Neue DGB-Vorsitzende: Wer ist Yasmin Fahimi?
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Seit dem 9. Mai 2022 hat der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) eine neue Vorsitzende – und damit erstmals in der Geschichte eine Frau an der Spitze. Die Sozialdemokratin Yasmin Fahimi wurde am Montag mit einer Mehrheit von 92,23 Prozent ohne Gegenkandidat*in gewählt. Sie ist damit Nachfolgerin von Reiner Hoffmann, der acht Jahre lang den Dachverband führte.
Nun also Fahimi. Die Sozialdemokratin sitzt seit 2017 für die SPD im Bundestag, 2021 wurde sie wiedergewählt, gewann ihren Bundestagswahlkreis „Hannover-Stadt II“ wieder direkt. „Ich bin ein Kind Hannovers“, beschreibt sie sich auf ihrer eigenen Internetseite. „Ich bin hier geboren, bin hier aufgewachsen und bis heute lebe ich in unserer schönen Stadt“. Im Dezember 1967 kommt Fahimi in der niedersächsischen Landeshauptstadt zur Welt. Hannover ist aber noch aus einem anderen Grund Dreh- und Angelpunkt von Fahimi. Sie ist nicht nur ein Kind Hannovers, sondern auch ein Kind der Gewerkschaft, die ihren Hauptsitz in der niedersächsischen Landeshauptstadt hat: Die Industriegewerkschaft IG BCE (Bergbau, Chemie, Energie), der drittgrößten im DGB nach IG Metall und ver.di. 13 Jahre ist sie für die IG BCE als Gewerkschaftssekretärin aktiv.
Generalsekretärin, Staatssekretärin, Bundestagsabgeordnete
Bundesweit bekannt wird Fahimi vor allem über ihren Posten im Willy-Brandt-Haus: Sie kommt 2014 in die Parteizentrale, ist bis 2015 Generalsekretärin der Partei. Ein Jahr später folgt sie SPD-Arbeitsministerin Andrea Nahles als Staatssekretärin in ihr Ministerium. Es ist ihr Fachgebiet, in dem sie sich schon seit mehreren Jahren betätigt: Arbeitsmarkt, berufliche Bildung, Weiterbildung – all das sind auch Themen, mit denen sie außerhalb Berlins zu tun hatte. Mit Nahles arbeitet sie damals an einem neuen Rentenkonzept, mit Themen wie Mindestlöhnen und Leiharbeit bestreitet Fahimi später auch ihre Bundestgaswahlkämpfe. Bis 2017 arbeitet sie dort.
1986 tritt Fahimi in die SPD ein, da ist sie 17 Jahre alt. Von da an ist sie bei den Jusos aktiv, ab 1994 wird sie auch direkt für die SPD vor Ort aktiv, auf Unterbezirk und Bezirk folgen Stadtverband Hannover, Landesverband Niedersachsen.
Politisch gehört Fahimi zu den Linken innerhalb der Partei, im Bundestag gehört sie dem entsprechenden Flügel an, der parlamentarischen Linken, macht sich auch im Bundestag weiter für gute Arbeit und Sozialpolitik stark. In den vergangenen Jahren setzte sie sich vor allem für eine bessere berufliche Bildung ein, in der Fraktion arbeitete sie unter anderem an einem Konzept zur Berufsbildung in der digitalen Arbeitswelt.
ihr politisches Engagement ist allerdings nicht auf die Grenzen der Bundesrepublik beschränkt: Fahimi ist unter Vorsitzende der deutsch-brasilianischen Parlamentariergruppe. Als 2018 der frühere brasilianische Präsident Lula da Silva verhaftet wurde und unter fadenscheinigen Gründen bis 2019 im Gefängnis saß, initiierte Fahimi auch in Deutschland eine Solidaritätskampagne für den linken Politiker, koordinierte ihre Arbeit in Deutschland auch mit der Arbeiterpartei in Brasilien. Mit Erfolg: Ende 2019 wurde da Silva entlassen, 2021 alle Anklagepunkte fallen gelassen.
Wahlsieg mit Willy Brandt
Nach der gewonnen Bundestagswahl gehörte sie außerdem der Gruppe „Arbeit“ in den Koalitionsverhandlungen mit Grünen und FDP an. Im Januar 2022 wurde dann öffentlich, dass sie für die DGB-Spitze nominiert werden soll – was ihr die Glückwünsche von Genoss*innen und Anerkennung über die Partei hinaus einbrachte.
Innerhalb der Partei machte vor allem ein Foto aus dem Wahlkampf von Fahimi die Runde: Yasmin Fahimi, sitzend, mit einer Gitarre in der Hand und einer glimmenden Zigarette im Mund. Es ist eine Hommage, eine „Verbeugung“ vor Willy Brandt, wie Fahimi dem „vorwärts“ erklärt. Das Foto von Brandt, was Fahimi nachstellte, hängt auch in ihrem Wahlkreisbüro. „Damals wie heute soziale Politik für dich“, lautete der Slogan zum Wahlkampf-Motiv, das auch in Magazinen in Hannover erschien. Fahimi gewann den Wahlkreis „Hannover-Stadt II“ mit einem Abstand von mehr als sechs Prozent zum Zweitplatzierten. Mit 32,9 Prozent entfiel jede dritte abgegebene Erststimme im September 2021 auf sie.
„Ich Danke euch wirklich von Herzen“, sagte am Montagmorgen dann eine breit strahlende Fahimi zu dem Wahlergebnis. Sie nehme die Wahl sehr gerne an und werde alles tun, um den Erwartungen gerecht zu werden, rief sie unter dem donnernden Applaus der Delegierten.