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Wie das neue Beratungsangebot gegen Rassismus funktioniert

Staatsministerin Reem Alabali-Radovan startet das Modellvorhaben zur community-basierten Beratung gegen Rassismus. Menschen, die Rassismus erfahren, sollen hier parteiisch und sensibel beraten werden.
von Vera Rosigkeit · 25. September 2023
Staatsministerin Reem Alabali-Radovan (SPD), hier bei der Vorstellung zum Lagebericht Rassismus in Deutschland
Staatsministerin Reem Alabali-Radovan (SPD), hier bei der Vorstellung zum Lagebericht Rassismus in Deutschland

Rassismus ist beklemmend und menschenunwürdig, sagt Natalie Beck. Sie leitet das Projekt AntiRaktiv, eine Anlaufstelle für alle von Rassismus betroffenen Personen in Thüringen. Grundpfeiler des Projekts ist eine community-basierte Antirassismusberatung, die darauf setzt, dass Gruppen, die von Rassismus betroffen sind, in ihren Organisationen und Vereinen selber Anlauf- und Beratungsstellen aufbauen. So können die ausgebildeten Berater*innen die Situation von Menschen, die Rassismus erfahren, aus eigenem Erleben nachvollziehen und sensibel auf Betroffene eingehen.

Betroffene sind kein Einzelfall

Finanziell gefördert wird der Aufbau dieser Beratungsstellen seit Anfang des Jahres in einem Modellvorhaben der Beauftragten der Bundesregierung für Antirassismus, Reem Alabali-Radovan. Dabei soll sich das neue Beratungsangebot an den Bedürfnissen der Menschen orientieren, die Rassismus erleben, sagt die SPD-Politikerin am Montag bei der Vorstellung in Berlin. Ihr sei wichtig, dass die Perspektive der Betroffenen im Mittelpunkt stehe. „Wer rassistisch angegriffen wird, soll endlich auch Gehör finden“, betont die Staatsministerin. Um die Erfahrungen von Migrant*innen- und Community-Organisationen zu nutzen, „fördern wir gezielt die Qualifizierung von hauptamtlichen Antirassismusberater*innen in den Selbstorganisationen, so die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration. Sie plant damit Lücken – nicht nur im Beratungsangebot im ländlichen Raum, sondern auch inhaltliche Lücken zu schließen. „Denn oftmals fehlt der bisherigen Beratung der Blick für strukturellen Rassismus, zu oft wurden Betroffene als Einzelfall behandelt“, betont sie.

32 Beratungsstellen budnesweit

Als parteiisch und solidarisch beschreibt Brigitte Lawson von weact beim Bundesverband Netzwerke von Migrant*innenorgansiationen e.V. die Beratung. „Wir stellen den Rassismusvorfall nicht in Frage, sondern begleiten die Person, dass sie mit diesem Traumata klar wird.“

Bundesweit 32 dieser Anlauf- und Beratungsstellen gibt es. Sie reichen von Augsburg in Bayern über Neubrandenburg in Mecklenburg-Vorpommern bis Weimar in Thüringen. Das Beratungsnetz mit Anlauf- und Beratungsstellen wird von insgesamt acht Migrant*innen- und Community-Organisationen aufgebaut und seit Januar 2023 für drei Jahre mit 12 Millionen Euro unterstützt.

Innerhalb des Projekts soll außerdem ein Monitoring- und Dokumentationssystem entwickelt werden, um das Dunkelfeld rassistischer Vorfälle zu erhellen. Es soll helfen, mehr darüber zu erfahren, in welcher Form und in welchem Umfang Rassismus vorkommt.

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Vera Rosigkeit

hat Politikwissenschaft und Philosophie in Berlin studiert und ist Redakteurin beim vorwärts.

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