenn sie es für richtig und nötig gehalten haben – und zwar gemeinsam – um auch dadurch ein klares Signal westlicher Geschlossenheit an Putin zu senden.

Macron tanzt aus der Reihe

Dass der französische Präsident Emmanuel Macron unmittelbar davor mit seiner Entscheidung, leichte Kampfpanzer in die Ukraine zu liefern, vorgeprescht ist, sagt eher etwas über ihn aus als über den deutschen Kanzler, der sich an die gemeinsame Linie gehalten und nationale Alleingänge verhindert hat. Dass aber nun einige in Deutschland, Macron als Vorbild für „Führungsstärke“ preisen, an dem sich Scholz ein Beispiel nehmen solle, zeigt nur eines: dass sie immer noch nicht verstanden haben, wie wichtig die Geschlossenheit des westlichen Bündnisses ist und wie schädlich jeder unabgestimmte Alleingang.

Es ist gut, dass Bundeskanzler Scholz sich von den Aufgeregtheiten und Eitelkeiten in Politik und Medien nicht beeindrucken lässt. Man möchte sich in dieser schwierigen Lage des Ukraine-Krieges niemanden im Kanzleramt vorstellen, der vor allem mit sich selbst beschäftigt ist und stets nur auf die nächste Schlagzeile schielt. Olaf Scholz hat in seinem Amtseid geschworen, Schaden vom deutschen Volk abzuwenden. Genau das tut er mit seiner umsichtigen und geradlinigen Politik, gerade auch in der Frage von Krieg und Frieden. Dafür gebührt ihm Anerkennung und Respekt.

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Kommentare

Lob gebührte dem Kanzler dann und nur dann,

wenn er Deutschland konsequent jeglicher Kriegsbeteiligung entzogen hätte.

Dass der Kanzler jetzt noch nicht den Kriegstreibern im eigenen Land nachgibt, bedeutet nämlich eben rein gar nichts.

Und abgesehen davon, sind durch die schon vorhandene deutsche Kriegsbeteiligung die politischen Verhältnisse zur Russischen Föderation auf Jahre möglicherweise auf Jahrzehnte ruiniert.

Von den jetzigen und zukünftigen wirtschaftlichen Folgen für die eigenen Bürger ganz zu schweigen

Zustimmung

Obwohl ich durch meine Stimmabgabe im September 2020 am Zustandekommen dieser Bundesregierung beteiligt bin, so kann ich jetzt sagen, daß diese Regierung in keinster Weise meine Interessen in Sachen Frieden, Soziales und Stabilität vertritt. Meine Freiheit wurde weder am Hindukusch, noch wird sie in der Ukraine verteidigt, und schon gar nicht von den Freunden in Washington. Wenn Olaf Scholz sich dem Druck der Qualitätsmedien und dem der Verbündeten beugt, dann kann ich als Mensch mit sozialdemokratischer Überzeugung nur den Kopf schütteln.
WIR, und vor allem die Ukrainer und Russen, brauchen endlich ein Ende dieses Tötens und Zerstörens und da sind Waffenlieferungen nicht hilfreich. Wer so spricht, der "argumentiert" wie die NRA, die nach jedem Amoklauf in den USA nur Waffen, Waffen und nochmals Waffen fordert.

Zustimmung

Richtiger, guter Kommentar von Armin Christ.

NRA und Waffenlieferungen für die Ukraine

Tolle Argumentation! Um da drauf zu kommen muss man zur Querdenkerei befähigt sein.

Kriegstreibern im eigenen Land?

Ich sehe keine Kriegstreiber im eigenen Land und auch keine Kriegsbeteiligung, sie belegen Ihre Behauptungen auch nicht sondern beten nur nach, was wir von DIE LINKE mit ihren Wagenknechten und der AfD schon kennen.

„Seit Monaten verbreiten Politiker*innen

der Union und zahlreiche Medien, ... Olaf Scholz zögere und zaudere bei der Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine“.
Dem Vorwärts ist hier wohl entgangen, was die Koalitions-Freunde der Grünen, z. B. Hofreiter, und der FDP, z. B. Strack-Zimmermann, so alles von sich geben. Aus der Logik des Krieges, die ja auch in der SPD fest verankert zu sein scheint, („Friedenspolitik bedeutet, auch militärische Gewalt als ein legitimes Mittel der Politik zu sehen“ (Klingbeil)), ist in der Tat nicht zu verstehen, dass wir nicht alles einsetzen, um UNSERE Freiheit auf dem Gebiet der Ukraine zu verteidigen, was dort nach einhelliger Meinung unserer Wortgewaltigen geschieht. Dass dabei die Ukraine ihre Soldaten und ihre Bevölkerung einbringt, wir aber nur Waffen, Geld und humanitäre Hilfe, scheint keinen unserer öffentlichkeitswirksamen Fachmänner und -frauen sonderlich zu belasten. Und dass der Krieg in atomare Züge eskalieren könnte, haben unsere Wortgewaltigen ja wortgewandt-durchsichtig als Putin-Narrativ ausgeschlossen.

Ich halte nicht viel von Kriegslogik, trauere darum der verpassten Prävention nach – nicht zuletzt wegen der Ukraine.

Logik?

Einen klaren Kurs kann ich in Scholz´ Politik beim besten Willen nicht erkennen. Das Argumente-Bingo seit dem Frühjahr war einfach nur peinlich. Auch ist mir unklar, warum aus dem Zusammenhalt des Westens (der ja im Übrigen nirgendwo so hochgehalten wurde wie in Deutschland - warum nur?) so ein Fetisch gemacht wurde. Was hilft denn Zusammenhalt gegen Putin, wenn das Ergebnis ist, dass die Ukraine nicht die Waffen bekommt, die sie braucht? So ein Westen dürfte Putin ganz recht gewesen sein. Scholz´ Herumgeeiere über Monate hin war unwürdig. Jetzt im Nachhinein auch noch stolz darauf zu sein, macht es nun wirklich nicht besser.

Scholz versagt erneut

Bei der wichtigsten Frage versagt der Kanzler: Wie wollen wir Russland besiegen?

Die Bundesregierung drückt sich systematisch um eine konsequente Antwort. Einerseits behauptet sie, Deutschland wäre keine Kriegspartei (als Gegenbeweis reicht schon, dass Russland dies anders bewertet). Andererseits sagt die Regierung, dass Russland nicht gewinnen darf.

Es liegt auf der Hand, dass Russland nur durch eine Niederlage von der Annexion des Donbass abgehalten werden kann. Das provoziert die Frage an Genosse Olaf, wie er eine Atommacht besiegen will, deren Eskalationspotenzial den Weltuntergang mit einschließt.

Olaf hat sich auf eine Entscheidungslogik eingelassen, die ihn zu scheibchenweiser Eskalation zwingt. Er ist schon lange ein Getriebener und versucht das nur noch zu bemänteln.

Um der Spirale zu entgehen, muss er meine Ausgangsfrage beantworten und die Konsequenzen akzeptieren. M. E. bedeutet das anzuerkennen, dass eine Atommacht nicht besiegt werden kann und wir ein Agreement mit Russland zwingend brauchen. Das wusste schon Brandt, dessen Ostpolitik davon beseelt war. Und just diese Ostpolitik wollen Scholz und Klingbeil entsorgen.

Russland besiegen?

Wer will denn Russland besiegen? Mit Unterschrift unter die Kapitulationsurkunde im Kreml wie 1945 in Reims und Karlshorst? Mit Ihnen geht die Phantasie durch! Die Ukraine hat alles Recht auf ihrer Seite wenn sie Putins Truppen und Verbrecherbanden (Wagner) von ihrem Territorium verdrängt und wir haben mit unserer Vergangenheit alles Recht und jede Pflicht, der Ukraine dabei nach Kräften und Möglichkeiten zu helfen. Aggressoren und Kriegsverbrecher wie Hitler und Putin können nur durch entschlossenes Handeln und militärische Stärke aber nicht durch die Zauderei unserer Partei in Schach gehalten werden.

Was wird aus meinem Kommentar

den ich gestern geschrieben habe? Wird der noch veröffentlicht oder verdient er nichteinmal die Mitteilung, ob er der Netiquette zum Opfer gefallen ist?

Liegt es daran, dass ich Olaf Scholzens Position für schwach und falsch erklärt habe? Dass er dauernd in der Defensive ist und keine Position länger als zwei Monate halten kann? Und dass er auf die wichtigste Frage, was das Ziel der Bundesregierung in der Ukraine-Krise ist, seit fast einem Jahr keine konsistente Antwort gibt?

Klar scheint mir, dass bei Scholz und in der SPD jetzt gilt:

Mehr Waffen führen zu mehr Frieden.

Und: Von einer in die Ecke gedrängten Atommacht müssen wir nichts befürchten. Obwohl von Rammstein aus der Krieg mit koordiniert wird und in Büchel Atomwaffen auf Moskau gerichtet sind.

was wir wirklich brauchen, sind Erfolge- Erfolgsmeldungen, auch

hier im VORWÄRTS, sind ja quasi Massenware. Daran herrscht wahrlich kein Mangel.Es ist doch nachvollziehbar so, dass jede Art von Zögern oder Widerstand letzten Endes aufgegeben wird, zum Schluss dann doch geliefert wird, was - wäre es gleich geliefert worden- den krieg hätte verkürzen und so die zahlreichen Opfer, die dort täglich zu beklagen sind- auf beiden Seiten- hätten vermeiden können. Das zu einer erfolgreichen politischen Position hochzusterilisieren, ist mE gewagt- wenn ich auch anerkenne, dass die Parteilinie natürlich auch im Blick bleiben muss. Die Partei aber ist weiter, als der Kanzler- jedenfalls in dieser Frage, in der selbst GRÜN nunmehr OLIVGRÜN daher kommt- Hofreiter als Offz d Res vorweg.

Olaf Scholz zeigt Führungsstärke

Hoffentlich!

Denn wenn er sich von den Hardlinern der "C"-Parteien oder auch anderen, wie Frau Panzer-Zimmermann, und möglicherweise von der Rüstungsindustrie drängen lässt, werden wohl doch noch Leopard-Panzer geliefert, und so eskaliert die Aufrüstung bis hin zum Atomkrieg.

Dann waren alle vorherigen Ankündigungen nicht mehr glaubwürdig.

Ein Kriegsende kann nur durch Verhandlungen, nicht durch weitere Waffenlieferungen erreicht werden, denn Sieger wird es keine geben. Leider scheinen derzeit weder Putin noch Selensky zu Verhandlungen bereit zu sein.

Dennoch sollte, wie auch bei früheren Kriegen doch versucht werden, zunächst einen tatsächlich praktizierten Waffenstillstand, unter internationaler Aufsicht herbeizuführen.

Ein richtiger Friedensvertrag wäre der nächste Schritt, wobei hierzu auch Zugeständnisse der Ukraine, z.B. Verzicht auf die Krim, unvermeidlich sind.

Olaf Scholz zeigt Führungsstärke?

Ich sehe keine Führungsstärke von Olaf Scholz. Putin kann sich bei seiner Annexion von ukrainischem Staatsgebiet nicht nur auf DIE LINKE mit ihren Wagenknechten und die AfD stützen sondern leider auch auf Schröder, Schwesig und Scholz u. a.. Letztere lavieren nur und hoffen, dass sich die Ukraine endlich dem brutalen Vergewaltiger Putin hingibt und Ruhe einkehrt. Dann kann Putin sich in Ruhe für die nächste Vergewaltigung rüsten. Was soll und kann er dem einfachen russischen Volk sonst bieten um es Propaganda, Nationalismus und Geschwafel über nationale Größe besoffen zu halten? Die Russen, die ihn durchschauen, hält er mit brutaler Gewalt, die vor Mord nicht zurückschreckt, in Schach.

Zustimmung

Dem Kommentar von Armin Christ vom 08.01.2023 stimme ich inhaltlich voll zu. Immer mehr Waffenlieferungen an die Ukraine können niemals eine Lösung dieses furchtbaren Konflikts sein. Es muss endlich verhandelt, verhandelt, verhandelt werden und die Waffen müssen schweigen - alle!. Jeder Tote, sei es auf ukrainischer oder russischer Seite, ist ein Toter zu viel. Wenn sich die deutsche Gesellschaft in völlig undifferenzierter Weise einer hasserfüllten generellen Russophobie zuwendet, werden z.B. die ökologischen Herausforderungen im riesigen Russland (z.B. Auftauen der Permafrostböden mit riesigem Methanausstoß) niemals gelöst werden können. Das wäre nicht nur ein absolut existenzielles Problem für Russland, sondern für die ganze Welt! Friedliche, globale Kooperation ist unerlässlich - nicht die egoistische Verteidigung von geopolitischen Einflussgebieten. Ob es diesem Mächten: USA, China, Russland - passt oder nicht, sie müssen sich an den Verhandlungstisch setzen und aufhören sich gegenseitig zu bedrohen. Wir haben alle nur diese eine Welt. Und - man kann es nur noch mit Wehmut sagen: Hätten wir noch Politiker wie Willy Brandt, Kruno Kreisky, Olof Palme und Michail Gorbatschow!