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„Mobile-Arbeit-Gesetz“: Fünf Gründe für das Recht auf Home Office

Bedingt durch die Corona-Pandemie haben seit Jahresbeginn zahlreiche Menschen im Home Office gearbeitet. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) plant nun einen Rechtsanspruch auf mindestens 24 Tage mobiles Arbeiten pro Jahr.
von Jonas Jordan · 5. Oktober 2020
Arbeitsminister Hubertus Heil will Arbeitnehmer*innen künftig den Anspruch auf 24 Tage mobiles Arbeiten pro Jahr ermöglichen.
Arbeitsminister Hubertus Heil will Arbeitnehmer*innen künftig den Anspruch auf 24 Tage mobiles Arbeiten pro Jahr ermöglichen.

In vielen Unternehmen war es mit Ausbruch der Corona-Pandemie im März Alltag: arbeiten im Home Office. Doch was damals mehr oder weniger aus der Not heraus geboren war, soll künftig mit einem Rechtsanspruch verknüpft sein. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) plant ein „Mobile-Arbeit-Gesetz“, wodurch Arbeitnehmer*innen in Zukunft mindestens 24 Tage pro Jahr im Home Office arbeiten können. Ausnahmen sollen für Unternehmen möglich sein, in denen mobiles Arbeiten praktisch nicht umsetzbar ist. Neben Kritik von Teilen der Union und Wirtschaftsverbänden gab es aber auch viele Fürsprecher*innen für Heils Initiative. Wir nennen daher fünf Gründe, warum der Rechtsanspruch für Arbeiten im Home Office sinnvoll ist.

Rechtssicherheit für Arbeitnehmer*innen

„Wir wollen, dass das Recht auf mobiles Arbeiten gesetzlich abgesichert wird“, sagt SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil in einer Pressekonferenz am Montag. Denn bislang gilt: Mobiles Arbeiten ist dann möglich, wenn die Arbeitgeber*innen es erlauben. Wenn nicht, schauen Arbeitnehmer*innen in die Röhre. Klingbeil fordert daher: „Das Recht auf Homeoffice kann nicht im Gutdünken der Arbeitgeber liegen.“ Genauso argumentiert auch Bundesarbeitsminister Hubertus Heil: „Zukünftig ist es so, dass der Arbeitgeber nicht mehr willkürlich oder aus Prinzip Nein sagen kann, sondern nur wenn betriebliche Gründe dagegen sprechen.“ Die von Heil vorgesehenen 24 Tage als Rechtsanspruch pro Jahr sieht der Minister dabei als Untergrenze. Darüber hinaus gehende Vereinbarungen seien zwischen den Tarifparteien jederzeit möglich.

Bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Rund zwei Drittel der Arbeitnehmer*innen wünschen sich, auch nach dem Ende der Corona-Pandemie weiterhin regelmäßig im Home Office zu arbeiten. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Montag veröffentlichte Studie, die vom Bundesarbeitsministerium bei den Forschungsinstituten IAQ, ZEW und IZA in Auftrag gegeben wurde. Demnach ist einer der entscheidenden Gründe aus Sicht vieler Arbeitnehmer*innen die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Auch wenn dies während der Corona-Pandemie bedingt durch die zeitweise Schließung von Schulen und Kindertagungsstätten bei vielen Eltern eher zu einer Mehrbelastung führte, liegen langfristig die Vorteile durch mobiles Arbeiten in diesem Bereich auf der Hand. „Wenn beide Eltern einen Beruf haben, in dem mobiles Arbeiten machbar ist, kann nach meinem Vorschlag jede Woche abwechselnd ein Elternteil einen Tag von Zuhause arbeiten. Das erleichtert das Familienleben enorm“, sagt Arbeitsminister Hubertus Heil im Interview mit der Bild am Sonntag.

Höhere Jobzufriedenheit

Ein weiteres Ergebnis der Studie ist, dass immer mehr Arbeitnehmer*innen bewusst den Anspruch an ihr*e Arbeitgeber*in formulieren, zumindest einen Teil ihrer Arbeitszeit mobil arbeiten zu dürfen. Wird diesem Wunsch entsprochen, steigt auch die Jobzufriedenheit. Die vom Bundesarbeitsministerium in Auftrag gegebene Studie zeigt: 87 Prozent derjenigen, die während der Pandemie zu Hause gearbeitet haben, seien „sehr zufrieden“ oder „zufrieden“ gewesen.

Gut für das Klima

Bereits im August veröffentlichte Greenpeace eine Studie zu den klimapolitischen Auswirkungen von Home Office. Demnach könnten zwei Tage Homeoffice in der Woche den CO2-Ausstoß um 5,4 Millionen Tonnen pro Jahr senken. Entsprechend unterstützt auch Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) Heils Vorschlag. Dies sei ein wichtiger Beitrag zu mehr Klimaschutz. Ein Recht auf mobiles Arbeiten helfe dabei, Staus und Pendelverkehre abzubauen, erklärte die SPD-Politikerin. Langfristig würde eine stärkere Verlagerung auf mobiles Arbeiten auch neue Perspektiven für den ländlichen Raum eröffnen, da Arbeitnehmer*innen nicht mehr zwingend in der Nähe des Arbeitsplatzes wohnen müssten.

Besser für die Gesundheit

Nach Einschätzung der AOK habe die Zunahme bei der Home Office-Nutzung mit dazu beigetragen, dass sich während der Pandemie deutlich weniger Beschäftigte krank gemeldet haben. Dadurch sinke das Ansteckungsrisiko auf dem Arbeitsweg und im Büro. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt eine Studie der DAK. Die Forschungsinstitute IGES und Forsa hatten für die DAK-Studie 7000 Beschäftigte zum Thema Home Office vor und während der Corona-Pandemie befragt. Viele fühlten sich durch mobiles Arbeiten produktiver. Auch der Stresslevel der Befragten ist im Home Office niedriger: Vor der Corona-Pandemie fühlten sich 21 Prozent der Beschäftigten regelmäßig gestresst, in der Krise sind es nur noch 15 Prozent. Der Anteil der Arbeitnehmer*innen, die nie oder nur gelegentlich gestresst sind, stieg von 48 auf 57 Prozent. 

Autor*in
Jonas Jordan
Jonas Jordan

ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo

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