Lohngerechtigkeit

Nahles zum Equal Pay Day: Jeder Cent Lohnlücke eine schreiende Ungerechtigkeit

Vera Rosigkeit18. März 2019
Frans Timmermanns zwischen Katarina Barley und Andrea Nahles beim Equal Pay Day in Berlin.
Gemeinsame Aktion des DGB und SPD-Präsidiums zum Equal Pay Day
Der Kampf um gleichen Lohn für gleiche Arbeit geht weiter. Auch 2019 müssen Frauen – statistisch gesehen – bis Mitte März ohne Gehalt arbeiten. Die SPD will ein EU-weites Lohngerechtigkeitsgesetz einführen – der DGB fordert die Grundrente ohne Bedürftigkeitsprüfung.

Noch immer verdienen Frauen in Deutschland durchschnittlich 21 Prozent weniger als Männer. Diese Entgeltlücke – der sogenannte Gender Pay Gap – verharrt seit Jahren auf gleich hohem Niveau. Grund genug auch in diesem Jahr gegen diese Ungerrechtigkeit auf die Straße zu gehen. Bei einer gemeinsamen Aktion vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB), dem Deutschen Frauenrat (DF) und dem Sozialverband Deutschland (SoVD) zeigte auch das SPD-Präsidium Flagge.

Es geht um viele, viele Euros

Unter dem Motto „Kommt zusammen! Für gleichen Lohn“ versammelte sich am Montag die Parteispitze in Berlin am Brandenburger Tor, um sich geschlossen dafür einzusetzen, dass der Gender Pay Gap und der daraus folgender Gender Pension Gap geschlossen werden. In diesem Jahr ist der 18. März der Tag, bis zu dem Frauen umsonst arbeiten. Bundesfamilienministerin Franziska Giffey erklärte via Twitter, dass viele Dinge getan werden müssten: Mittlerweile seien 31 Prozent Frauen in Aufsichtsräten. In Vorständen aber „sind noch 94 Prozent Männer. Das kann nicht so bleiben!“

Auch der Spitzenkandidat der europäischen Sozialdemokraten im Europawahlkampf Frans Timmermans nutzte den Nachrichtendienst: „Mit deiner Unterstützung werde ich als nächster Präsident der Europäischen Kommission die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen schließen“, versprach der niederländische Politiker.

Klare Worte fand Parteichefin Andrea Nahles: „Wenn einigen am #EqualPayDay nichts anderes einfällt, als die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern kleinzurechnen, kann ich nur sagen: Jeder Cent ist eine schreiende Ungerechtigkeit. Und es geht hier um viele, viele Euros.“ Ihre Forderung: „Wir kämpfen, bis gilt: gleicher Lohn für gleiche Arbeit!“

Dringend notwendig scheint dies auch vor dem Hintergrund, dass der Lohnunterschied regional sogar noch größer ausfallen kann. Eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung zum Equal-Pay-Day zeigt, das er in Süddeutschland mit 22,7 Prozent sogar noch höher ist als im Bundesdurchschnitt und besonders groß bei Versicherungskaufleuten.

Grundrente ohne Bedürftigkeitsprüfung

Dass die Lohnlücke stagniert, ist für DGB-Chef Reiner Hoffmann am Brandenburger Tor auch ein Zeichen dafür, dass bisherige Gesetze „ins Leere laufen, die Frauen eigentlich bessere Chancen am Arbeitsmarkt bringen sollten“. Das Entgelttransparenzgesetz mit seinem Auskunftsanspruch, der nur in Unternehmen mit mehr als 200 Beschäftigten gelte, sei laut Hoffmann so ein Fall. Das sollte mit der von Hubertus Heil geplanten Grundrente nicht passieren, betonte er. Seine Forderung: „Damit Frauen im Alter von der Aufwertung niedriger Rentenkonten profitieren, darf es keine Bedürftigkeitsprüfung geben. Sonst geht auch dieses Gesetz an den Frauen vorbei.“

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Kommentare

Gesamtgesellschaftliches Problem !

Mitunter wird (wie aktuell in der Sendung "hart aber fair") Frauen der Vorwurf gemacht sie wählten die falschen Studiengänge (inbesondere im sozialen Bereich) Da könnte schon etwas dran sein wenn es um´s Geld geht !
Aber wenn dem so ist, so haben wir doch nicht nur ein Genderdefizit,sondern ein enormes gesamtgesellschaftliches Problem, weil Berufe deren Bezahlung sich an neolibealen, marktradikalen Egoismen ausrichten deutlich besser bezahlt werden als Berufe die dem Allgemeinwohl und der öffentlichen Daseinsvorsorge dienen. Da verrutschen einer (Männer-)gesellschaft. komplett die Werte hin zur Maximalentsolidarisierung !
Da gibt es die falschen Anreize, unwürdig für eine aufgeklärte Gesellschaft und von Vorgestern ! Es braucht Instrumentarien und Rahmenbedingungen die unsere Werte des Miteinander wieder vom Kopf auf die Füsse stellen.
Deshalb müssen die sozialen Berufe u. die öffentliche Daseinsvorsorge in hohem Maße aufgewertet werden u. im selben Maße die marktradikalen Gewinnmaximierer .gebändigt u. besteuert werden. Hilfreich ist f. alle Bereiche und für dieses Ansinnen wenn Frauen in hohem Maße u. familienfreundiich. in die Führungspositionen kommen, mit u.ohne Quote !

Zum Thema der gleichen

Zum Thema der gleichen Bezahlung stellt sich noch eine andere Frage..Aus meinem persönlichen beruflichen Werdegang kam mir die Erkenntnis, dass Frauen in der freien Wirtschaft eine weit aus bessere Arbeit, sowohl qualitativ als auch quantitativ, abliefern müssen als vergleichbare männliche Kollegen, um in höhere Positionen aufzusteigen. Die Seite muss auch beleuchtet werden.

Was soll das ?

Eas kann doch nicht sozialdemokratische Politik sein Frauen in die Aufsichtsräte und CEO Posten zu hiefen - dort sind sie die Vertreterinnen des Klassenfeindes; da haben sie diese Funktion.
SOZIALDEMOKRATISCHE Politik muss sein: Die Arbeitnehmerinnen und die Arbeitnehmer zu stärken ! Weg mit Niedriglohn, Befristung......... ! Von GenderPolitics (wie das auf anglzistisch heißt) bekommt keine Putzfrau (oder Mann) keinen cent mehr Lohn.

Glaube keiner Statistik....

Wenn überhaupt sollte nicht der Median als Bezugsgröße genommen werden sondern der tatsächliche Durchschnittslohn in den jeweiligen Branchen.
Sonst stehen unterbezahlte Berufe wie Sozialberufe (Erzieher/Pfleger/Soziapädagogen/usw. und natürlich auch *Innen :P) höher bezahlten Berufen wie Ingenieuren/Technikern/Programmierern (aber daran arbeiten wir ja bereits per "Einwanderungsgesetz")/Meisterberufen (*Innen) gegenüber.

Hier ist erst einmal für eine "saubere" Berechnung zu sorgen bevor man von "kleinrechnen" fabuliert. Bessere Bezahlung für die angeblich "wichtigen sozialen Berufe" würde auch helfen.

Analog die Paritätspanikmache die nicht etwa daraufhin abzielt Frauen und Männer im Verhältnis der tatsächlich vorhandenen Bewerber gleichzustellen sondern pauschal auf 50/50 besteht.
Stehen also 14 Männer und 6 Frauen bei gleicher Eignung für 10 Stellen zur Verfügung werden Männer effektiv diskriminiert.

Viel zu viel dumme Ideologie steht praktischen Lösungen im Weg.
Ich hätte dann auch mal gern erklärt wieso nicht gleichermaßen massiv um Kindergärtner(!) wie um Ingenieurinnen(!) geworben wird.

Ein Hemmfaktor für Frauen in

Ein Hemmfaktor für Frauen in ihrem beruflichen Werdegang und Aufstieg ist nun einmal die Tatsache, dass Arbeitgeber durch Schwangerschaft Ausfälle und Reduzierung der Arbeitszeiten aufgrund von Kinderbetreuung/Erziehung einkalkulieren müssen. Solange Kinder und Kindererziehung in unserer Gesellschaft nicht den Stellenwert einnehmen, der ihnen gebührt,also positiv wahrgenommen werden, wird sich die Situation der berufstätigen Frauen nicht entscheidend verbessern. Wobei noch anzumerken ist, dass die Frauen, die sich ganz der Familie und Kindererziehung widmen möchten, die gibt es auch, nicht wegen ihrer Wahl in ein schlechtes Licht gerückt werden sollten.

Den ganzen Genderkram kann mann meines Erachtes in die Tonne kloppen. Die Biologie und sonstigen Realitäten kann niemand ausschalten.

Staatl. organisierter. Ausgleichsfonds

Vielleicht läge die Lösung in einer Art Ausgleichsfonds bei dem von den Gehältern der Männer eine Einzahlung erfolgen muss, aus dem Firmen eine Ausgleichszahlung bekommen um den Ausfall der Frau in Zeiten der Schwangerschaft, Geburt und Nachsorge zu kompensieren. Somit entfiele ein Argument der Arbeitgeber für niedrigere Entlohnung von Frauen ! Ähnlich könnte ein Ausgleich für Firmen bei Flexibilitätseinbußen der Mitarbeiter in Zeiten von Kindererziehung aussehen ! Auch hier wäre ein Fonds-Modell denkbar, bei dem Kinderlose und Großverdiener/innen einen Beitrag berappen sollten.
Aber auch Arbeitgeber/innen sollten einen Beitrag dafür einzahlen müssen, weil sie ein ureigenes Interesse an heranwachsenden qualifizierten Nachwuchs haben sollten. Momentan mangelt es ja deutlich sichtbar genau daran !
Es könnte also ,wenn es von der Regierung gewollt wäre, durchaus attraktiv sein für Arbeitgeber, mehr Frauen und Familienmenschen einzustellen und das auch in Führungspositionen !!!