Nahles zum Equal Pay Day: Jeder Cent Lohnlücke eine schreiende Ungerechtigkeit
Dirk Bleicker
Noch immer verdienen Frauen in Deutschland durchschnittlich 21 Prozent weniger als Männer. Diese Entgeltlücke – der sogenannte Gender Pay Gap – verharrt seit Jahren auf gleich hohem Niveau. Grund genug auch in diesem Jahr gegen diese Ungerrechtigkeit auf die Straße zu gehen. Bei einer gemeinsamen Aktion vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB), dem Deutschen Frauenrat (DF) und dem Sozialverband Deutschland (SoVD) zeigte auch das SPD-Präsidium Flagge.
Es geht um viele, viele Euros
Unter dem Motto „Kommt zusammen! Für gleichen Lohn“ versammelte sich am Montag die Parteispitze in Berlin am Brandenburger Tor, um sich geschlossen dafür einzusetzen, dass der Gender Pay Gap und der daraus folgender Gender Pension Gap geschlossen werden. In diesem Jahr ist der 18. März der Tag, bis zu dem Frauen umsonst arbeiten. Bundesfamilienministerin Franziska Giffey erklärte via Twitter, dass viele Dinge getan werden müssten: Mittlerweile seien 31 Prozent Frauen in Aufsichtsräten. In Vorständen aber „sind noch 94 Prozent Männer. Das kann nicht so bleiben!“
Auch der Spitzenkandidat der europäischen Sozialdemokraten im Europawahlkampf Frans Timmermans nutzte den Nachrichtendienst: „Mit deiner Unterstützung werde ich als nächster Präsident der Europäischen Kommission die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen schließen“, versprach der niederländische Politiker.
Klare Worte fand Parteichefin Andrea Nahles: „Wenn einigen am #EqualPayDay nichts anderes einfällt, als die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern kleinzurechnen, kann ich nur sagen: Jeder Cent ist eine schreiende Ungerechtigkeit. Und es geht hier um viele, viele Euros.“ Ihre Forderung: „Wir kämpfen, bis gilt: gleicher Lohn für gleiche Arbeit!“
Dringend notwendig scheint dies auch vor dem Hintergrund, dass der Lohnunterschied regional sogar noch größer ausfallen kann. Eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung zum Equal-Pay-Day zeigt, das er in Süddeutschland mit 22,7 Prozent sogar noch höher ist als im Bundesdurchschnitt und besonders groß bei Versicherungskaufleuten.
Grundrente ohne Bedürftigkeitsprüfung
Dass die Lohnlücke stagniert, ist für DGB-Chef Reiner Hoffmann am Brandenburger Tor auch ein Zeichen dafür, dass bisherige Gesetze „ins Leere laufen, die Frauen eigentlich bessere Chancen am Arbeitsmarkt bringen sollten“. Das Entgelttransparenzgesetz mit seinem Auskunftsanspruch, der nur in Unternehmen mit mehr als 200 Beschäftigten gelte, sei laut Hoffmann so ein Fall. Das sollte mit der von Hubertus Heil geplanten Grundrente nicht passieren, betonte er. Seine Forderung: „Damit Frauen im Alter von der Aufwertung niedriger Rentenkonten profitieren, darf es keine Bedürftigkeitsprüfung geben. Sonst geht auch dieses Gesetz an den Frauen vorbei.“
hat Politikwissenschaft und Philosophie in Berlin studiert und ist Redakteurin beim vorwärts.